Portalbeitrag

Corporate Design kills Intranet

Probleme erkennen und vermeiden

Es ist auffällig, dass immer mehr Intranet-Projekte und Relaunches über die Restriktionen eines vorgegebenen Corporate Designs stolpern. Das Corporate Design wird für eine Ineffizienz des neuen Intranet verantwortlich gemacht. Dies ist Grund genug, das Missverständnis hinter diesem Problem eingehender zu betrachten.

Corporate Design ist ein integraler Bestandteil der Markierungspolitik von Unternehmen. Besonders im World Wide Web kommt dem Corporate Design eine weitere Bedeutung zu: Es stellt für den Nutzer die Verbindung zwischen der virtuellen Website zur realen Produktwelt der Unternehmen dar. Es ist ein zentrales Unterscheidungsmerkmal zu den Wettbewerbern und bindet über die Identifikation die Kunden. Die Vorgaben des Corporate Design für den Bereich Web umfassen daher in vielen Fällen aktuelle Designtrends, wie zum Beispiel die Verwendung von großen Weißflächen oder Flat Design. Unternehmensintern soll das Corporate Design die Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Unternehmen fördern und die Mitarbeiter zu Engagement für ein gemeinsames Ziel motivieren.

An dieser Stelle entsteht in zunehmender Zahl ein Missverständnis: Die Ziele des Corporate Design im internen und externen Einsatz sind sich ähnlich, jedoch die Methoden des Corporate Design sind nicht direkt 1:1 übertragbar. Damit ist auch die Gestaltung nicht unmittelbar übertragbar. Oder anders gesagt: Schick ist nicht praktisch und effizient für die tagtägliche Arbeit im Unternehmen. Corporate Design kann, sofern es identisch extern und intern verwendet wird, genau das Gegenteil seines eigentlichen Zieles erreichen. Im Folgenden werden einzelne konkrete Problemfelder betrachtet.

Weißfläche

Im Web-Design haben sich in den vergangenen Jahren Layouts mit großen Weißflächen durchgesetzt. Weißflächen geben Raum und machen das Layout leichter. Im internen Einsatz sind für Prozesse und Anwendungen eine hohe Informationsdichte erforderlich. Designs mit Weißflächen können dazu beitragen, dass die Nutzer die Informationen nicht vollständig im Viewport sehen und scrollen müssen.

Bilder statt Text

Bilder sind ein zentrales Element modernen Web-Designs. Bilder werden als Eyecatcher in einer Größe bis zur vollen Seitenbreite verwendet und ersetzen teilweise Text. Bilder vergrößern ebenfalls die kompakte Darstellung von Informationen für Mitarbeiter, die aus den Bildern aber als regelmäßige Nutzer keinen Vorteil ziehen.

XXL-Header

Übergroße Header mit Bildern reduzieren den Inhaltsbereich in der internen Verwendung. Nutzer von Anwendungen und Leser von Informationsseiten können zum Scrollen gezwungen werden. In der internen Nutzung ist der Identifizierungseffekt mit XXL-Headern eher gering und ein Ärgernis für die Nutzer.

Farbgestaltung

Die dezenten, kontrastreduzierten Farben des Web-Designs sind nicht für eine tägliche Arbeit sinnvoll. Die interne Nutzung im Intranet erfordert einen hohen Kontrast und die Vermeidung kritischer Farbkombinationen (z.B. bei Rot-Grün-Blindheit) als Ausgangsvoraussetzung für eine Barrierearmut.

Diese Beispiele zeigen, dass sich durch die unterschiedliche Nutzungsweise unterschiedliche Anforderungen an die Gestaltung der Oberfläche ableiten lassen. Es ist daher sinnvoll aus einem allgemeinen Corporate Design jeweils eine nutzergerechte Spezialisierung für die externe und interne Nutzung abzuleiten und diese jeweils unter Einbeziehung der Zielgruppen zu optimieren. Hierdurch lässt sich die gewünschte Wirkung des Corporate Design verstärken.

 


Weiterführende Links:
Studiengang Online-Medien-Management
Buch Unternehmensportale und Intranet - konzipieren, realisieren, betreiben von Thorsten Riemke-Gurzki


Autoren

Eingetragen von

Name:
Prof. Dr.-Ing. Thorsten Riemke-Gurzki  Elektronische Visitenkarte


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