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Musikpromotion

Von Vorab-Snippets, Kühlboxen und gekauften Klickzahlen

In den letzten Jahren hat die Digitalisierung in allen Bereichen ihre Spuren hinterlassen. Die Verkaufszahlen von CDs und Vinyl sinken, Audio-Streaming galt 2018 mit 46,6 Prozent erstmals als das umsatzstärkste Format. Diese Veränderungen schlagen sich auch in der Musikpromotion nieder: Wo früher Magazine wie BRAVO und The Rolling Stone oder Musiksendungen auf MTV und VIVA genutzt wurden, dient heute das Internet als Plattform.

So vielfältig wie die Musik heutzutage ist, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten bei der Musikpromotion. © Foto von Spencer Imbrock über Unsplash
So vielfältig wie die Musik heutzutage ist, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten bei der Musikpromotion. © Foto von Spencer Imbrock über Unsplash

Dabei sind die Möglichkeiten vielseitig - von viralen Challenges in den sozialen Netzwerken über besondere Boxinhalte im Online-Handel. In den deutschsprachigen Musikcharts dominieren dabei immer wieder Songs von Deutsch-Rap-Künstlern, die auch die neuen und veränderten Marketing- und Promotionsstrategien der Musikbranche zuerst nutzten.

Früher Pressemitteilung, heute Social-Media-Posting

Heutzutage verfügt fast jeder Musiker über diverse Social-Media-Auftritte, um seine Fans zu erreichen, da sich die Lebenswelten der jüngeren Generationen hauptsächlich in Social Media abspielen. Daher kommunizieren Musiker die wichtigsten Informationen nicht mehr über Pressemitteilungen oder die Homepage, sondern auf Instagram, Facebook & Co. Beispielsweise erfahren Fans dort als erstes, wann das neue Album erscheint oder der Ticketverkauf startet. Insbesondere werden dabei neue Singles promoted, indem Vorabmaterial oder Teaser, auch sogennante "Leaks", veröffentlicht werden. Das galt früher als No-Go, hat sich mittlerweile allerdings bei vielen Musikern etabliert. Die App TikTok treibt diese Art der Musikpromotion auf die Spitze. Vor dem eigentlichen Veröffentlichungsdatum starten viele Musiker eine Challenge auf der Plattform, indem sie ein Musik-Snippet aus dem Song hochladen, damit die Fans dann eigene TikTok-Videos zu den Snippets erstellen.

Boxinhalte: von String-Tangas bis zu Kühlakkus

Als Reaktion auf die sinkenden Verkaufszahlen von CDs und Vinyl hat sich beispielsweise Musiker Fynn Kliemann bei beiden seiner Alben dazu entschieden, nur eine limitierte Anzahl physischer Tonträger zu produzieren, die nur per Vorbestellung erhältlich waren. Danach war seine Musik nur noch digital zu erwerben. Limitierte Stückzahlen und Vorabbestellungen sind auch bei Albenboxen keine Seltenheit. Das Herzstück dieser Box ist dabei das Album eines Künstlers. Daneben enthält sie noch weitere Produkte, beispielsweise Autogrammkarten, Poster oder Sticker. Es gibt jedoch auch verrückte Boxinhalte, wie bei der YouTuberin und Musikerin Katja Krasavice. In ihrer Box sind zusätzlich eine Gummipuppe, ein String-Tanga und die Handynummer enthalten. Der aufsteigende Rapper Apache 207 hat die Box zu seinem ersten Album als Kühltasche designt, in der auch gebrandete Kühlakkus zu finden sind. Weitere verrückte Boxinhalte waren in den vorherigen Jahren unter anderem ein "Ticker-Handy", die Chance auf ein Mondgrundstück oder ein Laserpointer.

Audio-Streaming ist heutzutage das umsatzstärkste Format. © Foto von Heidi Fin über Unsplash
Audio-Streaming ist heutzutage das umsatzstärkste Format. © Foto von Heidi Fin über Unsplash

Manipulation bei der Musikpromotion

Abseits dieser Arten der Musikpromotion werden die Möglichkeiten des digitalen Kosmos auch missbraucht. Eine Reportage des Y-Kollektiv hat im Mai 2019 aufgedeckt, wie Rapper mit gekauften Klickzahlen auf YouTube und Spotify viral gehen und in die Charts aufsteigen. Dies hat eine große Diskussion auf den digitalen Plattformen ausgelöst, allerdings zu keiner Lösung des Problems geführt, da es scheinbar einfach ist, Klicks zu kaufen und zu manipulieren. Darüber hinaus ist auf Spotify eine weitere unethische Art der Promotion entstanden: Unbekannte Künstler markieren prominente Musiker als Feature in ihren Songs, obwohl diese nicht daran beteiligt sind. So erscheinen unbekannte Songs bei den "Artist-Accounts" der erfolgreichen Musiker und werden aufgrund deren Reichweite und Abonnentenzahlen den Spotify-Nutzern eher angezeigt oder ausgespielt. Davon profitieren die unbekannten Künstler.

Quellen:

VERÖFFENTLICHT AM

03. September 2020

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