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Soziale Medien

Vier Linien mit viel Einfluss

Die Welt der sozialen Medien ohne Hashtags? Mittlerweile kaum mehr vorstellbar. Aber wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass der unauffälligen Raute auf der alten Telefontastatur jemals eine so große Bedeutung zukommen würde? Ein kleiner Einblick in die Geschichte des Hashtags und seiner wachsenden Wichtigkeit in der Benutzung.

Der Hashtag ist aus den sozialen Medien nicht mehr weg zu denken, Foto: Unsplash.com

Der Hashtag ist aus den sozialen Medien nicht mehr weg zu denken, Foto: Unsplash.com

Was ist eigentlich ein Hashtag? Diese Frage stellen sich viele Nutzer, die auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram unterwegs sind. Fast jeder setzt sie beim Schreiben oder Posten unter seinen Bildern ein, doch kaum jemand weiß, was es mit der ominösen Raute auf sich hat. Ein Blick auf den Begriff selbst verrät schon einiges: "Hashtag" ist eine Wortkombination aus den beiden englischen Begriffen "hash", was übersetzt "Doppelkreuz" bedeutet, und "tag" für Schlagwort. So weit, so gut. Aber: Woher kommen Hashtags? Wie benutzt man sie? Wie funktionieren sie genau und was ist der Sinn dahinter?

Entstehung des Hashtags

Die bekannteste Theorie über den Ursprung des Rautezeichens kommt aus England und besagt, dass das Doppelkreuz sich aus einer Verschmelzung mehrer Buchstaben für die Maßeinheit "Pfund" abgeleitet habe. 1988 wurde das Rautezeichen im Rahmen des textbasierten IRC-Chatsystems benutzt, um für die Teilnehmer verschiedene Kanäle (Channels) festzulegen, wie beispielsweise #spielen. In den 1990er Jahren wurde die alte Telefon-Wählscheibe durch die Tastatur ersetzt, woraufhin die Raute eine kleine, wichtigere Rolle in der Kommunikation einnahm. Sie war für Sonderwahlen nötig und konnte in Kombination mit dem Sternchen-Symbol auch dafür eingesetzt werden, die eigene Rufnummer zu unterdrücken. Am 23. August 2007 war der heute 39-jährige Rechtsanwalt und Internet-Aktivist Chris Messina aus San Francisco dann der erste Mensch, der den Gebrauch des Rautezeichens auf Twitter vorgeschlagen hat, um damit Gruppen kennzeichnen zu können. Was Messina damit gelang, ist die Wiederauferstehung eines Symbols, das erst Twitter und danach das ganze Internet eroberte. Sein Post ist übrigens noch immer auf Twitter zu sehen.

Kategorisierung von Themen durch Hashtags

Mittlerweile bildet die Raute als Hashtag ein markiertes Schlagwort, das einem Post oder Tweet eine thematische Zuweisung gibt. Ob dies innerhalb eines Fließtextes geschieht oder nicht, ist dabei seit Durchsetzung der klickbaren Hashtags 2009 gleich. Mit dem Anklicken des Schlagworts wird man zu Beiträgen weitergeleitet, die mit dem gleichen Hashtag versehen sind. Facebook tut sich im Moment noch etwas schwer, was die Nutzerbeliebtheit von Hashtags angeht - entsprechend mau fällt derzeit die Schlagwortsuche aus. Instagram, Twitter, Pinterest, LinkedIn und weitere Netzwerke hingegen arbeiten gut und gerne mit Hashtags: Klickt man auf einen, so gelangt man in der Regel auf eine Themenübersichtsseite, die chronologisch die aktuellen Beiträge zum jeweiligen Schlagwort auflistet. Über solche Timelines sind alle Posts mit dem gefragten Hashtag kategorisiert und Nutzer können in der Nachrichtenflut einfacher Beiträge zu Themen finden, die sie interessieren.

Auf Twitter kann ebenfalls über Hashtags sehr einfach festgestellt werden, welche Themen gerade besonders beliebt sind und heiß diskutiert werden. Der Kurznachrichtendienst hat dazu eigens den Reiter "Trends" erstellt. Darüber hinaus bietet sich für eine Hashtag-Analyse die Webseite trendsmap.com an, die seit 2009 weiterentwickelt und aktualisiert wird. In diesem Dienst werden die Hashtags, die derzeit weltweit über Twitter genutzt werden, live abgebildet und können für jede Stadt, jeden Ort und jede Region eingesehen werden.

Die Verwirrung um #BlackoutTuesday

Rund 125 Millionen Hashtags werden übrigens mittlerweile täglich allein auf Twitter veröffentlicht. Generell unterscheiden sie sich in zwei Arten: Zum einen gibt es die so genannten "Community Hashtags", die sich speziellen Themen widmen. Dazu gehören beispielsweise der meist genutzte TV-Hashtag #TheWalkingDead oder auch der deutsche Fußball-Clásico #bvbfcb. Ein Hashtag-Meilenstein ist unter anderem #RefugeesWelcome, mit dem  Flüchtlinge im Spätsommer 2015 in Deutschland begrüßt wurden. Über 500.000 Mal wurde dieser Hashtag nach Angaben des Datenanalyse-Unternehmen Talkwalker geschrieben. Zum anderen gibt es die offiziellen "Branded Hashtags". Es empfiehlt sich, bei Großveranstaltungen oder brisanten Themen auf die Hashtags zurückzugreifen, die von den Veranstaltern sowie den austragenden Medien vorgeschlagen sind. Dass ein solcher Branded Hashtag allerdings auch für Verwirrung sorgen kann, zeigt ein Beispiel aus jüngster Zeit. Wir erinnern uns: Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd posteten Anfang Juni 2020 Millionen Nutzer als Zeichen gegen Rassismus und aus Solidarität mit US-amerikanischen Demonstranten ein schwarzes Bild auf Instagram. Dieses belegten sie mit dem Hashtag #BlackoutTuesday. Einige Nutzer fügten zusätzlich den Hashtag #BlackLivesMatter hinzu - und ernteten dafür ordentlich Kritik. Der Grund: #BlackLivesMatter wird weltweit verwendet, um in den sozialen Netzwerken auf rassistisch motivierte Gewalttaten hinzuweisen und um diese publik zu machen. Aktivisten konnten nun aber aufgrund der schieren Masse von schwarzen Bildern nicht mehr filtern, welche Posts möglicherweise auf solche Übergriffe hindeuten. Somit sorgte der falsch gesetzte Hashtag,  für Chaos im Netz.

Gefahren von Hashtags

Neben der versehentlichen Falschnutzung können Hashtags natürlich auch absichtlich markiert werden, um die Reichweite der eigenen Beiträge zu maximieren. Natürlich ist es verlockend, Hashtags zu verwenden, die gut laufen. Immerhin erzielen GIGA zufolge Instagram-Posts mit mindestens einem Hashtag ein um 12,6 Prozent höheres Engagement als Beiträge, die ganz darauf verzichten. Passen Hashtags aber nicht zu den geposteten Inhalten, sollte man auf lange Zeit besser die Finger davonlassen. Man generiert zwar kurzfristig Reichweite und Likes, aber solche Versuche zum vermehrten Aufmerksamkeitserwerb in den sozialen Medien können schnell verzweifelt aussehen und eignen sich in der Regel nicht für den Aufbau einer Community.

Außerdem lassen sich durch Hashtags, wie bereits beschrieben, schnellere und aktuelle Informationen zu einem beliebigen Thema gewinnen. Doch man muss sich stets im Klaren darüber sein, dass diese natürlich nicht redaktionell geprüft sind und daher durchaus kritisch zu beurteilen und hinterfragbar sind. Auch die ständige Verschlagwortung und Sortierung sämtlicher Inhalte mithilfe von Hashtags birgt Gefahren. Man spricht hierbei auch vom so genannten "Netzwerk-Effekt": Die Nutzer filtern stärker und sehen nur noch, was mit bestimmten Hashtags verknüpft ist - dadurch würden sie gewissermaßen "im eigenen Saft" kochen. Kommerzielle und politische Kampagnen können genau an diese Tendenzen anknüpfen und Marketing-Aktionen verbreiten, indem sie bestimmte Hashtags von "gekauften" Influencern setzen lassen und so neue Reichweiten konstruieren. Somit hat sich das Hashtag in den letzten Jahren von einer Raute zu einem unverzichtbaren Element in den sozialen Medien entwickelt. Aber auch zu einem Instrument, bei dessen Nutzung man zu gegebener Zeit vorsichtig sein muss.

Quellen:

  • https://www.giga.de/extra/social-media/specials/was-ist-ein-hashtag-sinn-bedeutung-und-anwendung
  • https://www.trendsmap.com
  • https://www.tt.com/artikel/13353912/zehn-jahre-hashtag-anfangs-belaechelt-jetzt-unverzichtbar
  • https://onlinemarketing.de/news/instagram-hacks-top-hashtags 

Giuseppa Maria Spatola

VERÖFFENTLICHT AM

03. August 2020

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