Diese Website verwendet nur technisch notwendige Cookies. In der Datenschutzerklärung können Sie mehr dazu erfahren.

Zum Hauptinhalt springen
Logo, Startseite der Hochschule der Medien

Forschungsprojekt

"Lernwelten sollten Heimatgefühl vermitteln"

Drei Jahre lang entwickelte ein Forscherteam der Hochschule der Medien (HdM) einen systematischen Überblick über die Lernwelt Situation an Hochschulen in Deutschland. Nun stellten sie ihre Ergebnisse und künftige Herausforderungen vor.

Die HdM bietet Studierenden Arbeitsplätze an

Die HdM bietet Studierenden Arbeitsplätze an

Sie werden gut angenommen.

Sie werden gut angenommen.

Fest steht: Wer lernt, entwickelt sich weiter. Dazu gehört allerdings weit mehr als die reine Wissensaufnahme. Vor allem die Lernumgebung ist entscheidend für den Lernerfolg. So versuchen auch Hochschulen, sich konstant weiterzuentwickeln und befinden sich aktuell im Umbruch. Um zu wissen, mit welchen Konzepten man aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen kann, ist ein Überblick der aktuellen Situation notwendig. Dazu gibt es das Projekt "Lernwelt Hochschule".

Fokus Studierendenorientierung

Seit drei Jahren untersucht Prof. Dr. Richard Stang vom Learning Research Center der Hochschule der Medien (HdM) mit Alexandra Becker und Hannes Weichert die Lage in Deutschland - mit dem Ziel, einen strukturierten und systematischen Überblick über den Ist-Zustand der Lernwelt Hochschule zu bieten. "Zudem möchten wir Bedarfe, Lösungsmöglichkeiten und 'Good Practice‘-Beispiele aufzeigen und den Fokus besonders auf die Studierendenorientierung legen", erklärte Prof. Dr. Richard Stang. Das Team denke dabei vor allem aus Sicht der Studierenden. Das sei ein erster Schritt, um ein kooperatives, integratives Konzept zur Gestaltung der Lernwelt Hochschule aufzubauen.

Umgesetzt wurden Online-Befragungen zur Wahrnehmung der Hochschulen, Leitfaden-Interviews mit Verantwortlichen aus der IT-Abteilung oder den Bibliotheken sowie Fallstudien und Dokumentenanalysen. Dabei wurden unter anderem Landesgesetze, Entwicklungs- und Strukturpläne und Leitbilder untersucht. Vor allem die Hochschulorganisation, die -didaktik sowie digitale Strukturen und die physischen Lehr- und Lernräume waren dabei die zentralen Dimensionen.

Nachholbedarf

Dies sei auch notwendig, so Prof. Dr. Richard Stang. "Wir haben festgestellt, dass uns so gut wie keine Hochschule Daten liefern konnte, wie viele Lernplätze sie tatsächlich hat." Der Nachholbedarf sei auf jeden Fall da. "Die Hochschulen haben diesen Bedarf erkannt und sind auf dem Weg", bilanzierte der Professor. Doch circa ein Viertel der befragten Hochschulen war der Auffassung, dass es keine Veränderungen geben müsse. "Das hat uns dann doch sehr erstaunt", so Stang. Deutschland kann im internationalen Vergleich auch eher als "latecomer", also als Nachzügler, eingeordnet werden. "Was die Niederlande und die skandinavischen Länder manchmal so möglich machen, treibt mir ja schon die Tränen in die Augen", kommentierte der Forscher. So gestalten die TU Eindhoven oder die Aalto University mit ihren Innovation Spaces die Verknüpfung von Forschung und Lehre neu und lösen Hierarchien zwischen Lehrenden, Mitarbeitenden und Studierenden auf.

Gesamtkonzept fehlt oft

Das Forscherteam hat im Zuge der Untersuchungen außerdem herausgefunden, dass Studierende nur bei sieben Prozent der Befragten in die Entwicklung der Hochschulstrategie eingebunden seien, um etwas an der Lernsituation zu verändern. "Das ist an kleineren oder an privaten Hochschulen tendenziell natürlich anders. Es kann allerdings auch das Gegenteil der Fall sein: Studierende müssen erst aktiviert werden, obwohl ihre Mithilfe erwünscht ist", erklärt Stang. Oft fehle ein hochschulweites Gesamtkonzept. Lernräume seien vorhanden, aber verschlossen, oder vorhandene Ideen würden nicht umgesetzt.

Bibliotheken bleiben unverzichtbar

Zum Thema Räumlichkeiten hat das Forscherteam beobachtet, dass Lernzentren mit verschiedenen Raumarten und hochwertiger digitaler Ausstattung ausgebaut werden, aber Kleingruppen-Arbeitsplätzen fehlen. Letzterem würde zum Beispiel durch flexibles Mobiliar begegnet. Für Studierende bleibt die Bibliothek weiterhin ein zentraler und unverzichtbarer Ort, der auch bei Platzmangel gerne besucht wird. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung sei es nun eine wesentliche Aufgabe, den richtigen Umgang mit der Technik zu schulen. Das Team stellte zudem fest, dass Essen und Getränke in Bibliotheken, zuvor traditionell eher verboten, nun bei 25 Prozent der Befragten gestattet und bei 14 Prozent sogar erwünscht sei. Prof. Dr. Richard Stang findet: "Zentral ist es, dass die Lernwelten ein gewisses Heimatgefühl vermitteln. Wenn das der Fall ist, steigt auch die Identifikation mit der Hochschule."

Herausforderungen sehen die Forscher in der Hochschulpolitik, der Hochschulorganisation, der Hochschuldidaktik, den digitalen Strukturen und im Bereich der physischen Lehr- und Lernräume. Auf einer virtuellen Karte werden die "Good Practice"-Beispiele zusammengefasst, die auch die Kommunikation der Hochschulen untereinander ermöglichen sollen. Im Frühjahr 2020 werden die Good Practice-Übersicht zur Verfügung gestellt sowie die Ergebnisse des Forschungsprojektes als Open Access Publikationen veröffentlicht.

Zum Projekt

Prof. Dr. Richard Stang und Alexandra Becker leiten das Projekt "Lernwelt Hochschule", Hannes Weichert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation e.V. (DINI) realisiert. Gefördert wird dieses Projekt von der Dieter Schwarz Stiftung, die Vorhaben im Bereich Bildung und Wissenschaft unterstützt.

Julia Lindner

VERÖFFENTLICHT AM

13. Dezember 2019

KONTAKT

Prof. Dr. Richard Stang

Professor

Informationswissenschaften

Telefon: 0711 8923-3174

E-Mail: stang@hdm-stuttgart.de

Lesen Sie auch

ARCHIV

Forschung
WAS DENKEN SIE DARÜBER?