Online-Preisverleihungen
Informative Formate setzten sich durch
"Das Netz hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten mit unglaublicher Schnelligkeit verändert und prägt unseren Alltag, wie kein Medium zuvor", so die Direktorin des Grimme Instituts, Dr. Frauke Gerlach. Dieser Wandel spiegelt sich oft in den ausgezeichneten Arbeiten wider. Was vor ein paar Jahren noch neu und innovativ war, sowohl technisch wie auch inhaltlich, ist heute Standard. In diesem Jahr stachen besonders aufklärerische und informierende Publikationen hervor.
Drosten-Podcast doppelt ausgezeichnet
Der Podcast "Das Coronavirus-Update" vom NDR wurde von der Jury in der Kategorie Information und mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Inhaltlich ist das Format nicht nur nah an der Wissenschaft, die der Charité-Virologe Dr. Christian Drosten Pandemie-Betroffenen immer wieder geduldig erklärt, so die Jury. Er sei auch nah am Menschen. Begriffe wie Herdenimmunität, Reproduktionszahl und Saisonalität hätten es mitunter durch den Podcast in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft. "Das Coronavirus-Update" demonstriere, dass ausführlicher Wissenschaftsjournalismus das Publikum fesseln kann - und erschließe ganz nebenbei neue Hörergruppen für das Medium Podcast. Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim nannte in ihrer Laudatio den Preis für „Das Coronavirus-Update" eine Wertschätzung von Wissenschaftsvermittlung im Allgemeinen. Momentan befindet sich das Format in der Sommerpause.
Preis für Rezos „Die Zerstörung der CDU"
In der Kategorie Spezial gewann mit "Die Zerstörung der CDU" von YouTuber Rezo eine weitere sehr bekannte Online-Publikation der jüngeren Vergangenheit. Das 17 millionenfach geklickte Video, in dem Rezo unter anderem die Klimapolitik der CDU kritisierte, löste eine Debatte über die Rolle sozialer Medien bei der Meinungsbildung und den Umgang von Parteien mit Social Media aus. "Auf spektakuläre Weise knackte er die Wagenburg der politischen Kommunikation und ließ hunderttausende seiner Follower hinein ins Zentrum der Macht", lobte die Jury.
Arbeiten thematisieren Rassismus
Einigen der diesjährigen Preisträger rückten das Thema Rassismus in den Vordergrund. Sie nutzten das Internet als Archivraum, um vergangene Geschehnisse aufzuarbeiten. So bietet die Webdokumentation "Eigensinn im Bruderland" mit Texten und Videos einen persönlichen Einblick in die damalige Lebenswelt der Migrantinnen und Migranten der DDR zwischen strikten Wohnheimregeln, ungerechter Bezahlung und offener Ausländerfeindlichkeit. Das Weblog "NSU-Watch" wiederum habe den langen Atem bewiesen, nicht nur die Prozesse rund um die Morde der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) zu beobachten und zu dokumentieren, sondern auch weiter auf das Problem des anhaltenden rechten Terrors aufmerksam zu machen. Die vom WDR produzierten Funk-YouTube-Format "Karakaya Talk" mit Gastgeberin Esra Karakaya bietet nicht den "üblichen Verdächtigen", sondern Menschen mit Migrationshintergrund ein Forum. Daneben gibt das dokumentarische Projekt "RomArchive" der Kultur der Sinti und Roma eine virtuelle Heimatstadt und macht deren Internationalität erlebbar.
Reportagen räumen ab
Das digitale Reportageformat "STRG_F" des NDR begeistert ein junges Publikum für investigativen Journalismus und zeichnet sich durch transparente, professionelle Rechercheprozesse und ein hervorragendes Gespür für interessante und herausfordernde Themen aus. Zuletzt sorgte STRG_F durch Fake-Vorwürfe gegen die Moderatoren Joko und Klaas für Aufsehen. Die Multimedia-Reportage "Die Spende" schafft ein Bewusstsein für die Dringlichkeit des Themas Organspende, informiert über die Organspende-Datenbank und gibt einen genauen Einblick in den Ablauf und die Operationen bei einer Organspende.
Deutscher Synchronpreis auf YouTube
Die Verleihung wurde live auf YouTube übertragen. Vor Ort waren lediglich die Nominierten, die an Tischen neben Papp-Aufstellern der Hollywood-Stars saßen, denen sie ihre Stimme leihen. Die Entertainerin und Moderatorin des Abends, Gayle Tufts, ehrte die Synchronsprecherinnen und -sprecher mit den Worten: "Ihr seid diejenigen, die den ganzen Tag voller Konzentration in einer kleinen Kiste sitzen, ohne zu wissen, was als nächstes kommt. Ich glaube, das ist ein Skill, den wir gerade alle lernen müssen, in dieser verrückten Welt."
Quellen:
Kathrin Haas