Diese Website verwendet nur technisch notwendige Cookies. In der Datenschutzerklärung können Sie mehr dazu erfahren.

Zum Hauptinhalt springen
Logo, Startseite der Hochschule der Medien

Beschreibung von Forschungsthemen pro Forschungsleuchtturm

Forschungsleuchtturm

Creative Industries and Media Society (CREAM)

 

Forschungsprojekt 1.1: EU-PROJEKT (INTERREG) „CINEMA“- Creative Industries for New Urban Economies in the Danube Region

Projektbeschreibung (Forschungsfragen, Vorgehen, erwartete Ergebnisse)

In den letzten Jahren ist das akademische Interesse an der Erforschung der Interaktion und Transformation von Leerständen bzw. wenig genutzten oder unterentwickelten Flächen in urbanen Umgebungen durch Projekte in Zusammenarbeit mit Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft gestiegen. Hierzu gehören insbesondere Untersuchungen des Entwicklungsprozesses dieser progressiven kreativen Räume und Quartiere. In diesem Zuge wurde auch die Rolle der Stadtverwaltung und -politik einer besonderen Prüfung unterzogen. Die Etablierung der von Richard Florida (2012) und Charles Landry (2000) unterstützten These der "kreativen Städte von morgen" zog eine Welle an entsprechenden politischen Initiativen mit sich, welche aufgrund sehr differierender und zum Teil nicht erprobter Anwendungen und Implikationen oftmals auch an die Grenzen solcher Politiken stießen. Was aber aus den bisherigen Stadtforschungen hervorgeht, ist das Gefühl, dass kreative Aktivitäten und die Kollaboration mit Kreativakteuren und -unternehmen ein verräumlichtes Phänomen darstellen, das zumindest wichtige materielle Veränderungen im städtischen Gefüge bewirkt. In einem solchen Kontext kann die kreative Bespielung von Leerständen und Brachflächen als eine "ikonische kulturelle Infrastruktur" (O'Connor & Shaw, 2014) angesehen werden, die nicht nur der konsumorientierten Erlebniswirtschaft dient, sondern auch die Attraktivität des Humankapitals steigert.

 

Im Rahmen des CINEMA-Projekts setzt sich die HdM mit Kooperationspartnern aus Ländern der Donauregion mit folgender Herausforderung auseinander: Die zunehmende Digitalisierung des Alltaglebens birgt die Gefahr eines kaum reversiblen Verlusts von wichtiger Versorgungs- und Dienstleistungsinfrastruktur durch den stationären Handel auf regionaler und lokaler Ebene. Mit einer solchen Entwicklung verbunden wäre ebenso ein Verlust an Lebensqualität mit Auswirkungen auf die regionale Wirtschaftskraft (Broken-Windows-Theorie) und Standortattraktivität. Und natürlich bedrohen die Implikationen der Digitalisierung auch Arbeitsplätze. Im Genaueren führt das sich transformierende Konsumentenverhalten in digitalisierten Handelswelten zu den knapp skizzierten, vielgestalteten und kollateralen Herausforderungen. Ein Weg zur Lösung dieser Problematik wird in der Kollaboration des stationären Handels mit der Kultur- und Kreativwirtschaft gesehen. Die Entwicklung und Umsetzung kooperativer Strategien auf physischer Ebene (Raumperspektive) sowie digitaler Ebene (digitale Instrumente) soll neue Formen eines lebendigen, stationären Handels sowie einer lebendigen Innenstadt fördern. Hierbei wird aufgrund der aktuellen Krisensituation, ausgelöst durch die Pandemie, neben der interdisziplinären Zusammenarbeit im physischen Raum (Pepler et al. 2018, Pepler 2017) ein besonderer Fokus auf die Erforschung und Ausarbeitung von Konzepten und Strukturen virtueller Kooperationsarbeit gelegt. Die Anwendung neuer kooperativer Arbeitsprozesse im Leerstand (z.B. Coworking, Maker Bewegung) sowie die Integration digitaler Komponenten in die Geschäftsprozesse werden bestehende Arbeitsmodelle im stationären Handel weiterentwickeln und aufwerten. Die projektleitenden Ziele sind im Konkreten die folgenden: 1. Aktivierte Flächen in der Nahversorgung, 2. Bezahlbare Flächen für Akteure der Kreativwirtschaft 3. cross-sektorale Kollaboration der Kreativwirtschaft, des Einzelhandels und der regionalen Community (Bürger, Gemeinde)

 

Die Hochschule der Medien (HdM) und die Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart (WRS) kooperieren in dem CINEMA-Projekt mit einer kleinen Gruppe innovationsfreudiger Einzelhändler und Kreativakteure, indem gemeinsam Pilotanwendungen im Rahmen einer kollaborativen Arbeits- und Begegnungsfläche (Reallabor) entwickelt und getestet werden. Der Kreativwirtschaft wird in diesem Kontext eine entscheidende Rolle als Impulsgeber für innovative Lösungsansätze sowie neue Arbeitsformen zugesprochen (Engstler/Heinzel/Mörgenthaler 2020, Engstler 2017). Die Erfolge dieser Pilotprojekte sollen andere Einzelhändler und Kommunen dazu animieren, ebenfalls den Schritt in die digitale Welt zu wagen. Dabei wird es entscheidend darauf ankommen, Digitalisierung nicht als Angriff auf das bestehende Geschäft zu sehen, sondern als Chance, Kunden zu halten und neue Kunden zu erschließen. Hierzu wird auch die kommunikative Unterstützung weiterer lokaler Stakeholder (z.B. Einzelhandelsverband, Wirtschaftsförderung, lokale Medien) herangezogen.

 

Fragestellungen:

  • Wie gestaltet sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft und dem stationären Einzelhandel und welche Faktoren und Komponenten können im Speziellen zur Professionalisierung der Zusammenarbeit sowie insbesondere zur Lösung der skizzierten Herausforderungen beitragen?
  • Unter welchen Voraussetzungen können neue Arbeitsmodelle und -orte wie Coworking, Making, DIY-/DIT-Bewegung etc. als progressive Fördermaßnahmen zur erfolgreichen Kooperation zwischen Akteuren der Kreativwirtschaft und des stationären Einzelhandels beitragen?
  • Wie kann die bewusste Etablierung neuer virtueller Arbeitsstrukturen im Sinne des Coworking auf mehreren Ebenen (B2B, B2C) die Kooperationsarbeit professionalisieren und wie sehen hierfür die idealen digitalen Instrumente aus? 

 

Laufzeit:

01.07.2020-31.12.2022

 

Fördervolumen, Fördergeber:

Gesamtprojektvolumen: 2.215.349 €, INTERREG – Danube Transnational Programme

 

Wissenschaftliche Betreuung:

Prof. Dr. Martin Engstler, engstler@hdm-stuttgart.de, Tel.: 0711 / 8923 - 3172, Raum: I208 (N8)

Viktoria Heinzel M.A. (geb.: Pepler), heinzel@hdm-stuttgart.de, Tel.: 0711 / 8923-3268, Raum: I208 (N8)

 

Anzahl Mitarbeiter: 1

 

Fachrichtung / Studiengänge:

Kreativwirtschaft, Medienwirtschaft, Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften

 

Notwendiges Vorwissen:

Wirtschaftswissenschaftliche Grundkenntnisse, Fähigkeit zur Einarbeitung in das Gebiet kooperativer Arbeitsprozesse in der Kreativwirtschaft und innovativer Arbeitsumgebungen

 

Literatur / weiterführende Links:

Bauer, W. (Hrsg.); Rief, S.; Stiefel, K.-P.; Weiß, A. (2014): Faszination Coworking – Potenziale für Unternehmen und ihre Mitarbeiter, Stuttgart: Fraunhofer-Verlag.

BMWi (2019): Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2019 (Kurzfassung), Berlin: BMWi.

Brübach-Schlickum, S. (2016): Coworking als alternatives Arbeitsplatzkonzept – Fallstudie Combinat 56, in: Klaffke, M. (Hrsg).: Arbeitsplatz der Zukunft, Wiesbaden: Springer, S. 273-290

Engstler, M.; Mörgenthaler, L.; Nohr, H. (2015): Trendbarometer Kreativwirtschaft Baden-Württemberg 2015 – Reale und virtuelle Orte der Kooperation von Kreativschaffenden in Baden-Württemberg, München: Grin.

Engstler, M.; Schwenk, R. (2015c): Arbeitssituationen für Kreativschaffende. Ergebnisse einer Befragung bei Kreativschaffenden, in: Ideen- und Innovationsmanagement, 41 (2), S. 78-81.

Engstler, M.; Mörgenthaler, L. (2016): Trendbarometer Kreativwirtschaft 2015. Reale und virtuelle Räume der Kooperation von Kreativschaffenden, in: Bericht der Landesregierung zu einem Beschluss des Landtags; hier: Kulturwirtschaft in Baden-Württemberg, Drucksache 15 / 8110 vom 6.4.2016, Stuttgart: Landtag Baden-Württemberg (15. Wahlperiode), S. 27-91
Online: https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP15/Drucksachen/8000/15_8110_D.pdf

Engstler, M. (2017): How Creatives Work – Findings of the trend survey Creative Industries Baden-Württemberg, International Interdisziplinary Scientific Conference “Media and Media Culture – European Realities”, May 4-5, 2017 in Osijek (HR), Proceedings.

Engstler, M.; Heinzel, V.; Mörgenthaler, L. (2020): Coworking a progressive work model not only for the Creative Industries - Situation and potential of coworking to promote the Creative Industries in rural areas of Baden-Württemberg, Stuttgart: HdM. 

Florida, R. (2012): The Rise of the Creative Class. Revisited. New York: Basic Books.

Landry, C. (2000): The Creative City – A Toolkit for Urban Innovators, London, Sterlin VA: Earthscan Publ. Ltd.

Lange, B.; Knetsch, F.; Riesenberg, D. (2016): Kollaborationen zwischen Kreativwirtschaft und Mittelstand - Erfolgsfaktoren, Methoden und Instrumente, Wiesbaden: Springer Gabler.

Mitev, N.; De Vaujany, F. X.; Laniray, P.; Bohas, A.; Fabbri, J. (2019): Co-working spaces, collaborative practices and entrepreneurship. In: Collaboration in the digital age, Springer Cham., S. 15-43

O'Connor, J.; Shaw, K. (2014): What next fort the creative city? In: City, Culture and Society, 5 (3), S.165-170.

Pepler, V. (2017). Kooperationsarbeit zwischen Akteuren der Kultur - und Kreativwirtschaft in Coworking Spaces und Kreativzentren, Stuttgart: Hochschule der Medien.

Pepler, V.; Engstler, M.; Stiefel, K.-P. (2018): Kooperationsarbeit zwischen Akteuren der Kultur - und Kreativwirtschaft in Coworking Spaces und Kreativzentren. Internet: https://www.hdm-stuttgart.de/science/view_beitrag?science_beitrag_ID=473

Pohler, N. (2012): Neue Arbeitsräume für neue Arbeitsformen: Coworking Spaces. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 37 (1), S. 65-78.

Rus, A.; Orel, M. (2015): Coworking: a community of work, Teorija in Praksa, Vol.52 (6), S.1017-1038. 

Söndermann, M.; Backes, C.; Arndt, O.; Brünink, D. (2009): Gesamtwirtschaftliche Perspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland – Kurzfassung. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

Spinuzzi, C. (2012): Working Alone, Together: Coworking as Emergent Collaborative Activity, in: Journal of Business and Technical Communication 26 (4), S. 399-441.

Spinuzzi, C.; Bodrožić, Z.; Scaratti, G et al. (2019): “Coworking is about community” but what is “community” in coworking? Journal of Business and Technical Communication, 33 (2), 112-140.