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»Kleinere Verlage – geringere Chancen?«

Fenja Löffler und Marcel Leichsenring moderierten das Verlagspodium (Foto: nisch)
Fenja Löffler und Marcel Leichsenring moderierten das Verlagspodium (Foto: nisch)

Mit welchen Strategien behaupten sich kleinere Verlage auf dem Buchmarkt von heute – so lautete das Thema des ›Verlagspodiums‹, das dieses Mal vom 4. Semester des Studiengangs Mediapublishing ausgerichtet wurde. Mehr als 80 Teilnehmer, überwiegend aus dem Verlagsstudiengang der Hochschule der Medien, bildeten das interessierte Publikum. Das Verlagspodium ist eine Veranstaltungsreihe des Studiengangs Mediapublishing, in der Gastreferenten über aktuelle Fragen der Verlagsbranche sprechen.

Souverän moderiert von zwei Mediapublishing-Studierenden – Fenja Löffler und Marcel Leichsenring – diskutierten am 13. Dezember Michael Zöllner (verlegerischer Geschäftsführer der Verlage Klett-Cotta und Tropen), Volker Hühn (Geschäftsführer des Theiss Verlags), Markus Fels (Leiter Einkauf beim Zwischenbuchhändler KNV) sowie Professor Ulrich Huse (Studiendekan Mediapublishing) über Chancen und Risiken für kleinere Verlage in Zeiten von Konzentration und Digitalisierung.

Klett-Cotta, Tropen und Theiss – Transparenz und Qualität

Michael Zöllner berichtete aus der Anfangszeit des Tropenverlags, den er 1996 zusammen mit Tom Kraushaar gegründet hat, und über die Integration des erfolgreichen Kleinverlags als Imprint in die Verlagsgruppe Klett. Das Hardcover-Programm von Klett-Cotta, Hobbit-Presse und Tropen konkurriert heute mit allen großen Verlagen. Seit der Integration des Tropen-Verlags in die Klett-Cotta-Gruppe 2008 könne die Programmarchitektur aber variabler gestaltet werden. Bei Tropen erscheinen nun auch Titel, die für das Klett-Cotta-Programm zu ausgefallen waren. Zöllner betonte, dass kleine Verlagseinheiten ihre Programmplanung für Buchhändler transparent gestalten müssten. Als Beispiel dafür nannte er ein besonderes Schulungsprogramm für Buchhändler zum Thema Fantasy bei Klett-Cotta.

Auch der von Volker Hühn geleitete Theiss-Verlag ist nicht mehr selbstständig: Seit 1997 ist er ein Tochterunternehmen der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) Darmstadt. Programmatisch sticht der Verlag durch sein Spannungsfeld zwischen Archäologie/Geschichte einerseits und Regionalem andererseits hervor. Die Produkte des Special-Interest-Verlags umfassen laut Hühn »alle machbaren Formate und Ausgabemedien«. Dabei betonte der Theiss-Verleger den Mut zur Gestaltung hochpreisiger Produkte. Da E-Books im Bildband-Bereich noch nicht konkurrenzfähig seien, setzt Hühn stärker auf andere digitale Medien wie beispielsweise einen App-Guide für Museen. Für gedruckte wie für elektronische Produkte gelte, dass sich auch zukünftig »Qualität durchsetzen wird« – und dabei sei es egal, ob diese von einem großen oder einem kleinen Verlag angeboten werde.

Flexibel und klein  – aber möglichst nicht allein

Markus Fels ist als Zwischenbuchhändler nicht direkt für einen Verlag verantwortlich, kennt deren Sorgen und Nöte aber sehr gut. Auch er sieht keine wesentlichen Vorteile in der Größe eines Verlags. »Auch ›Große‹ können scheitern«, wie die Beispiele Karstadt, Neckermann und Schlecker gezeigt haben. Es gebe nach wie vor viele Verlagsneugründungen – jährlich nehme das Barsortiment KNV Bücher von rund 250 neuen Verlagen auf. In der heutigen Zeit des Umbruchs spielten allerdings Professionalität und Finanzkraft eine immer größere Rolle, so dass es vor allem die mittleren Verlage seien, die ›Opfer‹ des Konzentrationsprozesses werden.

Prof. Ulrich Huse schloss sich dieser Schlussfolgerung an, indem er feststellte, dass kleine Verlage oft schnellere und mutigere Entscheidungen träfen und dabei auch mehr riskierten als größere Verlage. Allerdings sieht er auf die kleineren Verlage Probleme zukommen, wenn es um den Erwerb internationaler Rechte, die Platzierung in den Buchhandlungen und die Aufmerksamkeit bei den Kunden gehe. Die Anbindung an eine größere Verlagseinheit wie von Tropen bei Klett könne daher überlebenswichtig sein.

In der Podiumsrunde wurden Fragen zur Rolle der Digitalisierung, zu Verlagskooperationen, Erfolgsbilanzen und Mitarbeitergrößen diskutiert. Es kristallisierte sich heraus, dass es generell für kleinere Verlage gut ist, sich in einer Nische zu positionieren und dennoch flexibel zu bleiben.

Das Fazit für die Studierenden laute, so die einhellige Meinung der Experten, dass Freude am Tun und das Denken außerhalb von Begriffen wie ›Groß-Klein‹ wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Arbeit in der Verlagsbranche seien. Die fundierte Ausbildung an der Hochschule der Medien biete dazu die perfekte Grundlage, doch sei es wichtig, sich frühzeitig klar zu werden, welche Richtung man selbst einschlagen möchte.  (13.12.2012,  em026 und nw032)

 

 

24. Dezember 2012