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Umbreit – ein Familienunternehmen plant die Zukunft

Umbreit-Gesellschafter Thomas Bez bei der Diskussion mit den Studierenden
Umbreit-Gesellschafter Thomas Bez bei der Diskussion mit den Studierenden
Betriebsleiter Claus Rehschuh während der Führung durch das Barsortiment
Betriebsleiter Claus Rehschuh während der Führung durch das Barsortiment

Am 14. Juni 2016 besuchten die Erstsemester des Studiengangs Mediapublishing mit Prof. Ulrich Huse und Studiengangsmitarbeiterin Verena Bößmann die G. Umbreit GmbH & Co. KG in Bietigheim-Bissingen. Wie in den vergangenen Jahren auch wurden die Studierenden vom geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Bez herzlich begrüßt, in die Grundprinzipien des Zwischenbuchhandels eingeweiht und auf eine informative Führung durch das Barsortiment geschickt.

Das Unternehmen, das bereits seit 104 Jahren in Familienbesitz ist und heute von Thomas Bez, seiner Tochter Susanne sowie Clemens Birk geleitet wird, war ursprünglich ein Grosso-Unternehmen, bevor es auch auf den Geschäftsfeldern Barsortiment und Verlagsauslieferung tätig wurde. Seit 2015 ist es ein reines Barsortiment, das derzeit 276 Mitarbeiter beschäftigt. Der Presse-Vertrieb ging an die Frankenthaler Pressevertrieb GmbH über, die Verlagsauslieferung wurde in einem Joint Venture mit der Brockhaus Kommissionsgeschäft GmbH nach Kornwestheim verlagert.

Zusammenspiel von Technik und menschlichem Können

Die Arbeit eines Barsortiments verglich Thomas Bez humorvoll mit der von Heinzelmännchen: Es sei ihr Geschäft, in der Nacht Bücher regalfertig an die Buchhandlungen zu liefern. Wie das möglich ist, sollte der anschließende Rundgang durch die drei Bereiche des Unternehmens verdeutlichen: den zentralen Wareneingang, den Büchersammelverkehr und das eigentliche Barsortiment. Hier übernahmen Heiko Dörr und Claus Rehschuh die Führung. Prozesse, die bereits theoretisch in den Vorlesungen an der Hochschule erläutert worden waren, wurden hier zur Praxis. Die Studierenden erlebten hautnah, wie Mitarbeiter und Technik trotz 440 000 Titeln und weit mehr als 2 Millionen Büchern, Karten und Non-Books den Überblick bewahren.

Im zentralen Wareneingang treffen neben der Ware für das Barsortiment auch die sog. Verlegerbeischlüsse ein; das sind die Direktbestellungen der Buchhandelskunden beim Verlag, die ebenfalls vom Bücherwagendienst transportiert werden. Wenn die Pakete in Bietigheim ankommen, werden sie vollautomatisch über den Barcode erfasst und mit Etiketten der jeweiligen Tour-Nummer versehen; den kürzesten Weg hat Tour 1350: Sie geht direkt ins Barsortiment. Die übrige Ware wird abends in LKWs verladen und deutschlandweit, aber auch nach Luxemburg und in die Schweiz ausgeliefert. Bis dahin haben die Artikel aber noch eine Reise über verschlungene Förderbänder vor sich und »was die IT nicht schafft, machen die Mitarbeiter manuell«, so Claus Rehschuh, der als technischer Betriebsleiter bei Umbreit für das Funktionieren der Logistik verantwortlich ist.

Großes Leistungsspektrum durch große Konkurrenz

Da der Zwischenbuchhändler seine Erlöse aus den transportierten Gewichten schöpft, wird jeder Artikel gewogen – und das gleich mehrmals im gesamten Durchlaufprozess, denn das Gewicht dient auch der Kontrolle, ob eine Sendung korrekt kommissioniert wurde.

Im Büchersammelverkehr, dem ›Sortierbahnhof‹, wie Rehschuh ihn auch nennt, kommt es vor allem auf die ›Track and Trace‹-Funktionalität an: Barcode des Pakets und Barcode der zugehörigen Gitterbox werden eingescannt und einander zugeordnet. Geht es für die Wanne aus dem Büchersammelverkehr weiter in das Barsortiment, so wird die entsprechende Wanne in das selbstprogrammierte EDV-Warenwirtschaftssystem zugebucht.

Der Wettbewerb unter den drei deutschen Barsortimenten ist verantwortlich für die immer weiter fortschreitende Perfektionierung der Leistungsangebote: »Wenn ein Wettbewerber seine Dienstleistung verbessert, ziehen die Mitstreiter nach«, so Rehschuh. So wird auch das Versprechen, die Ware bei einer Bestellung bis 18 Uhr noch vor Ladenöffnung am Folgetag anzuliefern, dank moderner Fördertechnik und ausgeklügelter Logistik 6x in der Woche eingelöst.

Gesprächsrunde mit Susanne und Thomas Bez

In der abschließenden Gesprächsrunde philosophierten Thomas und Susanne Bez offen über das digitale Zeitalter, den damit verbundenen Strukturwandel und die Herausforderungen für den Zwischenbuchhandel. Vater und Tochter plädierten dabei für Vielfalt statt Uniformität, damit die buchhändlerische Landschaft weiterhin so interessant bleibt wie heute. Für die Mediapublishing-Studierenden endete so ein sehr aufschlussreicher Vormittag, der ihnen bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die eigene Zukunft bieten konnte.  

sc045, Fotos: uhu

21. Juni 2016