Vortrag

Digitale Ethik: Werte im digitalen Wandel?

Oliver Zöllners Vortrag an der Universität Hildesheim nahm Werte in der digitalen Welt in den Fokus.
Oliver Zöllners Vortrag an der Universität Hildesheim nahm Werte in der digitalen Welt in den Fokus.

Am 19. November 2021 hielt HdM-Professor Oliver Zöllner an der Universi­tät Hildesheim eine rund 60-minütige Keynote zur Digitalen Ethik. Einge­laden hatte ihn das Zentrum für Digitalen Wandel der Hochschule in die Veran­staltungs­reihe "DIGITARIUM". Sie will Digitali­sierungs­themen "sichtbar machen, disku­tieren, bündeln, analy­sieren und verschie­dene Zugänge verbin­den, um ein vertieftes Verständ­nis der Digitali­sierung zu gewinnen", so die Eigen­beschrei­bung. Dazu passte das gesetzte Thema rund um Werte im digitalen Wandel ganz wunderbar − und die Tatsache, dass die Veran­staltung größten­teils online statt­fand, ebenso.

Zöllner gab in seinen Ausführungen einen Überblick über die Welt im (digi­talen) Wandel, in dessen Zuge sich auch das Bild des Menschen von sich selbst zu wandeln scheint. Die Digitale Ethik legte er in seiner Keynote als eine Reflexions­instanz dar, mit deren Hilfe Menschen Werte und Hand­lungs­orientierungen aushandeln können. Zöllner machte deutlich, dass das Mensch-Sein auf Verantwortung gründet und damit letztlich auf Nachdenken. Die derzeitige oft unreflek­tierte Nutzung von digitalen Anwendungen, verbunden mit ihrer hohen Bequemlichkeit und einem meist unhinterfragten Innovations­druck ("der nächste Update"), führe oft dazu, dass neue Anwendungen implementiert würden, die den Menschen und seine Bedürf­nisse und Werte hintan­stellen. Zöllner plädierte im Sinne einer humanistischen Ethik dafür, weiterhin den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen: als höchsten Zweck und nicht bloß als Mittel, so sein deutlicher Rückgriff auf Immanuel Kant. Angesichts des rasanten, digital getriebenen Umbaus der Gesell­schaft und vieler ihrer Werte­systeme sei dies eine wichtige Maxime. Zu reflektieren sei hierbei stets die Frage, die Armin Nassehi (2019, S. 12) in seinem Buch "Muster: Theorie der digitalen Gesellschaft" so treffend formuliert hat: "Für welches Problem ist die Digitali­sierung eine Lösung?" − eine Frage, die gerade in ihrer Einfach­heit bestechend komplex ist.

Am Ende trug Zöllner seine ethisch fundierten Überlegungen zur "Digitalität­sbürgerschaft" vor. Dieses Konzept sieht den Menschen als Bürgerin und Bürger (und eben nicht bloß als Konsumenten), nimmt den Menschen aber zugleich in die Verant­wortung, seinen Einsatz von digitalen Anwendungen kompetent selbst zu bestimmen. Hierfür müssten die Bildungs­grundlagen − eine Art Digitalkompetenz − bereits ab dem Kindergarten­alter geschaffen werden. Aber auch im Rahmen der MINT-Ausbildung etwa an Schulen und Hochschulen müssten ethische Grundlagen mit gelehrt werden, um Anwendungen zu schaffen, die menschen­zentriert sind und den Menschen nicht bloß als Datenproduzenten ausbeuten.

 

Vortrag auf Veranstaltung: Digitarium des Zentrums für Digitalen Wandel der Universität Hildesheim
Veranstaltungsort: Hildesheim (online)
Datum: 19.11.2021

Weiterführende Links:
Veranstaltungswebsite


Autoren

Name:
Prof. Dr. Oliver Zöllner  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Digitale Ethik, Empirische Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Public Diplomacy
Funktion:
Professor
Lehrgebiet:
Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Digitale Ethik, Public Diplomacy, Nation Branding, Hörfunkjournalismus
Studiengang:
Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
Fakultät:
Fakultät Electronic Media
Raum:
216, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
Telefon:
0711 8923-2281
Telefax:
0711 8923-2206
E-Mail:
zoellner@hdm-stuttgart.de
Homepage:
https://www.oliverzoellner.de
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