Vortrag

Welche Sektoren? Welche Technologien? Welche Regionen?

Eine deskriptive Analyse der Technikadaption von jungen Medienunternehmen

Sogenannte Emerging- oder auch Cutting-Edge-Technologies (Big Data, Artificial Intelligence, Machine Learning, etc.) verändern die Art und Weise, wie Medien produziert, vermarktet und konsumiert werden (Godefroid/Kühnle 2018) - und das mit zunehmender Intensität sowie mit zunehmender Geschwindigkeit (vgl. Jacobs Technion-Cornell Institute 2017). Die Rede ist von Technologien, die es auf Basis von Algorithmen ermöglichen, automatisiert Daten zu sammeln, auszuwerten, zu interpretieren, anzureichern und neu zusammenstellen. Die Wertschöpfungsstufen der Informationsproduktion werden durch den Einsatz dieser Technologien automatisiert, wobei dabei unter Informationsproduktion sowohl die Konzeption, Produktion und Vermarktung der Informations- und Unterhaltungsinhalte als auch der Werbeinhalte verstanden werden (vgl. Gläser 2014, 69).

Je nach Art der Information bzw. des Inhalts und dem Einsatzbereich im Rahmen der Medienwertschöpfungskette (vgl. Gläser 2014, 72), sind die Möglichkeiten des Einsatzes dieser Emerging-Technologies dabei unterschiedlich weit fortgeschritten - von im Regelbetrieb befindlichen Systemen, über Anwendungen in der frühen Marktphase bis hin zu Experimenten in frühen Entwicklungsstadien (vgl. Napoli 2014; Dörr 2016; Gräfe 2016) -, die Implikationen für Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle unterschiedlich weitreichend. 

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Ausgangslage sowie bezugnehmend auf die Ausschreibung „Innovation in der Medienproduktion und -distribution" zur Jahrestagung der Fachgruppe Medienökonomie in der DGPuK stellt sich somit die generelle Frage, wie Medienunternehmen konkret mit den technologischen Innovationen umgehen und wie sie diese adaptieren (Dolata 2009, 1066f.; Perl 2007, 41), um Wettbewerbsfähig zu bleiben und/oder sogar Wettbewerbsvorteile zu generieren. Technik stellt für Medienunternehmen eine Differenzierungsmöglichkeit und das Potenzial für einen Wettbewerbsvorteil dar - so verstanden, dient Technik als ‚enabler' (Godefroid/Kühnle 2018).

Neben der Eigenentwicklung technologischer Innovation und der Akquise entsprechender Technologieunternehmen ist es eine dritte Option, Technologieinnovation durch Beteiligung (Investments) in Technologieunternehmen und -startups vorzunehmen. In letzterem Zusammenhang, entsprechender Beteiligungen und Investitionen in Technologieunternehmen und -startups, sollen mit dem hier vorgeschlagenen Beitrag drei konkrete Fragen beantwortet werden:

  • WelcheEmerging-Technologies sind für Medienunternehmen interessant und in welche Technologien investieren sie? („Hot-Technologies")
  • Welche Regionen bringen solche, für Medienunternehmen relevante, Technologien hervor und in welchen Regionen investieren Medienunternehmen? („Hot-Spots")
  • Welche Medienteilbereiche sind von den entsprechenden Technologien betroffen und welche Anwendungen werden dadurch fokussiert? („Hot-Sectors")

Um diese Fragen zu beantworten, wird auf eine für diese Untersuchung zur Verfügung stehende Datenbank mit Technologie-Investitionen von Medienunternehmen zurückgegriffen. Auf Basis dieser Datenbank wird eine quantitativ-großzahlige, explorative Untersuchung von Technologie-Investitionen internationaler Medienunternehmen durchgeführt. Die Auswahl und Systematisierung der Technologien erfolgt anhand des Gartner Hype Cycle of Emerging Technologies (Stand: Juli 2017, Gartner 2017).

Die Untersuchung befinden sich in der Endphase der Auswertung und die Ergebnisse werden derzeit aufbereitet. Die gewonnenen Erkenntnisse - sowie weitere noch ausstehende Auswertungsergebnisse - sollen als Basis für weitere Untersuchungen an der Schnittstelle zwischen Emerging-Technologies und Medienökonomie dienen. Ergänzend soll damit ein Einstieg in eine Theoriediskussion gefunden werden, um die Prozesse der Technikadoption in einer zunehmend technisierten Medienökonomie analytisch untersuchen und ggf. normativ und für die Medienpraxis Formalziel orientiert gestalten zu können. Der hier vorgeschlagene Beitrag ist somit Teil eines größeren Forschungsprojektes 

 

Literatur

Dolata, U. (2009): Technological innovations and sectoral change Transformative capacity, adaptability, patterns of change: An analytical framework, in: Research Policy 38, S. 1066-1076.

Dörr, K. N. (2016): Mapping the Field of Algorithmic Journalism, in: Digital Journalism 4(6), S.700-722.

Gartner, Inc. (2017): Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies 2017, abgerufen unter: https://blogs.gartner.com/smarterwithgartner/files/2017/08/Emerging-Technology-Hype-Cycle-for-2017_Infographic_R6A.jpg, zuletzt geprüft: 30.07.2018. 

Gläser, M. (2014): Medienmanagement, München: Vahlen.

Godefroid P.; Kühnle B. A. (2018): Medientechnologie als unternehmerischer Diversifikationsfaktor. In: Krone J., Pellegrini T. (Hrsg.): Handbuch Medienökonomie. Wiesbaden: Springer VS, DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-09632-8_13-1.

Gräfe, A. (2016): Guide to Automated Journalism, New York: Tow Center for Digital Journalism.

Jacobs Technion-Cornell Institute (2017): How Technology is Transforming Media Consumption, abgerufen unter: https://tech.cornell.edu/news/how-technology-is-transforming-media-consumption, 01.03.2017, zuletzt geprüft: 08.03.2018.

Napoli, P. M. (2014): On Automation in Media Industries: Integrating Algorithmic Media Production into Media Industries Scholarship, in: Media Industries 1(1), S. 33-38.

Perl, E. (2007): Grundlagen des Innovations- und Technologiemanagements, in: Strebel, H. (Hrsg.): Innovations- und Technologiemanagement, Wien: Facultas, S. 17-52.

 

Vortrag auf Veranstaltung: Tagung der Fachgruppe Medienökonomie der DGPuK
Veranstaltungsort: Köln


Autoren

Name:
Magdalena Ciepluch  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Medienwirtschaft im Zeitalter sogenannter Emerging Technologies
Funktion:
Akademische Mitarbeiterin
Lehrgebiet:
223016a Wissenschaftliches Arbeiten und Texten 223166a Interdisziplinäres Projekt Wirtschaft (IPW)
Studiengang:
Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
Fakultät:
Fakultät Electronic Media
Raum:
211b, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
Telefon:
0711 8923-2648

Name:
Prof. Dr. Uwe Eisenbeis  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Medienmanagement und Medienökonomie, Geschäfts- und Erlösmodelle, Strategisches Verhalten von Organisationen, Technologieimplikationen auf Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle in der Medienwirtschaft, Standortentwicklung und Ökosysteme für die Kreativwirtschaft
Funktion:
Prodekan
Lehrgebiet:
Medienökonomie, Medienmanagement, Strategisches Management, Unternehmensführung, Internationales Management, Volkswirtschaftslehre
Studiengang:
Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
Fakultät:
Fakultät Electronic Media
Raum:
221, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
Telefon:
0711 8923-2258
Homepage:
https://www.hdm-stuttgart.de/home/eisenbeis
Uwe Eisenbeis

Name:
Prof. Dr. Boris Kühnle  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
- Performance Management in der Medienbranche - Ökonomische Bedingungen und Bedeutung der Medien- und TIME-Branche (z.B. Branchenanalysen, Standortforschung)
Funktion:
Professor
Lehrgebiet:
Professor für Medienwirtschaft und Finanzmanagement in TIME-Märkten Schwerpunkte: - Medienwirtschaft - Verlagsmanagement und Konvergenz - Controlling, Management Accounting - Internationale Finanz- und Medienmärkte - New Business und Gaming
Studiengang:
Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
Fakultät:
Fakultät Electronic Media
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0711 8923-2246
Telefax:
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Boris Kühnle

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