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Ice Ice Baby

Generation Praktikum kennt viele Klischees: Kaffee kochen, kopieren und klammes Gehalt – mindestens eines davon stimmt nicht.


Das Office von NOMOO entspricht den typischen Startup-Klischees: jung, nachhaltig und irgendwie cool


An ihrem ersten Arbeitstag erhielt Mai-Lý ein Willkommensgeschenk der besonderen Art: Neben obligatorischen Kaffeetasse oder Kugelschreiber, erhielt die frischgebackene BWL-Absolventin Eis. Nicht nur eins, oh nein. Für sie und eine weitere neue Praktikantin gab es gleich ein ganzes Eis-Tasting. Und auch nicht irgendeines, oh nein. Hausgemachtes pflanzliches Eis wohlgemerkt und in den kommenden Wochen sollte es nicht dabei bleiben.


Die junge Frau ist mit ihren 22 Jahren Teil der sogenannten Generation Praktikum. Bevor der wahre Ernst des Lebens beginnt, bevor man den (zumindest zweitstärksten) Bund fürs Leben schließt, nämlich den Einstieg in das Berufsleben, lässt es sich als Praktikantin oder Praktikant noch ein letztes Mal der Welpenschutz genießen. 

 Vielfältige Einblicke in verschiedene Unternehmen erhalten, Praxiserfahrung sammeln, die eigenen Interessen vertiefen oder auch Stationen im CV ergänzen – es gibt einige gute Motivationen für ein Praktikum. Und wer einmal vor so einer Entscheidung stand, weiß dass eine der ersten Abzweigungen darin besteht einen passenden Betrieb auszuwählen. Groß oder klein? Dax-Anwärter oder Startup? Known oder no name?

"Ich habe mich total wohlgefühlt"

Für Mai-Lý jedenfalls stand fest: Sie möchte Einblicke in das Startup-Leben erhalten, Praxiserfahrungen sammeln und auch mit gutem Gewissen hinter ihrer Arbeit stehen können. Über eine digitale Jobtour über junge grüne Unternehmen, die von ihrer Universität in Köln organisiert wurde, wurde sie auf NOMOO aufmerksam, erzählt sie. Ein Startup, bei dessen Gründung zumindest indirekt sogar Leonardo DiCaprio seine Finger im Spiel hatte. Doch dazu später mehr.

 „Ich habe mich total wohlgefühlt.“, sagt Mai-Lý über ihren ersten Arbeitstag, aber das lag nicht nur am Eis-Tasting. Auf Instagram zum Beispiel gibt sich NOMOO modern wie stilbewusst und im Reallife-Office habe sich das bestätigt: „Alle waren super herzlich. Der Spirit war da und das Onboarding hat auch reibungslos geklappt.“

 Spirit statt Arbeitsatmosphäre sagt man in dem Kölner Startup. Onboarding statt Einarbeitung. Homeoffice statt Teleheimarbeit. Der Geist vom aufstrebenden Dasein spiegelt sich auch in der Sprache der rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder. CEO Rebecca Göckel formuliert es so: „Mit NOMOO wollen wir als Love-Brand einen positiven Shift für unsere Gesellschaft und Umwelt leisten.“


Womit man auch wieder bei Leonardo DiCaprio wäre. Denn nachdem NOMOO-Gründer Jan Grabow 2016 die Netflix-Dokumentation „Cowspiracy“ über den Einfluss der Agrarwirtschaft auf das Weltklima gesehen hatte (DiCaprio wird als Produzent aufgeführt), war ihm bewusst, dass sich etwas ändern müsse. Er wurde zum Veganer, merkte jedoch auch schnell: Geschmacklich ist das nicht immer das Wahre.

 Zu dem Zeitpunkt kam auch die Medienmanagement-Studentin Rebecca Göckel an Bord. Im europäisch-urbanem Pendant zur amerikanischen Garage, diskutierte man in der WG-Küche, wie man etwas bewirken könne. „Dann war die Idee einen Produktbereich zu suchen, den man pflanzlich machen kann“, erzählt sie. Mit gutem Gewissen aber auch gutem Geschmack. Dass das geht, wollten sie beweisen und experimentierten nächtelang an ersten eigenen veganen Eissorten.

 

Von der WG-Küche ins eigene Office: Rebecca Göckel und Jan Grabow

"Das kann richtig groß werden"

Vier Jahre später lässt sich sagen: Gewissen und Geschmack lassen sich in Einklang miteinander bringen. „Das kann richtig groß werden“, bestätigt auch Mai-Lý, die zwar keinen Kaffee kochen oder kopieren musste. Jedoch regelmäßig einen Becher Eis auf den Schreibtisch gestellt bekam.

 Generation Praktikum kennt und erlebt allerdings auch andere Klischees, niedrige Hierarchien und das alle-sind-irgendwie-für-alles-verantwortlich-Prinzip. In der Tat gab es nicht zuletzt aufgrund des niedrigen Durchschnittsalters der Belegschaft viele Team-Events, eine Cocktail-Night, einen Besuch beim Bowling oder auch mal einen Filmabend. Diese sanften Hierarchien brächten auch eine angenehme familiäre Atmosphäre mit sich, findet die Praktikantin. Neben der Möglichkeit im Office nach Belieben viel Eis löffeln zu dürfen oder auch eigene Impulse aktiv in das Startup einbringen zu können, gleichen diese Benefits dann im Zweifel auch eine niedrigere Bezahlung aus.

 Was jedoch nicht stimme, sei das besonders mit Startups häufig assoziierte Generalistenprinzip. In dem jungen Unternehmen stecke unter anderem wegen der klaren Verantwortungsbereiche ein hoher Professionalisierungsgrad und damit auch anhaltender Erfolg. Jeder wisse, wofür er oder sie verantwortlich sei.

 Nur so könne man Skill und extrinsische und intrinsische Motivation vereinen und auch „gerne mal die eine Extrameile gehen“, wie Rebecca Göckel es formuliert. Mit den richtigen Rahmenbedingungen werde man letztlich auch „immer wieder von der Klugheit anderer Personen überrascht und bereichert“.

 

"Eis löffeln und die Welt retten" verspricht NOMOO

ZWEI KUGELN Im Becher BITTE: GESCHMACK UND GEWISSEN

Ob bei künftigen Bewerbungen ein eher unbekannter Name im CV negativen Einfluss auf das Interview haben könne? Dieses Vorurteil fürchtet Mai-Lý nicht. Hands-On-Erfahrung wirkt ebenfalls bereichernd und ihre Chefin ergänzt: „Googeln kann notfalls jeder“.

Diese Einschätzung deckt sich auch mit Zahlen der Plattform MeinPraktikum, die Praktikumsstellen und -erfahrungen aufbereitet. Der letzte Report attestiert: Waren 2009 noch ein Drittel der Befragten mit den beruflichen Perspektiven zufrieden, steigerte sich dieser Wert vier Jahre später auf knapp 67 Prozent – eine enormer Zuwachs.

 

Für Mai-Lý ist das Praktikum mittlerweile ein erfolgreiches Kapitel. Nicht nur im Lebenslauf, sondern auch was die persönlichen Fähigkeiten und Erfahrungen angeht. Anwenden will sie die schon bald im Master-Studium und mit im Gepäck werden dann vor allem zwei Erkenntnisse sein; erstens: Nicht alles, was der Generation Praktikum zugeschrieben wird, stimmt zwangsläufig. Und zweitens: Mit ihren liebsten veganen Eissorten Mango und Erdnuss bietet sich die vielleicht leckerste Möglichkeit, einen Shift für unser Weltklima einzuleiten. 

VERÖFFENTLICHT AM

26. November 2020

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