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Film- und Fernsehbücher fördern Vergnügen am Lesen

Forschungsprojekt Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund

In der Mediengesellschaft haben sich Formen und Funktionen der Buchlektüre verändert. Jüngere Kinder schätzen es, in Büchern, Zeitschriften oder Comics Charakteren wieder zu begegnen, die ihnen aus anderen Medien vertraut sind. Ältere Leser wollen ein emotional beeindruckendes Medienereignis durch das Buch nochmals erleben oder variieren.

Deshalb fördern Film- und Fernsehbücher vielfach das Vergnügen am Lesen und können Bindungen an das Medium Buch - zumindest zeitweilig - intensivieren. Außerdem erleichtert die "Medienverbundliteratur" leseungeübten Kindern und Jugendlichen den komplexen Prozess des Lesens, weil sie Bilder benutzt, die durch das vorangegangene Filmerlebnis bereits im Kopf der jungen Rezipienten vorhanden sind.

Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für angewandte Kindermedienforschung (IfaK) der Stuttgarter Hochschule der Medien im Forschungsprojekt "Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund". Von Herbst 2001 bis Sommer 2003 wurden in diesem Rahmen Untersuchungen zur Geschichte, zur Produktion und Rezeption von Film- und Fernsehbüchern durchgeführt. Das Projekt wurde vom baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanziell gefördert.

In der Veröffentlichung "Film- und Fernsehbücher: Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund", Band 9 der "Stuttgarter Beiträge zur Medienwirtschaft", herausgegeben von der MFG Medienentwicklung Baden-Württemberg und der Hochschule der Medien, Stuttgart 2003, wurden zentrale Ergebnisse zusammen gefasst. Die Autoren, Dr. Ulrike Bischof und Professor Dr. Horst Heidtmann (Projektleitung), informieren über Buchmarktentwicklungen, Produktion, Nutzung und Wirkung von Medienbegleitliteratur. Außerdem dokumentieren sie Gespräche mit Verlegern, Managern, Redakteuren und Autoren.

Auch wenn der Zauberlehrling Harry Potter mit jedem neuen Band die bisherigen Buchmarktrekordzahlen übertrumpft, ist dies bei genauerer Betrachtung kein Ausdruck einer magisch aufblühenden Lesefreude deutscher Kinder. Mit der Potter-Manie ging kein Leseaufschwung einher. Da die Potter-Bände überdurchschnittlich teuer sind, wurden 2001 und 2002 in Deutschland nach Stückzahlen insgesamt weniger Kinder- und Jugendbücher verkauft als in den späten 90er Jahren.

Neuere Studien zur Mediennutzung belegen übereinstimmend, dass Kinder- und Jugendbücher an Bedeutung im Medienalltag verloren haben. Vorrangige Ereignis- und Erlebnisqualitäten bieten heute aufwändig-spektakuläre Hollywoodfilme, Daily Soaps oder Mystery-Serien im Fernsehen, neue PC- oder Videospiele oder die Auftritte von Soap- oder Superstars. Diese Medienereignisse spiegeln sich auch in den Printmedien, in Form von Film- oder TV-Begleitbüchern, durch Personality- oder Making of-Books, in Fan- und Starzeitschriften wider. Gerade für Kinder und Jugendliche lassen sich Bücher besonders erfolgreich im Verbund mit anderen Medien vermarkten.

Die "Medienverbundliteratur" ist kein Phänomen des 21. Jahrhunderts; Stars der Stummfilmzeit wurden bereits in den 20er Jahren zu Helden von Groschenheftserien; spektakuläre Kinofilme wie Metropolis boten Stoff für Filmromane. Die Märchenerzähler der ersten Kinderfunkprogramme waren schnell so populär, dass ihre Geschichten in auflagenstarken Kinderbüchern verkauft werden konnten. In den 50er Jahren lieferten amerikanische Serien wie "Fury" und "Lassie" den Stoff für Abermillionen Kinderbücher. Mit den ZDF-Serien "Biene Maja" und "Heidi" begann in den 70er Jahren in Deutschland das systematische Merchandising: die Medien übergreifende Vermarktung von Kinderthemen und Mediencharakteren in Produktverbünden. Die Medienverbundliteratur erreicht – bei attraktiven Vorlagen in den Ausgangsmedien – Anteile zwischen 15 und 20 Prozent am gesamten Wertumsatz mit Kinderliteratur.

Die Veröffentlichung "Film- und Fernsehbücher: Kinder- und Jugendliteratur im Medienverbund" ist gegen eine Gebühr von 5 Euro für Porto und Versandkosten zu beziehen über: Hochschule der Medien, Christoph Rittberger, Nobelstr. 10, 70569 Stuttgart.

Unter www.ifak-kindermedien.de/downloads5.htm steht sie im Volltext zur Verfügung, kann eingesehen und kostenlos herunter geladen werden.

VERÖFFENTLICHT AM

07. Oktober 2003

KONTAKT

Institut für angewandte Kindermedienforschung (IfaK)
E-Mailifak@hdm-stuttgart.de
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