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Kooperation

Projekt zum Interkulturellen E-Learning gestartet

Multimediale Lehr- und Lernmittel sind aus vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken. Industrie und Wirtschaft greifen rege auf sie zurück, und auch Hochschulen nutzen sie. An der Hochschule der Medien in Stuttgart und an der Universität Karlsruhe wollen Wissenschaftler den Weg dafür bereiten, dass weltweit vertriebene Materialien auch weltweit im jeweiligen Kontext verstanden werden können. Bislang werden sie vornehmlich in den USA und anderen westlichen Ländern ohne große Rücksicht auf die Nutzer, auf kulturelle, historische oder gesellschaftliche Unterschiede konzipiert.

Gemeinsam mit der Université du Centre in Sousse (Tunesien) und der Universität Karlsruhe haben die Stuttgarter ein bundesweit einmaliges Forschungsprojekt der interkulturellen Medienpartnerschaft gestartet. Es wird mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 91 000 Euro aus dem Landesforschungsschwerpunktprogramm unterstützt. Die Partner wollen mit ihrem Projekt Kulturgrenzen überschreitende Wissensstrukturen schaffen, sagt Professor Dr. Bernd Thum, Dekan der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Karlsruhe. Er macht es an einem einfachen Beispiel deutlich: Während in der westlichen Welt "Selbstverwirklichung" und damit sehr individualistische Lebensziele ganz oben stünden, sei für Menschen im Islam etwas ganz anderes wichtig. Wenn also im Westen CD-ROMS produziert würden, um Marketingstrategen mit der Konsumentenbedürfnispyramide (nach Maslow) vertraut zu machen, so orientierten sie sich an westlichen Bedürfnissen. "Fährt ein Mitarbeiter von Siemens beispielsweise nach Tunis, dann nützt ihm sein Wissen über westliche Konsumentenbedürfnisse gar nichts", sagt Thum. Das Forschungsprojekt will unter anderem diese Bedürfnispyramide mit Hyperlinks hinterlegen, die Konsumentenwünsche in der arabischen und der europäischen Welt erklären. Dabei soll nicht nur das Konsumentenverhalten, sondern auch der soziologische und historisch-kulturelle Hintergrund erläutert werden.

Noch steckt das Projekt in der Anfangsphase - obwohl Thum und seine Mitstreiter Professor Dr. Frank Thissen (Hochschule der Medien, Stuttgart), Professor Dr. Peter Deussen, Dr. Christian Mayer, Professor Dr. Jürgen Rekus und Ralf Schneider (alle Universität Karlsruhe) bereits mächtig aufs Gaspedal drücken müssen. "Die Anschubfinanzierung ist nur auf ein Jahr ausgelegt", sagt Thum. Er hofft jedoch, im kommenden Jahr bereits so viel vorweisen zu können, dass weitere Förderer das Projekt dann übernehmen. "Die können natürlich gerne auch aus der freien Wirtschaft stammen", sagt Thum.

Bevor es jedoch so weit ist, haben die Beteiligten in Deutschland und Tunesien einiges zu leisten. Ein erstes Treffen in Sousse fand bereits statt, in dem sich die Partner "Hausaufgaben" erarbeitet haben. Unter anderem werden Fragebögen zusammengestellt, um die Texte für Hyperlinks euromediterran erarbeiten zu können. Es geht unter anderem darum, zu erfragen, wie Wissen in den verschiedenen Kulturen strukturiert oder vernetzt ist oder darum, wie durch die arabische Schrift geprägte Menschen den Bildschirm ihres PCs "lesen". Politische, gesellschaftliche und pädagogische Bedingungen der verschiedenen Kulturen werden abgefragt, um sie dann in die entsprechenden Erklärungen auf den multimedialen Lehr- und Lernmitteln unterzubringen.

Ein Gegenbesuch der Tunesier ist bereits geplant, bei dem erste Ergebnisse erörtert werden sollen. "Wir können nur exemplarisch Module bearbeiten und natürlich kein ganzes Programm erstellen", macht Bernd Thum deutlich. Neben der Maslowschen Bedürfnispyramide will das Team auf diese Weise die mit politischen Mythen verbundene Kultur Andalusiens im 13. Jahrhundert bearbeiten sowie den Maler Paul Klee. Wie gehen Kunststudenten in arabischen Ländern mit dem Maler um, wie sehen sie Bildaufbau und Farben? Diese und viele weitere Fragen gilt es zu beantworten, um Lehr-CD-ROMS mit kulturspezifisch sinnvollen und verständlichen Erklärungen zu versehen.

VERÖFFENTLICHT AM

09. Oktober 2003

KONTAKT

Prof. Dr. Frank Thissen
Studiengang Informationsdesign
Telefon0711 25706 189

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