Victor Gogröf fing mit 17 Jahren sein duales Studium im Bereich Elektrotechnik an, eine sehr "stressige Zeit". Sein Hobby, die Musik, sei dabei viel zu kurz gekommen. Mit 20 hatte er bereits seinen Abschluss in der Tasche. "Ich konnte mich aber nicht mit dem Gedanken anfreunden, schon so früh ins Berufsleben einzusteigen", so Gogröf. "Ich brauchte einfach eine Pause, um nachdenken, wie es für mich weitergeht." Die Lösung für den Elektrotechniker: Eine Konzertreise mit einem Gitarrenorchester nach Chile und in den Iran - fernab vom Alltag.
Einfach mal durchatmen
Prof. Roland Kiefer, Praktikantenamtsleiter an der Hochschule der Medien (HdM), beobachtet, dass heute immer mehr Absolventen nach dem Bachelorabschluss ins Ausland gehen. "Gerade weil die Absolventen im Schnitt relativ jung sind, kann und sollte man das Zeitfenster nutzen, um Neues in der Welt kennenzulernen und seinen Horizont zu erweitern", so Kiefer. Und nebenbei positioniere man sich damit bei einem potenziellen Arbeitgeber als vielfältig, selbstständig und flexibel. Für Victor Gogröf war sein Auslandsaufenthalt eine unbeschreibliche Erfahrung: "Ich habe neue Kulturen kennengelernt und viel Zeit für mich gehabt." So ganz ohne Plan sei er aber nicht gewesen, denn das Masterstudium im Bereich Audiovisuelle Medien an der HdM hatte er bereits ins Auge gefasst. Als praktische Vorbereitung für den Master nahm Gogröf deshalb noch verschiedene Jobs als Tontechniker an.
Unternehmensluft schnuppern
Auch Nadja Walz nutzte die Zeit vor ihrem Masterstudium für einen Auslandsaufenthalt. Nach ihrem Abschluss an der Universität Mannheim ist sie mit einer ehemaligen Kommilitonin durch Neuseeland, Malaysia und Indonesien gereist. "Ich wollte meine Fremdsprachenkenntnisse verbessern", berichtet die Absolventin. Aber ihr "Gap Year" wollte sie nicht nur mit Reisen verbringen, sondern weitere Berufserfahrung im Bereich Unternehmenskommunikation sammeln. Aus diesem Grund absolviert sie derzeit ein fünfmonatiges Praktikum in einem Mannheimer Unternehmen, bevor das Aufbaustudium im Herbst 2016 beginnt.
Kontakte knüpfen
Ein "Gap Year" ist aber auch die Chance, über einen längeren Zeitraum Berufserfahrung zu sammeln, beispielsweise in einem Volontariat oder Trainee-Programm. Der Hochschulabsolvent durchläuft hierbei verschiedene Abteilungen und lernt so das Unternehmen von der Pike auf kennen. Im Regelfall dauern diese Programme zwölf bis 14 Monate. "Unternehmen locken Bachelorabsolventen mit attraktiven Angeboten - oft schon während der Thesis", erklärt Kiefer. Vor allem in Bereichen, in denen die Nachfrage nach Absolventen sehr groß ist, etwa in der IT-Branche. Ein sogenanntes PreMaster Programm hat Jan Huttelmaier als praktischen Weg zum Master gewählt: "Ich wollte nach meinem Bachelorabschluss im Bereich Wirtschaftswissenschaften einen direkten Einblick in die Praxis bekommen." In seinem PreMaster Programm bekommt er beides: Praxis und den Master. Nach dem "Gap Year" blieb Huttelmaier als Werkstudent im Unternehmen. "Der Berufseinstieg wird so natürlich erleichtert", bestätigt Prof. Roland Kiefer. Die Erfahrungen des Praktikantenamtleiters zeigen: „Nicht immer ist der gerade Weg der beste."
Joelle Mittnacht
11. Mai 2016
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