Bibliotheks- und Informationsmanagement
An einem Tisch verfolgen Kinder gespannt die Partie der Senioren-Schachgruppe. Am nächsten lernen Schüler mit ihren Laptops. Direkt daneben trifft ein Ehrenamtlicher einen Flüchtling, um mit ihm Deutsch zu üben. Alle Tablets in der Kinderabteilung sind belegt. Bibliotheken sind schon lange nicht mehr das, was sie einmal waren. In Zeiten der Digitalisierung hat sich der ruhige Ausleih-Ort zu einem Treffpunkt für Jung und Alt entwickelt, an dem man viel mehr als Lesen kann. Denn die Ansprüche der Bibliotheksbesucher haben sich verändert. Und so auch die Bibliotheken.
Vom Studium in die Arbeitswelt
Das Bibliothekskind
"Ich muss gestehen, dass mir schon sehr früh klar war, dass ich einmal in einer Bibliothek arbeiten möchte. Ich war ein Bibliothekskind und habe es geliebt, in 'meine Stadtbibliothek' zu gehen. Ohne sie wäre ich nicht bis zum Abitur gekommen", erzählt Beate Meinck, die 1997 nach einer zweijährigen Ausbildung zur Bibliotheksassistentin den Weg an die HdM fand. "Ich bin zu einem Schnuppertag nach Stuttgart gefahren. Danach war alles klar." Mit dem Bachelorabschluss in der Tasche führte sie ihr erster beruflicher Zwischenstopp nach Denkendorf bei Esslingen. Dort übernahm sie nach einem halben Jahr die Büchereileitung. "Die größte Herausforderung war das Personalmanagement. Das hatte ich bisher nur in der Theorie erlebt oder auf der anderen Seite", erklärt Meinck. Seit 2016 leitet sie mittlerweile die Stadtbibliothek in Reutlingen.
Der Mann hinter den Kulissen
Die Bibliotheken im Wandel
Bücher gibt es heutzutage digital für das Tablet, Musik- und Filmstreaming-Angebote sind gefragter als jemals zuvor. Die Digitalisierung hat unübersehbar ihre Spuren in den öffentlichen Einrichtungen hinterlassen. "Der Beruf und die Einrichtung 'Bibliothek' verändern sich gerade sehr stark. Vor 20 Jahren haben wir Kindern in Sachbüchern den Unterschied zwischen Register und Inhaltsverzeichnis erklärt. Heute geht es um Fake News, Filterblasen und darum, der 82-jährigen Nutzerin den E-Reader einzurichten. Diesen Wandel haben die Bibliotheken aber erkannt und sich mitverändert", sagt Beate Meinck. Angst um die Zukunft von angehenden Bibliothekaren müsse man deshalb nicht haben, findet Eike Kleiner: "Gerade in Zeiten, in denen die Digitalisierung aus keinem Bereich mehr wegzudenken ist, sind Informationsexperten verschiedenster Art gefragt, die das Wissen nutzbar machen, vermitteln und managen." Und das auch, wenn Bibliothekare irgendwann nicht mehr als Bibliothekare bezeichnet würden.
David Groß
VERÖFFENTLICHT AM
10. Januar 2018
KONTAKT
Eike Kleiner

Beate Meinck

