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Instagram und Umwelt

Instaposts zerstören die Umwelt

Jeder erfreut sich beim Scrollen durch Instagram an schönen Landschaftsfotos, die eine harmonische und friedliche Atmosphäre ausstrahlen. Was wir nicht sehen, sind die anderen Touristen im Hintergrund, die darauf warten, ebenfalls das perfekte Foto zu schießen und dabei die Wege zertrampeln.

Umgeben von idyllischer Natur, aber den Blick auf das Display der Handys gerichtet. Schnell tippt der Daumen schon den nächsten Hashtag #naturelover und #travelphotography als Beschreibung für den kommenden Instapost ein. Beim Scrollen durch den neuesten Feed vergisst man schnell, sich die Frage zu stellen, welche Auswirkungen dieses Pilgern zu den Instagram-Wallfahrtsorten hat. Immer mehr Orte berichten, dass sie den Touristenströmen nicht mehr Herr werden.

Die Stadt Lake Elsinore musste den Weg zum Walker Canyon aufgrund des Ansturmes sperren. Foto: Screenshot Instagram
Die Stadt Lake Elsinore musste den Weg zum Walker Canyon aufgrund des Ansturmes sperren. Foto: Screenshot Instagram
Natur geht vor Social Media

Nahe Lake Elsinore explodieren durch den feuchten Winter derzeit die Mohnfelder. Dieses Spektakel lockt tausende Touristen an. Was man den Besuchern auch nicht verübeln kann, denn das orangefarbene Blütenmeer lädt förmlich dazu ein, hindurch zu spazieren und die Szenerie bildlich festzuhalten. Die Stadt entschied sich aber jetzt aufgrund der platt getretenen Mohnblumen dafür, den Zugang zum Walker Canyon zeitweise zu sperren.

Ähnliches findet in Island statt. Dort stürmen Groupies den Drehort des Musikvideos "I'll show you" von Justin Bieber. Die Produktion soll die unberührte Natur Islands zeigen. Doch die Besucher verlassen die matschigen Wege und zerstören dabei die Vegetation.

Auch hier entschied man sich dafür, den Schauplatz zum Schutz des Ökosystems bis Juni zu blockieren.

Die Rue Cremieux in Paris gilt mit ihren bunten Häusern als beliebtes Fotomotiv. Foto: Screenshot Instagram
Die Rue Cremieux in Paris gilt mit ihren bunten Häusern als beliebtes Fotomotiv. Foto: Screenshot Instagram
Posts statt Ortsbesichtigung

Die Einwohner der Rue Crémieux in Paris greifen zu anderen Mitteln. Gestört von den Touristen, die ihre Türschwellen zu Fotomotiven umfunktionieren, forderten sie bei der Stadt Paris die Errichtung eines Tores an. Damit soll zu den Stoßzeiten der Zugang zu der Straße reguliert werden.

Diese Fälle beschreiben einen Trend. Sich im Urlaub treiben lassen und ganz spontan an schönen Orten die Natur zu genießen, scheint bei manchen Influencern Schnee von gestern zu sein. Stundenpläne als Leitfaden, wann und wo das nächste Foto entstehen soll, zeigen, dass viele Menschen nicht mehr für die Erfahrungen und den Genuss reisen, sondern für den perfekten Post, der möglichst viele Likes bekommen soll.

Österreich: Der Tourismusverband Inneres Salzkammergut sieht Touristen und Journalisten, die ein Gespür für den Ort Hallstatt mitbringen und ihn verliebt wieder verlassen, gerne. Das Anwachsen der Übernachtungszahlen bewertet er positiv, insofern die Besucherströme kontrolliert werden können. Um die Idylle der Gemeinde Hallstatt jedoch weiterhin zu erhalten, ist das Fliegen von Drohnen verboten und es gibt kein flächendeckendes Wlan. Fällt die Möglichkeit weg, ein Foto direkt zu posten, würde auch der Reiz für Instaposts verloren gehen.

Reisen mit Verantwortung

Der Hype um Instagram lässt sich aber nicht nur bei den Touristenorten beobachten. Nach einer Studie des britischen Ferienhaus Versicherers Schofields wählen 40 Prozent der 18- bis 33-Jährigen ihr Hotel nach der "Instagrammability" aus. Zusätzlich zu den Anforderungen an den Preis und die Lage soll die Unterkunft geeignete Motive bieten. Ein Vintagefahrrad oder die bekannt beliebte Hängematte können nach dem oder eher während des Urlaubs über Hashtags wie #interiordesign oder #vintage bewundert werden. Hotels können von dieser Werbung profitieren und laden teilweise Influencer zu Gratisübernachtungen ein. Einen beachtlichen Teil ihrer Zimmeranfragen erhalten sie mittlerweile direkt über Instagram.

Die Beispiele zeigen, wie gefährdet viele Touristenorte in Bezug auf die intakte Umwelt mittlerweile sind. Die schönen Instaposts verschleiern mit ihrer Ästhetik nur die schlimmen Umweltsituationen. Die Reisenden, die inspieriert von Infleuncern ihren nächsten Urlaub buchen, sollten bei ihrem Besuch zumindest ihren Teil dazu beitragen, dass die Orte, die alle nur zu gerne beim Scrollen durch Instagram bewundern, auch so schön und unberührt bleiben.

Quellen:

  • www.jetzt.de
  • www.spiegel.de
  • www.presseportal.de

 

Anna-Sophie Kächele

VERÖFFENTLICHT AM

12. April 2019

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