Diese Website verwendet nur technisch notwendige Cookies. In der Datenschutzerklärung können Sie mehr dazu erfahren.

Zum Hauptinhalt springen
Logo, Startseite der Hochschule der Medien

"WirvsVirus Hackathon"

Studieren, wissen - und was gegen die Corona-Krise machen

Zuhause herumsitzen? In Zeiten, in denen das Coronavirus eine ernsthafte globale Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellt, keine Frage. Aber dabei untätig sein? Da schüttelten einige Studierenden und auch eine Mitarbeiterin der Hochschule der Medien (HdM) den Kopf. Sie setzten sich online mit anderen IT-Fans und Kreativköpfen zusammen und folgten dem Ruf des Hackathons #WirvsVirus 2020. Das Konzept einer HdM-Studentin und ihres Teams wurde als eines der besten 20 geehrt.

Über 42.960 Anmeldungen, mehr als 28.360 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um die 1.500 Ideen: Gemeinsam mit der deutschen Bevölkerung suchte die Bundesregierung vom 20. bis zum 22. März 2020 Lösungen für Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Dazu luden sie bundesweit Bürgerinnen und Bürger ein, sich online zu engagieren und funktionierende Prototypen und Lösungsansätze für gesellschaftlich relevante Fragestellungen im Hinblick auf die Corona-Krise zu entwickeln. Gemeinsam etwas erreichen und Gutes tun - gerade in Krisenzeiten von bedeutender Wichtigkeit. Dabei war es ganz gleich, ob es sich um digitale oder analoge Ansätze handelte, wichtig war nur: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten in virtuellen Gruppen eine Lösung erarbeiten, und das innerhalb von nur 48 Stunden. Die Auswertung und Ehrung der 20 besten Projekte erfolgte eine Woche später, am 30. März 2020. Auch einige Studierende der HdM haben am #WirvsVirus Hackathon teilgenommen - ein eingereichtes Konzept im Bereich Gesundheit zählt zu einem der besten.

Vom Bruder angemeldet

Lena Hieber
Lena Hieber
Eigentlich war dieser Hackathon für die Informationsdesign-Studentin Lena Hieber bis kurz vor knapp kein Thema: "Mein Bruder kam einen Tag vor dem Start einfach auf mich zu und meinte, er habe mich bei dem Hackathon angemeldet." Er plante seine Teilnahme mit einigen seiner Kommilitonen und brauchte noch eine Designerin. Die 24-Jährige erklärt: "Hier bot sich die Gelegenheit, innerhalb kürzester Zeit wirklich etwas Sinnvolles beizutragen. Also hab ich mich darauf eingelassen." Und die Mühe hat sich gelohnt, denn das entstandene Konzept gehört zu den vier besten Einsendungen im Bereich Gesundheit.

Dabei handelt es sich um das so genannte "Digitale Wartezimmer". Es ermöglicht eine zentrale und selbstständige Registrierung von COVID-19 Verdachtsfällen mit Zuteilung von Terminen. Hier erhalten Nutzerinnen und Nutzer nach dem Beantworten von Fragen zu ihrem Gesundheitsbild zuerst eine automatische Risikoeinschätzung, woraufhin ihnen eine Priorität zugeordnet wird. Sind Kapazitäten frei, wird den Nutzern abhängig von Risikoeinstufung, Auslastung der Fachkräfte und Wohnort ein passender Termin vorgeschlagen. Das ermögliche eine einfache Terminvereinbarung und eine Entlastung von Fachkräften. Der Auslöser für diese Idee war unter anderem die Mutter der Hiebers. Sie habe selbst stärkere Symptome gezeigt. Um an einen Test oder Termin zu kommen, musste sie sich stundenlang von einer Warteschleife in die nächste ringen - und das bei schlechter körperlicher Verfassung. "So muss es vielen Menschen gehen", dachte sich das Team um Lena Hieber und setzte sich daran, sowohl für Erkrankte als auch für das medizinische Personal Hilfe zu bieten.

Fake News-Check

Hackathon-Teilnehmer An Dang
Hackathon-Teilnehmer An Dang
An Dang, Student im Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik an der HdM, hat sich auch beteiligt. Er entwickelte gemeinsam mit seinem Team aus sechs weiteren Mitgliedern und einem Betreuer eine Website, die es erleichtert, Fake News im Bezug auf Corona zu erkennen: www.coronafaktencheck.de. Gerade bei Menschen, die den Umgang mit sozialen Medien und Nachrichtendiensten nicht gewohnt sind und ihre Inhalte oft nicht hinterfragen, können Fake News gerne mal zu Panik, schlimmstenfalls zur Massenhysterie führen. "Meine Mutter hatte mal in WhatsApp gelesen, dass es ein klares Symptom für Corona sei, wenn man zehn Sekunden die Luft anhält und der Hals anschwillt", erzählt An Dang erstaunt. "Dagegen wollten wir einfach etwas tun."

Seit dem 26. März ist seine Seite online und hat schon einige falsche Corona-Fakten entlarvt. Jeden Abend habe der 24-Jährige mit seinem Team bis spät in die Nacht daran gearbeitet, denn ganz fertig die Seite ist noch nicht. "Es ist ein Prototyp, den wir innerhalb von 48 Stunden im Hackathon entwickelt haben. Wir wissen, dass es noch Baustellen gibt", erklärt Dang. Doch auch, wenn die Corona-Krise vorbei sein sollte, wird die Website weiter bestehen. An Dang und sein Team möchten Fake News dann nicht nur erkennbar machen, sondern sie auch lokalisieren und ihre Verbreitungswege beobachten. "Wir möchten Leute vorwarnen und ein eigenes Bewusstsein über die Krise hinaus für Fake News schaffen,  auch wenn wir dann natürlich den Domainnamen ändern müssen", lacht An Dang ins Telefon.

Psychische Gesundheit stärken

StayInStaySane-Team von links nach rechts: Johannes Richter, Nina Wadl, Helene Wittek (dare2care-Gründerin) , Julia Keddig, Julia Reger
StayInStaySane-Team von links nach rechts: Johannes Richter, Nina Wadl, Helene Wittek (dare2care-Gründerin) , Julia Keddig, Julia Reger
Zum Lachen war Julia Reger anfangs weniger zumute. Die Online-Medien-Management-Studentin merkte, wie die Situation um Corona sie mental belastete. Die psychische Gesundheit ist für Reger aber ein Thema, für das sie sich auch in ihrer Freizeit engagiert. Als eines von heute rund 80 ehrenamtlichen Mitgliedern der Studierendeninitiative "dare2care" hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die psychische Gesundheit junger Menschen durch die Vermittlung von psychologischem Wissen zu stärken und Stigmata gegenüber psychischen Erkrankungen abzubauen. Dazu besuchen die Mitglieder von "dare2care" Schulen und geben Workshops zum Thema Psychologie.

Aufgrund der Ansteckungsgefahr rund um Corona fielen die Besuche an den Schulen allerdings bald flach. Der Bildungsauftrag, den sich die Initiative selbst gestellt hatte, musste anderweitig an die Schüler gelangen. "Die Idee, mit der wir in den Hackathon gegangen sind, war eine Social Media Kampagne, mit der wir psychologisches Wissen vermitteln wollten. Die Idee zu Webinaren und der Website mit einem Chatbot kam erst während des Hackathons in unserem Team von rund 40 Personen zustande, darunter auch meine Freundin, die HdM-Studentin Helen Zattler", erzählt Reger. Somit war die Website "StayInStaySane" geboren. Für Julia Reger ist die Seite allem voran ein Pilotprojekt, in dem sie und ihre Kollegen die Chancen haben, verschiedene Formate und Methoden zu testen. Dass sie sie noch weiter ausbauen müssen und verbessern möchten, ist ihnen klar. Doch überstürzen möchten sie nichts, betont die junge Frau: "Ein hoher wissenschaftlicher Standard ist uns sehr wichtig."

"Chance, was zu machen"

HdM-Mitarbeiterin und Hackathon-Teilnehmerin Anika Bader
HdM-Mitarbeiterin und Hackathon-Teilnehmerin Anika Bader
Ähnlich wie Reger ging es anfangs auch Anika Bader, Projektmitarbeiterin an der HdM: "Man macht sich ja immer Gedanken, wie man die Situation verbessern könnte. Ich empfand den Hackathon einfach als eine gute Chance, nicht nur darüber zu reden, sondern auch wirklich etwas zu machen." Sie hatte zwar keine eigene Idee, aber dafür umso mehr Begeisterung, Elan und Motivation beim Hackathon teilzunehmen, besonders als sie von #WeSolate hörte. Die App stellt einen digitalen Tagesplan aus allen bekannten sozialen Plattformen zusammen und erstellt Herausforderungen, die von Zuhause aus gegen Freunde gemeistert werden können. "Zeitgleich wird durch ein Punkte- und Levelsystem für das Zuhausebleiben ein spielerischer Anreiz für Social Distancing gesetzt", führt Anika Bader aus. Dadurch könne das soziale Leben weiterhin erhalten bleiben, ohne dabei die Gesundheit anderer zu gefährden. Sie selbst unterstützt das Team im Grafikdesign und wusste zu Beginn des Hackathons nicht genau, was sie erwartete. "Im Nachhinein betrachtet, haben wir eine unglaubliche Erfahrung mit vielen ambitionierten, intelligenten und kreativen Köpfen machen dürfen", sagt sie. Das Ergebnis dieser Erfahrung soll Anfang April für die Öffentlichkeit verfügbar sein.

App, um Einkäufe zu erleichtern

Fromuth Camby
Fromuth Camby
Mit Elan wollte auch das Team um Fromuth Camby, ebenfalls Informationsdesign-Studentin an der HdM, am Hackathon teilnehmen und helfen: "Ich war vor allem deshalb begeistert, weil der Hackathon die Chance bietet, etwas Gutes zu tun, auch ohne an einem Impfstoff zu forschen oder kranke Menschen zu pflegen." Das achtköpfige Team aus Designern und Entwicklern hat daher eine App konzipiert, die das Einkaufen in Supermärkten erleichtern soll. Mit "Suti" kann man sich ein Ticket für den jeweils gewünschten Einkaufszeitraum buchen. Immer häufiger erleben Menschen in letzter Zeit, dass Supermarktketten aufgrund der Abstandsregelungen nur noch eine begrenzte Anzahl an Menschen zur gleichen Zeit die Verkaufsflächen betreten lassen. Mit der App vermeidet man unnötiges Warten und die damit verbundene Ansteckungsgefahr - so die Kernidee der 24-Jährigen. "Wenn wir sie fortführen können, würden wir auch weitere Funktionen einbauen, etwa einen Einkauf für ältere Nachbarn und Betroffene in Quarantäne, oder die Ticketbuchung über einen Telefonservice", erzählt die Kaiserslauterin.

Karte mit Informationen zu Vertriebswegen

Maximilian Galys (Fotos: privat)
Maximilian Galys (Fotos: privat)
Ihre Kommilitonen Ansgar Wörner und Maximilian Galys aus dem Studiengang Online-Medien-Management sowie ein weiterer Kollege haben beobachtet, dass immer mehr Dienstleister aus der Einzelhandelsbranche kreative Lösungen entwickelt haben, um ihren Kunden auch in der Corona-Zeit die gewohnten Dienstleistungen und Produkte zu bieten.  Andere hingegen taten sich schwer damit, Kunden auf alternative Dienstleistungen hinzuweisen oder waren allgemein auf die Umstände wenig vorbereitet. Die Lösung der drei: eine Webseite mit einer Karte, auf der alle Informationen über geänderte Vertriebswege von lokalen Einzelhändlern und Restaurants für Endkunden festgehalten werden - www.supportyourlocalsmap.de.

Ansgar Wörner
Ansgar Wörner
Schon in der Schulzeit habe sich der 23-jährige Maximilian Galys gemeinsam mit einem Freund  an sozialen Projekten versucht. Dadurch, dass nun virusbedingt viele Jobs für ihn ausgefallen sind, konnte er sich ihnen wieder zuwenden: "Da kam der Hackathon wie gerufen." Auch wenn es die Idee zur Unterstützung der lokalen Einzelhändler bereits gab. "Schnell hatten wir eine Website auf dem Schirm, die dasselbe umsetzen wollten wie wir. Da es für soziale Projekte keine Konkurrenz geben sollte, haben wir uns ihnen kurzerhand angeschlossen", schreibt der gebürtige Frankfurter. Das bestätigt auch sein Kommilitone Ansgar Wörner. Er glaubt, dass eine starke Gesellschaft davon lebe, gemeinsam am Fortschritt zu arbeiten und jeder seine Verantwortung dafür hat. Deshalb findet er den Hackathon so gut: "Viele Menschen können ihre individuellen Fähigkeiten einbringen, um die zu unterstützen, die gerade die Hilfe der Gesellschaft benötigen - das nächste Mal sind das vielleicht wir."

Giuseppa Maria Spatola

WAS DENKEN SIE DARÜBER?


Spatola Vincenzo

am 09.04.2020 um 23:43 Uhr

Eine Kompliment, unser Planet braucht solchen global Teamgeist 👍👍👍