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Minimalismus-Trend

Wie wenige Dinge glücklich machen können

Früher besaß jeder Mensch durchschnittlich 180 Gegenstände, heute sind es um die 10.000. In den letzten Jahren neigen die Menschen wieder mehr dazu, Dinge auszusortieren, den Konsum einzuschränken und weniger zu besitzen, besonders auf Social Media ist dieser Trend zu beobachten. Die Quarantäne zuhause bietet den perfekten Zeitpunkt, um sich von vielen Dingen zu lösen und den eigenen Konsum zu reduzieren – aber wie geht man das an?

Dem Duden zufolge bezeichnet Minimalismus die bewusste Beschränkung auf "ein Minimum, auf das Nötigste". Das kann auf verschiedene Bereiche, wie beispielsweise Gewohnheiten, die Arbeitszeit oder den Freundeskreis übertragen werden. Die wahrscheinlich bekannteste Form des Minimalismus ist der Lebensstil, den eigenen Konsum einzuschränken und materiellen Besitz zu verringern. Minimalismus bedeutet aber nicht nur Verzicht, sondern soll in erster Linie helfen, das Leben einfacher zu gestalten. Die folgenden Ansätze sollen auf dem Weg zu einem minimalistischen Lebensstil helfen.

Minimalismus bezeichnet  die bewusste Beschränkung auf "ein Minimum, auf das Nötigste". © Foto über Pexels
Minimalismus bezeichnet die bewusste Beschränkung auf "ein Minimum, auf das Nötigste". © Foto über Pexels

"To Kondo" (englisch) = einen Schrank aufräumen

Mit dem Start ihrer Netflix-Serie "Aufräumen mit Marie Kondo" im letzten Jahr hat Marie Kondo diesem Trend einen großen Aufschwung gegeben. Jedoch muss man die "KonMari-Methode", wie die Aufräum-Expertin ihre Philosophie bezeichnet, vom Prinzip des Minimalismus klar abgrenzen. Bei KonMari geht es darum, durch gründliches Aufräumen, das eigene Leben zum Positiven zu verändern. Man beschränkt sich dabei also nicht zwingend auf das Nötigste, die Methode bietet aber einen ersten Schritt in diese Richtung. Eine der wichtigsten Regeln dabei ist, sich bei jedem Gegenstand zu fragen: "Does it spark joy?" (zu deutsch.: Macht es Freude?). Wenn dem so ist, kann man die Sache behalten, ansonsten muss sie weg.

Von Dingen trennen, die das Leben belasten

Bei der KonMari-Methode gibt es drei wichtige Schritte. Die erste Aufgabe besteht darin, endgültig, ohne Ausnahmen, auszusortieren. Dabei empfiehlt Marie Kondo, nicht nach Zimmern, sondern nach Sachgruppen (etwa Kleidung, Bücher, Erinnerungsstücke) vorzugehen und mit der Gruppe zu beginnen, bei der das Wegwerfen am wenigsten schwerfällt, damit das Ausmisten mit jedem Mal einfacher wird. Dafür wirft man alles auf einen Haufen, um sich das Ausmaß des eigenen Besitzes vor Augen zu führen. Hat man sich von allen unliebsamen Gegenständen getrennt, geht es darum, für diese einen festen Aufbewahrungsort zu finden, um Chaos zu vermeiden. Zum Schluss sollte man lernen, die eigenen Gegenstände wertzuschätzen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das "Death Cleaning", erfunden von der Schwedin Margareta Magnusson. Dabei handelt es sich allerdings eher um eine Philosophie als um eine Methode und sie bezieht sich auf alles in den eigenen vier Wänden, nicht nur auf Gegenstände. Wie der Begriff schon verrät, geht es darum, vor dem eigenen Tod alles so aufzuräumen und auszumisten, damit im Falle des eigenen Todes kein Angehöriger zu viel Arbeit ins Entrümpeln stecken muss. Was zunächst hart klingt, greift allerdings tiefer. Metaphorisch gesprochen, geht es um die Geschichte des eigenen Lebens, bei der man die guten Erinnerungen behält und die schlechten Erinnerungen löscht.

Aller Anfang beim Ausmisten ist schwer! © Foto von Sarah Brown über Unsplash
Aller Anfang beim Ausmisten ist schwer! © Foto von Sarah Brown über Unsplash

Wer gut ausmistet, darf sich auch belohnen!

Um das in die Tat umzusetzen, muss ausgemistet werden! Margareta Magnusson rät, mit großen Möbeln und Dingen anzufangen, die keinen bis einen geringen emotionalen Wert haben. Als letztes sind dann persönliche und emotional aufgeladene Dinge an der Reihe. Anders als bei vielen radikaleren Ausmistansätzen, darf man hier auch Ausnahmen machen. In die Schatzkiste werden Dinge gepackt, die keinen Zweck haben, aber einem trotzdem wichtig sind, wie etwa Fotoalben, und in die Verschenkkiste wandern Dinge, die einem selbst keine Freude mehr bereiten, aber jemand anderen glücklich machen könnten. Hat man den eigenen Besitz dann erfolgreich reduziert, darf man sich auch belohnen - natürlich mit immateriellen Dingen wie einem Kinobesuch, denn sonst geht das Spiel wieder von vorne los.

Hilfe - Wohin mit dem ganzen Kram?

Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, die aussortierten Dinge loszuwerden. Bevor man die eigenen Habseligkeiten zu Geld macht, sollte man sich überlegen, ob man gewisse Dinge nicht auch verschenken oder spenden kann. Ob man das alte Smartphone einem guten Freund überlässt, die Kinderbücher an die örtliche Bücherei spendet oder den Toaster an eine gemeinnützige Einrichtung übergibt - Schenken löst in jedem Fall Freude aus. Allerdings sollte man auch nur brauchbare und noch einigermaßen gut erhaltene Dinge weggeben, und nicht versuchen den eigenen Schrott durch Spenden loszuwerden. Dafür gibt es Müllplätze. Neben dem "altmodischen Gang" auf den Flohmarkt gibt es mittlerweile zahlreiche Online-Möglichkeiten wie dem Verkauf auf "Shpock", "ebay Kleinanzeigen" oder auch in Facebook-Gruppen. Wer insbesondere seine Kleidung verkaufen möchte, nutzt am besten die Online-Plattform "Kleiderkreisel". Hier können Nutzer ein Profil erstellen, Fotos und Produktinformationen zu ihren Kleidungsstücken teilen und diese an andere Nutzer verkaufen. Das Online-Verkaufen kann auf jeden Fall eine Menge Spaß machen, man muss allerdings auch viel Zeit und Geduld mitbringen.

Nach dem Ausmisten: Teilen und Leihen statt Kaufen

Wenn die alten Sachen weg sind, hat man viel mehr Platz zuhause und manch einer neigt dazu diesen wieder mit neuen Gegenständen füllen zu wollen. Doch bevor man sich neue Dinge kauft, sollte man sich damit auseinandersetzen, ob man diesen Gegenstand nur einmal an Weihnachten nutzen wird oder er regelmäßig in den Gebrauch kommt. Denn mittlerweile gibt es auch Angebote der Sharing Economy beim Thema Konsum. Ein gutes Beispiel dafür ist der im letzten Jahr eröffnete Laden "Teilbar" in Stuttgart, der auf das Prinzip Teilen und Leihen statt Kaufen setzt. Dafür geben Mitglieder alles von Spielen über elektronische Geräte bis zu Haushaltsgegenständen ab, die dann von einem Kollektiv ausgeliehen und genutzt werden können. So muss jeder Gegenstand nicht von mehreren Menschen gekauft werden und verstaubt eventuell im Schrank, sondern ist in aktivem Gebrauch.

Natürlich gibt es neben diesen Ansätzen noch viele weitere Methoden und Angebote. Dieser Artikel stellt nur eine kleine Auswahl dar. Wer sich intensiver damit befassen möchte, findet dazu viele Ratgeber-Bücher, Dokumentationen, Online-Artikel und Blogbeiträge. Anzumerken ist, dass es nicht die eine Definition eines minimalistischen Lebensstils gibt, sondern jeder diese für sich selbst ausprobieren und anpassen kann.

Quellen:

Jennifer Mareen Kögel

VERÖFFENTLICHT AM

01. Juli 2020

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