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Wirtschaftsingenieure Medien sind fit für die digitale Arbeitswelt

Das Thema "digitale Arbeitswelt" wird aktuell in den Medien immer wieder aufgegriffen – zum Teil auch mit negativen Schlagzeilen wie "deutschen Absolventen der Wirtschaftsingenieurwesen-Studiengängen würde häufig das Verständnis fürs Digitale fehlen und die Lehrpläne seien reformbedürftig" (DER SPIEGEL, Nr. 23 vom 2. Juni 2018, Seite 63ff). Wir haben bei unseren Studenten nachgefragt: Sind sie fit für die digitale Arbeitswelt?

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat Anfang 2019 eine Umfrage unter Studenten, Absolventen und Hochschullehrern durchgeführt, mit der ein Überblick darüber verschafft werden sollte, ob deutsche Hochschulen angehende Ingenieure auf die digitale Arbeitswelt der Zukunft vorbereiten. Die Ergebnisse der VDI-Studie sind hier zu finden: Ergebnisse der VDI-Studie als PDF-Datei.

Die Studie zeigt teilweise ernüchternde Ergebnisse, z.B.

  • Nur neun Prozent der Berufseinsteiger mit einem Ingenieurabschluss denken, dass sie von ihrer Hochschule auf die Realität der zunehmend digitalen Arbeitswelt vorbereitet wurden.
  • Sogar 61 Prozent der Berufsanfänger aus derselben Gruppe fühlen sich durch ihr Studium "eher nicht" bis "gar nicht" auf die digitale Zukunft vorbereitet.

Aus den Ergebnissen dieser Umfrage darf nicht die Schlussfolgerung gezogen werden, dass tatsächlich 91% der Studenten nicht auf die digitale Zukunft vorbereitet wären - die Umfrage spiegelt ja nur den persönlichen Eindruck und keine Fakten wider. Nichtsdestotrotz wollten wir vom Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Medien wissen, was unsere angehenden Absolventen über dieses Thema denken. In einer Umfrage bei Studenten unterschiedlicher Semester im Hauptstudium haben wir insgesamt dreißig Studenten die Fragen aus der VDI-Studie gestellt.

Im Folgenden sind die Ergebnisse der Umfrage zusammengestellt. In der VDI-Studie wurden nicht nur Studenten, sondern auch Berufseinsteiger, Vizepräsidenten, Prorektoren und Studiengangskoordinatoren von Universitäten und Fachhochschulen befragt. Da wir die Umfrage lediglich bei unseren aktuellen Studenten durchgeführt haben, vergleichen wir im Folgenden auch nur die Ergebnisse der Befragung in dieser Personengruppe.

Umfrage bei Wirtschaftsingenieurwesen Medien

Wir haben im April 2019 die Studenten des Studienschwerpunkts "Digital Publishing Technologies" befragt. 80% der befragten dreißig Studenten haben die Fragen beantwortet, davon gleich viele Frauen wie Männer. Die meisten von ihnen waren zum Zeitpunkt der Umfrage zwischen 20 und 23 Jahre alt, 15% der befragten Studenten waren älter als 23 Jahre.

Die erste Frage bezog sich auf den Stellenwert digitaler Inhalte im Studium aus Sicht der Studenten. Dabei wurde nach dem aktuellen Stand ("Welchen Stellenwert haben digitale Fachinhalte in Ihrem Studiengang zum jetztigen Zeitpunkt?") und nach der Vorstellung für die Zukunft gefragt.

Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, schneidet Wirtschaftsingenieurwesen Medien bei dieser Frage überdurchschnittlich gut ab: 95% der Befragten gaben an, dass die digitalen Fachinhalte im Studiengang einen "hohen" oder "eher hohen" Stellenwert haben. Auch die Entwicklungstendenz in fünf Jahren sehen die Studenten als sehr positiv an: 70% gehen von einem "hohen" Stellenwert der digitalen Fachinhalte in fünf Jahren aus.

Ergebnisse der Umfrage bei WING: Stellenwert digitaler Fachinhalte

Im Vergleich dazu haben in der VDI-Studie lediglich 42% der Befragten einen hohen oder eher hohen Stellenwert der digitalen Fachinhalte beigemessen. Als Perspektive für die nächsten fünf Jahre sehen 60% der befragten Studenten einen hohen oder eher hohen Stellenwert dieser Inhalte, was jedoch immer noch deutlich niedriger ist als der aktuelle Umfragewert bei Wirtschaftsingenieurwesen Medien.

Die Ergebnisse der VDI-Studie wurden inzwischen in verschiedenen Medien diskutiert. Im "SPIEGEL-ONLINE" hieß es am 12.04.2019 dazu (SPIEGEL-ONLINE-Artikel vom 12.04.2019):

...
Aus Sicht des VDI sind die Ergebnisse unbefriedigend: "Digitale Lehrinhalte kommen in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zu wenig vor", sagt VDI-Direktor Ralph Appel. Die Hochschulen konzentrierten sich in den Studiengängen zu sehr auf die Vermittlung von Fachwissen.
Kompetenzwissen für die digitale Arbeitswelt, das zum Beispiel in Projekten erarbeitet wird, bleibe dagegen auf der Strecke. Die Lösung liegt für Ralph Appel in einem stärker fallorientierten Studium: "Wir müssen weg von der Wissensvermittlung hin zu einer Kompetenzvermittlung."
Da sich die Arbeitswelt rasant verändere, müsse den Studierenden vor allem beigebracht werden, wie sie sich neue Themen erschließen können. "Wir brauchen Studiengänge mit interdisziplinärem Charakter", sagt Ralph Appel.
...

Studenten fühlen sich gut auf die digitale Zukunft vorbereitet

Aus unserer Sicht sind es genau die Punkte, welche im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen im Mittelpunkt stehen: im Hauptstudium können Studenten ihr Wissen in zahlreichen Projekten vertiefen und sich neue Kenntnisse erarbeiten. Fallorientierte Projekte wie die Entwicklung eines vollständigen web2print-Shops (Web2Print-Shop der HdM), der aktuell an der HdM auch produktiv genutzt wird, oder aktuell die Entwicklung einer Simulationsumgebung für "Smart Grid"-Anwendungen. Bei solchen Projekten mit einem interdisziplinären Charakter sind digitale Themen, wirtschaftliche Fragestellungen wie die Gestaltung von Arbeitsprozessen, Gestaltungsthemen und ökonomische sowie ökologische Themen gleichermaßen vertreten. Daher war das Ergebnis der Umfrage unter unseren Studenten nicht überraschend: 65% der befragten Studenten fühlen sich auf die digitalisierte Arbeitswelt im Bereich der Informatik über und 80% im Bereich der Technik gut oder sehr gut vorbereitet. In der deutschlandweiten Umfrage des VDI waren es jeweils 42% bzw. 67%.

Ergebnisse der Umfrage bei WING: Vorbereitung auf die digitale Arbeitswelt

Professoren treiben den digitalen Wandel voran

Sehr erfreulich ist auch die Einschätzung der Studenten von Wirtschaftsingenieurwesen Medien, in wie weit ihre Professoren und Kommilitonen offen für den digitalen Wandel sind. 80% unserer Professoren und Professorinnen werden von den Studenten als bereit angesehen, den Studiengang weiter auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Sogar 100% der Kommilitonen werden von den befragten Studenten als bereit für den digitalen Wandel angesehen. Dem gegenüber stehen die deutschlandweiten Zahlen aus der VDI-Umfrage. Mitstudierende und Lehrende werden darin deutlich zurückhaltender eingeschätzt: die Bereitschaft zum Wandel wird von lediglich 67% der Befragten bei ihren Kommilitonen gesehen. Die Gruppe der Professoren schneidet hier noch schlechter ab: nur 56% werden deutschlandweit als bereit für den digitalen Wandel angesehen.

Ergebnisse der Umfrage bei WING: Wahrgenommene Haltung Dritter zum Thema Digitalisierung

Digitale Fachinhalte im Studium

Die Studenten wurden ebenfalls befragt, welche digitalen Fachinhalte sie heute bereits im Studium lernen und welche Fachinhalte aus ihrer Sicht künftig verstärkt angeboten werden sollten. Die Ergebnisse sind in den beiden Wortwolken zusammengefasst.

Die erste Wortwolke zeigt, welche digitalen Fachinhalte die Studenten aus ihrem aktuellen Studium für die Zukunft mitnehmen. Es ist deutlich zu erkennen, dass Grundlagen der Informatik wie Softwareentwicklung (speziell fürs Web) und Datenbanken im Vordergrund der IT-Ausbildung stehen. Aber auch weitere Themen, in denen IT-Tools eingesetzt werden (Contentmanagementsysteme, Collaborationstools, IT-Projektmanagement, Workflows) kommen nicht zu kurz. Gestalterische und organisatorische Themen (Digitale Fotografie, Mediengestaltung, Digitale Dokumente und XML) runden das Angebot der IT-Themen ab.

Ergebnisse der Umfrage bei WING: Digitale Fachinhalte bei Wirtschaftsingeniuerwesen Medien aus Studentensicht

Wo sehen die Studenten die künftig wichtigsten IT-Bereiche für die digitale Arbeitswelt? Das Thema Softwareentwicklung unter Einbeziehung existierender Frameworks und APIs sollte auch in Zukunft weiterhin im Vordergrund stehen. Sicherheitsrelevante und juristische Themen (IT-Security, Urheberrecht, IT-Recht im Allgemeinen) sollten jedoch auch nicht zu kurz kommen. Zudem wünschen sich unsere Studenten auch mehr Inhalte im Bereich Betriebssysteme, Serverarchitekturen und künstliche Intelligenz.

Ergebnisse der Umfrage bei WING: Gewünschte igitale Fachinhalte aus Studentensicht

Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Medien wurde im Jahr 2018 neu konzipiert – auch deswegen berücksichtigt das Curriculum heute schon alle wichtigen Themen der Digitalisierung. Der Studiengang setzt auf beides: bewährte Studieninhalte eines Wirtschaftsingenieurwesen-Studiengangs werden im Rahmen von Vorlesungen weiterhin vermittelt. Dazu gehören bei uns aber auch Veranstaltungen zu Informatikgrundlagen, die alle Studenten ab dem ersten Studiensemester belegen müssen. Im Hauptstudium können sie ihr digitales Wissen weiter vertiefen und ausbauen. Dies erfolgt teilweise in standardisierten Vorlesungen, zum großen Teil jedoch auch in praxisorientierten Projekten und Seminaren, in denen Studenten Szenarien aus der künftigen Arbeitswelt kennenlernen können. Die Mischung aus theoretischen Fachinhalten, bei denen vor allem Grundlagen vermittelt werden, und praktischen Projekten, bei denen die Schwerpunkte immer wieder mit neuen Themen belegt werden können, ermöglichen unseren Studenten den Umgang mit aktuellen digitalen Themen.

Das Magazin "DER SPIEGEL" hat bereits im Juni 2018 in einem Artikel berichtet, deutschen Absolventen der Wirtschaftsingenieurwesen-Studiengängen würde häufig das Verständnis fürs Digitale fehlen und die Lehrpläne seien reformbedürftig (DER SPIEGEL, Nr. 23 vom 2. Juni 2018, Seite 63ff). Da unser Studiengang jedoch vom ersten Semester an sehr viele IT-Themen umfasst, sind unsere Studenten bestens auf ihre Zukunft in der digitalen Arbeitswelt vorbereitet.