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Rundfunkstudie

Deutschland ist Spitzenreiter im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

In Deutschland haben wir europaweit das größte Angebot an öffentlich-rechtlichen Sendern. Das fand ein Forscherteam von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Klagenfurt in der Studie "Kennzahlen des öffentlichen Rundfunks – ein internationaler Vergleich“ heraus.

Zur DetailansichtBei 102 Euro liegt die Pro-Kopf-Finanzierung in Deutschland. Das sind 50 Euro über dem europäischen Durchschnitt. Quelle: Studie: Kennzahlen des öffentlichen Rundfunks - ein internationaler Vergleich.
Bei 102 Euro liegt die Pro-Kopf-Finanzierung in Deutschland. Das sind 50 Euro über dem europäischen Durchschnitt. Quelle: Studie: Kennzahlen des öffentlichen Rundfunks - ein internationaler Vergleich.
Tobias Eberwein, Matthias Karmasin, Florian Saurwein und Nadja Vogl veröffentlichten ihre Studie im Januar 2019 im Buch "Zur Ökonomie gemeinwohlorientierter Medien". Insgesamt 17 europäische Länder untersucht das Forscherteam in seiner Studie zum öffentlichen Rundfunk. Dabei fällt auf: Deutschland hat in beinahe allen untersuchten Kategorien die Nase vorn. Angefangen mit dem Gesamtbudget, das den Rundfunkveranstaltern zur Verfügung steht. In Deutschland sind das 9,8 Milliarden Euro, darauf folgt Großbritannien mit 7,3 Milliarden Euro und das Schlusslicht bildet mit gerade einmal 27 Millionen Euro Lettland. Doch dieses hohe Budget kommt nicht von selbst. Deutschland ist ebenfalls Spitzenreiter in der Pro-Kopf-Finanzierung. Kaufkraftbereinigt liegt die Pro-Kopf-Finanzierung in Deutschland mit 102 Euro jährlich 50 Euro über dem europäischen Durchschnittsbeitrag.

800.000 Sendestunden in Deutschland

Zur Detailansicht12.387 Euro kostet eine Sendestunde in Deutschland. Quelle: Studie: Kennzahlen des öffentlichen Rundfunks - ein internationaler Vergleich.
12.387 Euro kostet eine Sendestunde in Deutschland. Quelle: Studie: Kennzahlen des öffentlichen Rundfunks - ein internationaler Vergleich.
Auch beim Programmangebot und dessen Kosten ist Deutschland Spitzenreiter. Mit insgesamt 90 öffentlich-rechtlichen Programmen liegen wir weit vorne. Lettland und Schweden haben hingegen nur neun Programme, die insgesamt 80.000 Stunden senden. In Deutschland ist es das zehnfache an Programmstunden, die einiges an Ressourcen in Anspruch nehmen. Eine davon kostet 12.387 Euro, während Lettland pro Stunde 342 Euro zahlt. Großstaaten wie Großbritannien, Italien oder Schweden zahlen durchschnittlich 11.000 Euro pro Sendestunde. Damit liegen wir weiter über dem Durchschnitt.

Als letzten Untersuchungspunkt hat sich das Forscherteam den Marktanteil der öffentlich-rechtlichen Sender angeschaut. Alleine mit ARD und ZDF ist der Marktanteil in Deutschland bei 45 Prozent und damit auf Platz eins knapp vor dem finnischen Yleisradio (YLE; 44 %). "Aus wirtschaftlicher Perspektive stellt sich die Frage nach der Effizienz am Zuschauermarkt, die anhand der Relation zwischen verfügbaren Mitteln und dem Publikumserfolg bestimmt werden kann", heißt es in der Studie. Denn für Deutschland sieht es bei dem Marktanteil pro verfügbaren Pro-Kopf-Euro wieder anders aus. Dieser spiegelt den Erfolg der Sender beim Publikum wider. Deutschland erreicht hier einen Wert von 0,38 Prozent, was deutlich unter dem Durchschnitt von 0,55 Prozent liegt und somit, laut Studie, für eine schlechtere wirtschaftliche Effizienz des öffentlichen Rundfunks spricht.

Alternativen zum Rundfunkbeitrag

Bis Ende 2020 beträgt der monatliche Rundfunkbeitrag in Deutschland pro Haushalt 17,50 Euro, danach wird ein neuer Betrag ermittelt. Damit liegen wir im Europavergleich auf Platz fünf hinter der Schweiz, Norwegen, Österreich und Dänemark deren Rundfunkbeiträge über 20 Euro pro Monat liegen. Neben Norwegen will auch Frankreich den Rundfunkbeitrag abschaffen und die Kosten aus Steuermitteln finanzieren. Eine mögliche Alternative, aber dennoch wird jeder Steuerzahler zu Kasse gebeten, auch bei keinerlei Nutzung jeglicher öffentlich-rechtlicher Sender. Über weitere Alternativen diskutieren am 6. Juni 2019 Deutschlands Ministerpräsidenten. Dann muss eine Entscheidung gefällt werden, nach welchem Modell die Beitragshöhe ab 2023 bestimmt wird. Mehrere stehen zur Diskussion - eines davon ist das Indexmodell, bei dem die Beitragshöhe unter anderem an die Preisentwicklung gekoppelt ist.

Quelle:
Der Tagesspiegel

Carolin Hilleke

VERÖFFENTLICHT AM

06. Mai 2019

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Bericht vom Tagesspiegel

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Matthias Adler

am 08.05.2019 um 17:37 Uhr

Bei der oft kurzsichtig geführten Debatte über die öffentlich-rechtlichen Medien ("ich guck doch kein Fernseh") wird oft vergessen, daß diese unabhängigen Medien eine wichtige gesellschaftliche Kontrollfunktion erfüllen. Man spricht ja gerne von der vierten Gewalt. Es ist gerade wichtig, daß sie über Beiträge und eben nicht über Steuern finanziert werden. Steuerfinanzierte Medien sind über die Finanzen von der Regierung viel leichter zu beeinflussen. Fehlen starke öffentlich-rechtliche Medien wie z. B. in UK, wo der Australier Murdoch als privater Unternehmer eine große Medienmacht darstellt, die aber keiner objektiven Kontrolle unterliegen, kann der Weg dann auch schnell mal zu einem Brexit führen, in anderen Ländern zu einem Trump, Berlusconi, Orban, Erdogan und ähnlichen Figuren. Ich zahl meine Rundfunkgebühren gerne.