Allgemeines

Warum soll man sich überhaupt mit interkultureller Kommunikation befassen? In den Zeiten der Globalisierung scheinen doch immerhin die Unterschiede zwischen den Kulturen zunehmend zu verschwinden. Von Madrid bis nach Moskau, von Lissabon bis Lima gibt es, so sagen zumindest einige Kulturforscher, eine zunehmend einheitliche Kultur.

Diese Aussage ist auf den ersten Blick auch nicht direkt falsch: In London werden heute wahrscheinlich mehr indische Gerichte gegessen als Fisch und Chips, und das Fernsehprogramm besteht überwiegend aus amerikanischen Produktionen. Doch obwohl man durchaus von einer Vielzahl kultureller Einflüsse sprechen kann, sind und bleiben Engländer immer noch englisch.

Was wir also sehen ist nicht, wie vielfach fälschlich angenommen, ein Verschwinden der lokalen Kultur - sondern viel mehr eine Veränderung der Verhaltensweisen im Rahmen der Kultur.

Dieses Phänomen liegt unter anderem an der Vielschichtigkeit der Kultur - die Verhaltensweisen sind nur eine Interpretation der darunter liegenden Werte. Und genau diese Unterschiede in den Werten, die oftmals für den oberflächlichen Betrachter kaum ersichtlich sind, sind die Forschungsschwerpunkte im Fachbereich interkulturelle Kommunikation. Diese Werte sind vereinheitlicht und erlernt von Kindesbeinen an - und relativ konstant innerhalb von einer kultureller Gruppe. Wir haben gelernt mit diesen Werten umzugehen, ohne diese auch nur wahrzunehmen - weil es einfach so ist. Wir beurteilen die Welt, und andere Personen unter Heranziehung dieser Werte - und interpretieren das Verhalten anderer als Interpretation und Ausdruck der darunter liegenden Wert.

Gerade in unserer Zeit lassen sich allerdings zwischenkulturelle Begnungen nur noch schwer vermeiden. Nicht nur einmal sind wichtige Verhandlungen an kulturellen Unterschieden gescheitert, Fusionen von Unternehmen sind in unnötige Schwierigkeiten geraten, und ein wirtschaftlicher Schaden von großen Ausmaßen ist entstanden: So wird z.B. angenommen, daß rund 50% aller amerikanischen Manager im Ausland ihre Aufgabe auf Grund kultureller Unterschiede nicht, oder nur unzureichend erfüllen.

Auch in politischen und sozialen Krisen kann die interkulturelle Kommunikation einen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten. Aber auch im privaten Bereich kann eine systematische Erforschung - und Verdeutlichung - von kulturellen Unterschieden unsere Akzeptanz des "Anderen" fördern - und somit nicht ist das Studium interkultureller Kommunikation nicht nur für den wirtschaftlichen Bereich interessant. Auch das Zusammenleben mit Angehörigen anderer Kulturen wird durch das systematische Studium um einiges erleichtert.

Wenn Menschen verschiedener Kulturen einander begegnen, ergeben sich vielfache Kommunikationsschwierigkeiten. Als Ursachen dafür lassen sich Strukturmerkmale herausarbeiten, in denen sich Kulturen voneinander unterscheiden. Die Kenntnis dieser Merkmale erleichtert es, fremde Kulturen zu verstehen, Kommunikations-probleme abzubauen und in einer fremden Kultur mit den einheimischen Denk- und Verhaltensweisen besser zurechtzukommen.

Andere Länder - andere Sitten. Ob wir es mit dem Geschäftspartner aus Asien oder mit dem ausländischen Gemüsehändler an der Ecke zu tun haben - die weltweite Globalisierung bringt Nationen und Völker näher zusammen. Wir leben heute größtenteils in multikulturellen Gesellschaften. Die Verständigung zwischen den Kulturen ist jedoch - trotz unserer enormen Informationsmöglichkeiten - nach wie vor eine Aufgabe, die nicht nur Sprachkenntnisse verlangt. Gespür für die kulturellen und soziokulturellen Besonderheiten anderer Völker werden immer mehr zu den unverzichtbaren Qualitäten eines Managers, Wissenschaftlers, Künstlers oder Lehrers gehören.