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Kultur & Medien
Wie schon eingangs erwähnt neigen viele Menschen dazu, die
eigene Kultur als Standard für die Beurteilung der Sitten und
Normen anderer Völker anzusehen. Diese Selbstverständlichkeit
der eigenen Kultur bezeichnet man als Ethnozentrismus. Da jedes
Volk annimmt seine Sitten und Normen wären selbstverständlich,
ergeben sich daraus oft Probleme und Missverständnisse in der
interkulturellen Kommunikation. Die sogenannte Kulturdistanz ist
umso größer, je weniger Gemeinsamkeiten die Kulturen
aufweisen.
Strukturmerkmale, in denen sich Kulturen unterscheiden, lassen sich
nach Maletzke (1996) wie folgt gliedern:
- Nationalcharakter, Basispersönlichkeit
- Wahrnehmen
- Zeiterleben
- Raumerleben
- Denken
- Sprache
- Nichtverbale Kommunikation
- Wertorientierungen
- Verhaltensmuster
- Soziale Gruppierungen und Beziehungen
In der interkulturellen Kommunikation sind deswegen Fähigkeiten
wie soziales Wissen ("cultural understandings") unabdingbar,
um eine erfolgreiche Kommunikation zustande zu bringen, denn alleine
mit der Beherrschung der Sprache lassen sich Missverständnisse
meist nicht vermeiden, sondern erst durch Wissen und Verstehen der
anderen Kultur.Analysiert man erfolgreich getätigte interkulturelle
Kommunikation bzw. Ursachen für Missverständnisse zeigt
sich außerdem die hohe Bedeutung der Kooperationsbereitschaft,
also der Bereitschaft zum Dialog auf Basis der Verschiedenheit.
Im Bereich der interkulturellen Kommunikation darf auch die Rolle
der Medien nicht außer acht gelassen werden, denn Medien vermitteln
Sekundärerfahrung und erweitern somit den Horizont an sozialem
Wissen. In der heutigen Zeit beziehen Menschen einen großen
Teil ihres Weltbildes aus den Medien, so dass man sagen kann, dass
hierdurch ein indirekter Einfluss auf die interkulturelle interpersonale
Kommunikation besteht. Die Macht der Medien liege darin, dass "...die
Medienöffentlichkeit.....das Massenbewusstsein (prägt)"
(Butterwegge 1996)
Es ergibt sich also die Frage, welche Rolle die Medien in der Konstruktion
des "Fremden" übernehmen, welches Bild Medien von
Ausländern vermitteln und welchen Beitrag Medien zur Integration
leisten können.
Nach Hess-Lüttich (1992) ist "interkulturelle Kommunikation
als Gegenstand und Praxis eine neue wesentliche Aufgabe der Massenmedien,
einer Medienkultur der neuen Aufklärung".
Leider ist es immer noch so, dass Berichterstattung über "Ausländer"
meist negativ besetzt ist, oft wird nur über Katastrophen,
Bürgerkriege oder von Ausländern begangenen Verbrechen
bzw. an Ausländern verübten Verbrechen berichtet. Alltagserlebnisse
in fremden Kulturen, wie das Feiern von Festen usw. werden meist
ganz ausgeklammert und so keine "Normalität" dargestellt.
Die Auswahl von Themen und Bildern in Nachrichtensendungen ist ebenso
häufig von bestehenden und verfestigten nationalen Stereotypen
abhängig.
Nachrichtensendungen bedienen sich regelmäßig "visueller
Metaphern" als einführenden Leitsymbolen, die hinter dem
Moderator eingeblendet erscheinen. Sie können als vereinheitlichende
Bedeutungsvorgabe verstanden werden, mit deren Hilfe die Interpretation
nachfolgender Berichte gesteuert werden soll. Diese inzwischen allgemein
praktizierte Form der visuellen Etikettierung kann sich vermutlich
bereit einer gewissen Zuschauerakzeptanz sicher sein. Die Frage
ist also, wie und wie nachhaltig sie die Seh- und Lesegewohnheiten
lenkt. Welcher visuellen Symbole bedienen sich die Sender, gibt
es Unterschiede zwischen den Programmen, verändern sich die
Symbole im Verlauf mehrtägiger Berichterstattung zu einem Thema?
Kristallisieren sich im Lauf der Zeit stereotype Ländersymbole
heraus, auf die die Redaktionen beinahe automatisch zurückgreifen?
Diese Frage könnte ausgeweitet werden auf das verwendete Filmmaterial.
Wird durch den wiederholten Rückgriff etwa auf Archivmaterial
(Manöverbilder, dokumentarische Filmsequenzen zu Nazi-Deutschland)
im Sinn einer "rituellen Verdichtung" ebenfalls ein länderspezifisches
stereotypes Bild festgeschrieben?
Auch in Spielfilmen werden häufig stereotype Darstellungsformen
gewählt, deren ständige Wiederholung verstärkend
auf das vorhandene Image wirken kann.
Für die Normalität interkultureller Kommunikation sind
Presse und Fernsehen bislang kein Vorbild, aber sie nehmen beständigen
Einfluss auf interkulturelle Kommunikation, indem sie - vermeintliche
- Informationen über Menschen und Kulturen vermitteln, direkte
wie indirekte Einschätzungen über das Zusammenleben geben
und mit Bildern und Texten Wertungen vertiefen .
Gerade in der heutigen Zeit spielen die Medien eine wichtige Rolle
als Orientierungshilfe, jedoch darf nicht vergessen werden, dass
medial vermitteltes Wissen nur eine Konstruktion der Wirklichkeit
darstellt. Medien können aber auch dazu beitragen, die interkulturelle
Kommunikation offener zu machen, indem sie überhaupt über
"fremde" Länder und Kulturen berichten.
Auch die Annahme, dass diese "verzerrte" Medienrealität
sich entsprechend auf die Einstellungen der Rezipienten auswirkt
gilt nur bedingt, da am Wirkungsprozess sehr viele Faktoren beteiligt
sind und der Rezipient selbst nicht nur passiver, schutzloser Nutzer
der Medienflut ausgesetzt ist, sondern im Gegenteil aktiv, selektiv
und interpretierend Medien konsumiert.
Hieraus lässt sich ableiten, dass die Teilnahme an indirekter
- nicht interpersonaler - interkultureller Kommunikation weitere
Kompetenzen der Bewertung erfordert, die es ermöglichen, Stereotypen,
Fehlinformationen und andere Beeinflussungen zu erkennen ebenso
wie Formen der Diskriminierung zu durchschauen. Diese Kompetenzen
gehen über die bislang genannten deutlich hinaus und sind zudem
auf einer anderen Ebene angesiedelt, so dass es sich anbietet, von
einer interkulturellen Medienkompetenz zu sprechen.
Maletzke, Gerhard (1996): Interkulturelle Kommunikation. Westdeutscher
Verlag, Opladen
Dieses Buch ist zum Einstieg in das Thema interkulturelle Kommunikation
sehr gut geeignet, da es wichtige Grundlagenkenntnisse vermittelt.
Maletzke zeigt vor allem auch anhand von Beispielen wie sehr interkulturelle
Kommunikation und kultureller Hintergrund zusammenhängen. Zudem
gibt der Autor einige Tipps, wie man sich am besten in einem fremden
Land eingewöhnt und Missverständnissen vorbeugen kann.
Alles in allem gibt der Autor einen umfassenden und interessanten
Überblick über das Thema, mit Beispielen, die den Leser
nicht selten schmunzeln lassen und ihn auch auf eigene Eigenheiten
aufmerksam machen.
Hess-Lüttich, Ernest (1992): Medienkultur - Kulturkonflikt.
Massenmedien in der interkulturellen und internationalen Kommunikation.
Westdeutscher Verlag, Opladen.
Das Buch behandelt Fragen der interkulturellen Kommunikation in
Medien, den Wandel der Medienkultur und der Konfliktaustragung in
Medien. Die Autoren der Beiträge sind Vertreter der verschiedenen
kommunikationsorientierten Disziplinen, so dass verschiedene Denkansätze
aufgeworfen werden.
Positiv sind auch die vielen Quellen und Fallbeispiele, die zum
Teil im Anhang nochmals ausführlich beleuchtet werden, und
die Einteilung des Buches in verschiedenste Felder der Medienkommunikation.
Die teilweise sehr wissenschaftliche Abhandlung macht das Lesen
aber nicht immer ganz einfach.
Luchtenberg, Sigrid (1999): Interkulturelle kommunikative Kompetenz.
Kommunikationsfelder in Schule und Gesellschaft. Westdeutscher Verlag,
Opladen/Wiesbaden.
Dieses Werk spannt einen großen Bogen von interkultureller
Kommunikation in mehrkulturellen Gesellschaften, in Schule und Unterricht
bis hin zum Kompetenzerwerb in interkultureller Kommunikation. Ein
großer Teil des Buches ist außerdem dem Bereich Medienkommunikation
in mehrkulturellen Gesellschaften gewidmet. Die Autorin versteht
es anhand von Beispielen, Zitaten und dergleichen das Thema durchweg
interessant und lesefreundlich darzustellen, gerade auch der Bereich
Medienkommunikation wird sehr ausführlich behandelt.
Anzumerken ist auch, dass man an jeder Stelle in das Buch einsteigen
kann.
Meiner Meinung nach ein sehr nützliches Buch für jeden,
der sich mit dem Bereich interkulturelle Kommunikation allgemein
bzw. in Medien beschäftigt.
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