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Wirtschaft & Management
Die Globalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten führt
heute schon dazu, dass prinzipiell jedes Unternehmen den Weltmarkt
im Blick haben muss. Nicht nur auf den Absatzmärkten werden
lokale Anbieter und Nachfrager immer mehr mit internationaler Konkurrenz
konfrontiert. Dies verspricht einerseits erhebliche Wohlstandsgewinne,
birgt andererseits aber auch zahlreiche Risiken in sich, deren Lösung
an zukünftige Unternehmer, Manager und Wirtschaftspolitiker
hohe Anforderungen stellen werden. Mit der zunehmenden Internationalisierung
der Märkte haben sich auch die Geschäftsaktivitäten
und -felder der Unternehmen verändert. Die Akteure stammen
aus kulturell verschiedenen Ländern, haben unterschiedliche
Wertvorstellungen und zeichnen sich durch divergierende Denk- und
Handlungsweisen aus. Interkulturelle Kommunikation ist somit die
wichtigste Voraussetzung für die Intensivierung internationaler
Wirtschaftsbeziehungen. Diese Kommunikation ist aber häufig
von Missverständnissen geprägt, weil die Partner aus unterschiedlichen
Kulturen Gesprächshandlungen unterschiedlich interpretieren.
In der heutigen Zeit steht die Wirtschaft immer mehr im Zeichen
der Vernetzung und Internationalisierung. Die Zahl der Unternehmen,
die internationale Partnerschaften und Joint Ventures eingehen,
steigt dabei rapide an. Für viele ist dies nämlich das
beste Werkzeug, um sich auf einem wachsenden Weltmarkt behaupten
zu können, der geprägt ist von der Zusammenarbeit zwischen
Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft.
Um Missverständnisse zu vermeiden und Probleme zu lösen,
ist es nun die Aufgabe eines jeden Managements, diese Prozesse,
nämlich die Internationalisierung und die Integration verschiedener
Kulturen, bewusst zu steuern. Dies hat Auswirkungen auf Strategien
und Geschäftsprozesse. Jedoch darf dabei nie das Unternehmensziel
aufgrund eines gewissen Harmoniebedürfnisses gefährdet
werden.
In Deutschland gibt es seit Ende der 80er das interkulturelle Management.
Allerdings darf es nicht mit interkultureller Kommunikation oder
Verhaltensaspekten gleichgesetzt werden, welche beide wesentliche
Bestandteile des interkulturellen Managements sind.
Effektives interkulturelles Management gilt als wesentlicher Erfolgsfaktor
für die Wirtschaft und interkulturelles Denken und Handeln
sind heutzutage in jeder Unternehmenspraxis verankert. Neben Fach-
und Sprachkompetenzen gilt deshalb für Mitarbeiter, Manager
und Unternehmensberater vor allem interkulturelle Kompetenz als
anerkannte Anforderung.
Jedes Land und jede Kultur hat unterschiedliche Wahrnehmungen und
Einstellungen. Um erfolgreich zu sein, muss ein internationales
Unternehmen die Fähigkeit besitzen, all diese Aspekte zu vereinen.
Es darf sich und seine Unternehmenskultur nicht auf die eigenen,
einheimischen Werte aufbauen, sondern muss Talente, Sichtweisen
und Ideen unterschiedlicher Kulturen miteinander verknüpfen,
internationale Synergien nutzen und Beziehungen zu anderen Kulturen
aufbauen. Das Schlagwort lautet "Cultural Diversity".
Wozu dient interkulturelles Management?
Ohne interkulturelles Management kommt heute kein global agierendes
Unternehmen mehr aus. Es ist eine besondere Fähigkeit, die
erlernt werden kann und muss. Dabei sind es folgende Kategorien
des interkulturellen Mangements für die Praxis besonders relevant:
1. Gegenseitiges Verständnis:
Es ist nicht das Ziel, den anderen besser auszutricksen, sondern
ihn zu verstehen und sich seinem Verhalten anzupassen, um Mißverständnisse
zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen.
Dieses gegenseitige Verständnis wird in vielen Bereichen deutlich,
wie z.B. der Sprache, sowohl verbal als auch nonverbal, der Geschichte,
der Kultur, der Religion/Philosophie, der Tradition, der Mentalität
und der gegenwärtige Situation des Partnerlandes.
2. Vermeiden von Unsicherheit:
Um Schwierige Situationen zu meistern und unnötige Konflikte
zu vermeiden ist eine gute Vorbereitung mit folgenden Elementen
unumgänglich:
- Informationsbeschaffung als Basis
- Beratung als Ergänzung zur Information, um auf die individuelle
Situation besser eingehen zu können
- Klare Zielsetzung, denn nur wer seine Ziele kennt, kann sie
auch erreichen
Lösungsalternativen
- Kompromissbereitschaft ist eines der wichtigsten Elemente des
intrekulturellen Managements, d.h. sich auf andere Ansichten und
Vorstellungen einzulassen und damit umgehen zu können.
- Wettbewerbssituation: Was verschafft den entscheidenden Vorsprung?
- Win-Win-Strategie: Ein Geschäft kommt nur zustande und
ist erfolgreich, wenn beide Seiten Vorteile daraus ziehen.
3. Vermeidung von Fauxpas, die Geschäfte gefährden:
Viele Verhandlungen verlaufen erfolgversprechend. Doch aufgrund
irgend eines unbewußten Fehlers, wie z.B. das falsche Geschenk,
die Ablehnung einer Gefälligkeit, die Beleidigung der Familie
oder ungenügender Respekt, platzt der Vertrag.
4. Aufbau der Notwendigen Netzwerke:
- Langfristige Freundschaften ermöglichen:
Vor allem in den östlichen Kulturkreisen kommt man erst ins
Geschäft, wenn freundschaftliche Beziehungen aufgebaut sind.
- Vertrauen gewinnen:
Wie man wo Vertrauen aufbaut gehört zur Kunst des interkulturellen
Managements.
- Insider-Informationen bekommen:
- In die Netzwerke aufgenommen werden
5. Joint-Ventures, Allianzen, Mergers und Acquisitionen:
Diese zu gründen ist das Ziel eines jeden internationalen Unternehmens,
denn sie ermöglichen es, Potentiale optimal zu nutzen. Hier
werden die Aufgaben eines erfolgreichen interkulturellen Managements
deutlich.
- Verständnis füreinander:
Ein wesentlicher Baustein des Erfolges ist, dass alle Beteiligten
die Interessen und Pläne der anderen verstehen lernen.
- Gemeinsame Ziele identifizieren:
Bevor gemeinsame Ziele definiert werden könne, müssen
erst die sowohl die Gegebenheiten des Marktes als auch das soziale
und politische Umfeld bekannt sein.
- Marktnetze erweitern:
Nur mit Hilfe interkultureller Netze können neue Produkte
oder Dienstleistungen aufgebaut werden.
- Synergien nutzen:
Die Potentiale von Gemeinsamkeiten und Überschneidungen optimal
ausnutzen
- Unternehmenserfolg steigern:
Das ist das Oberziel allen wirtschaftlichen Handelns. Bei internationalen
Geschäften trägt interkulturelles Management dazu bei,
dieses Ziel zu erreichen.
Interkulturelle Teamentwicklung
Interkulturelle Teamentwicklung ist eine bedeutender Teilaspekt
des interkulturellen Managements, denn durch die Globalisierung
ändern sich neben Form und Charakter von Organisationen auch
immer mehr interdisziplinäre und internationale Arbeitsstrukturen.
Projekte und Teamarbeit treten in den Vordergrund und nicht selten
werden die Teams aus Mitgliedern unterschiedlicher Länder und
Kulturen zusammengesetzt. Dies kann sowohl vor Ort im direkten Kontakt
als auch in virtuellen Teams erfolgen.
Aufgrund unterschiedlicher Charaktere, Werte, Interessen und Fähigkeiten
kommt es zu Spannungen, Konflikte und Schwierigkeiten im Team, die
oft nicht sofort gelöst werden können. Diesen Problemen
gilt es zuvor zu kommen, um sie erst gar nicht auftreten zu lassen.
Deshalb müssen im Rahmen der Personalentwicklung und des Managements
die einzelnen Mitglieder aufeinander eingestimmt werden, um effektiv
zu arbeiten und die jeweiligen Potentiale optimal nutzen zu können.
Dülfer, Eberhard (1991): Internationales Management in
unterschiedlichen Kulturbereichen, Verlag Oldenbourg, München
in diesem Buch die wesentlichen Entscheidungstatbestände bei
der Internationalisierung übersichtlich und wohl gegliedert
darzustellen. Dies geschieht neutral und unter Verweis auf vielfältige
weiterführende Quellen. Auch positiv anzumerken: Man kann an
jeder Stelle mit dem Lesen anfangen, und findet fast immer genau
das was man gerade sucht. Der Gesamtumfang des Buches ist übersichtlich
und wirkt auch nicht aufgebläht. Negativ anzumerken ist, dass
theoretische Abhandlungen, z.T. mit einer Quelle nach der anderen,
nicht immer eine fesselnde Lektüre sind.
Rentzsch, Hans-Peter (1999): Erfolgreich verhandeln im weltweiten
Business, Dr. Th. Gabler Verlag, Wiesbaden
Worüber auch immer mit anderen Kulturen verhandelt wird, ob
in Kauf- oder Joint-Venture-Gesprächen, in diesem Ratgeber
findet der Leser eine leicht verständliche Übersicht,
um sich schnell mit den Gepflogenheiten ausländischer Geschäftspartner
vertraut zu machen. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen,
wie durch Fehler in der Kommunikation geschäftliche Misserfolge
entstehen können, aber auch, wie man teure Pannen vermeidet.
Selbst für schwierige Verhandlungssituationen mit unfairen
Taktiken der Gegenseite gibt das Buch wertvolle Hinweise. Die wichtigsten
Verhaltensregeln für 31 Länder sind in einem separaten
Teil zusammengefasst.
Hofstede, Geert:Lokales Denken, globales Handeln, Verlag DTV-Beck
Der Niederländer Geert Hofstede ist der weltweit renommierte
Experte für interkulturelle Fragen und erläutert hier
verständlich seine Forschungsergebnisse zu kulturellen Unterschieden
von Nationen. Zugrunde liegt eine Fragebogenstudie, die weltweit
bei Mitarbeitern des Unternehmens IBM durchgeführt wurde. Nach
einer allgemeinen Definiton von Kulturebenen beschreibt Hofstede
detailliert die bei allen Kulturen feststellbaren Kulturdimensionen
"Machtdistanz", "Kollektivismus / Individualismus",
"Maskulinität / Feminität" und "Unsicherheitsvermeidung"
und ordnet die untersuchten Nationen mittels Punktwerte auf Skalen
an. Er versucht, die Ergebnisse auch in den Zusammenhängen
"arme Länder - reiche Länder", "heißes
Klima - kaltes Klima" und "gewachsene Herrschaftssituationen"
zu interpretieren. Das Kulturenmodell ist nicht nur für Nationen
anwendbar, sondern auch auf Subkulturen und Unternehmen / Organisationen
übertragbar. Auch wird auf Schwierigkeiten beim Kulturkontakt
eingegangen, bei dem Prozesse wie Kulturschock, Ethnozentrismus,
Xenophilie und die Entstehung von Stereotypen und Vorurteilen ablaufen
können. Im Anhang gehen die deutschen Übersetzer speziell
auf die deutsche Frage ein.
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