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Tradition und Fortschritt - die C. H. Becksche Buchdruckerei

Führung durch die Becksche Druckerei (Werk 2) in Nördlingen
Führung durch die Becksche Druckerei (Werk 2) in Nördlingen
Diskussion über aktuelle Projekte von Media Solutions (Fotos: uhu)
Diskussion über aktuelle Projekte von Media Solutions (Fotos: uhu)

Am 23.11.2016 besuchte das 3. Semester des Studiengangs Mediapublishing die bereits 1763 in der damaligen Reichsstadt Nördlingen gegründete Becksche Buchdruckerei. Noch immer befinden sich Verwaltung und Teile der Druckerei des Verlags C. H. Beck in der historischen Altstadt (›Werk 1‹), die technischen Betriebsanlagen werden aber Zug um Zug in ein vor den Stadtmauern gelegenes Industriegebiet verlagert (›Werk 2‹).

Begrüßt wurde die Gruppe von Sales Managerin Andrea Heermeyer und Sebastian Birzele, dem Leiter der Arbeitsvorbereitung, die den Studierenden in den nächsten zwei Stunden die wichtigsten Schritte in der Produktion zeigten.

Spezialist für Dünndruck und Schwergewichte

Die Führung begann in Werk 2 mit dem Dünndruck. Die Becksche Druckerei ist in Deutschland Marktführer für diese Druckmethode, da es ihr als einzigem Dienstleister gelingt, sehr dünnes Papier beidseitig zu bedrucken. Dafür sind spezielle Druckmaschinen und viel Erfahrung notwendig. Die meisten Druckaufträge kommen aus dem juristischen und religiösen Bereich. Überraschend war, dass sich viele Aufträge nicht auf komplette Bücher, sondern immer noch auf Loseblatt-Fertigungen beziehen. Diese werden z. B. benötigt, um Gesetzesänderungen schnell und kostengünstig in gedruckte Gesetzessammlungen einzufügen.

Anschließend wurden die verschiedenen Stufen der Produktion durchlaufen. Von dem automatisierten Druckvorstufen-Bereich, bei dem nur noch ein Mitarbeiter für die Druckplattenbelichtung verantwortlich ist, kamen die Studierenden in die gigantische Produktionshalle, in der Druckmaschinen unterschiedlichster Größe stehen. Hier werden Hardcover, Loseblattwerke sowie Broschuren gedruckt.

Die Druckmaschinen sind an fünf Tagen der Woche 24 Stunden lang in Betrieb und können pro Sekunde acht Meter einer Papierrolle bedrucken. Der früher weit verbreitete Bogendruck kommt nur noch bei der Umschlagproduktion zum Einsatz. Anschaulich wurde erläutert, dass für die oftmals schwergewichtigen Fachbücher die Bindung eine besonders wichtige Rolle spielt, denn der Bund muss hier besonders stabilisiert werden. Direkt hinter der ›Handarbeitsabteilung‹, in der die Bücher ihre Beilagen erhalten und in Kartons verpackt werden, gelangte die Gruppe am Ende ihres Rundgangs noch ins Hochregallager, von wo die Auslieferung erfolgt.

Media Solutions und Gutenbergs Erben

Um die Mittagszeit ging es dann ins Stadtzentrum, wo in historischen Gebäuden die Verwaltung, der Verkauf und der Satz untergebracht sind. Produktionsbezogene Abteilungen wie der Digitaldruck und die Buchbinderei befinden sich auch (noch) dort, sollen aber ebenfalls ins Werk 2 verlagert werden. Während die Studierenden dankbar den reichhaltigen Mittagsimbiss einnahmen, stellte Geschäftsführer Ernst Zoller kurz das Unternehmen vor und beantwortete Fragen zu Geschichte und Zukunft der Druckerei.

Anschließend erfolgte der Sprung in die digitale Welt: Harald Gehring und Hubert Bestler, Leiter eMedien bzw. Satz, stellten Media Solutions, den digitalen Unternehmensbereich der Druckerei C. H. Beck, vor: Rund 80 Mitarbeiter kümmern sich hier um innovative Softwarelösungen und die Entwicklung von neuen Produkten. Um das Zusammenspiel zwischen Druckerei, Verlag und den Autoren zu vereinfachen und automatisieren, suchen die Programmierer und Entwickler von Media Solutions nach neuen Lösungen. Zwei davon, das Word-Add In ›Flowdocx‹ und das Webprodukt ›flowbooks‹, wurden den Studierenden von Pascal Granzer und Gunther Geiger näher vorgestellt. Es entfachte sich eine spannende Diskussion darüber, wie viel Automatisierung in Druckereien sinnvoll ist und ab wann der Individualitätsanspruch verloren geht.

An der Druckerpresse wurde alles gegeben (Foto: cm109) Der letzte Programmpunkt führte die Gruppe in das Firmenmuseum der Beckschen Druckerei. Hier haben Besucher die selten gewordene Möglichkeit, die ›Schwarze Kunst‹ (wie der Buchdruck früher genannt wurde) aus nächster Nähe zu betrachten. Wolfgang Holik und Frieder König, zwei erfahrene ›Jünger Gutenbergs‹, erklärten anschaulich das Setzen von Texten per Hand und an einer Monotype-Setzmaschine und gaben den Studierenden schließlich noch Gelegenheit, selbst Hand anzulegen und eine Nördlinger Stadtansicht zu drucken.

 

Erschöpft machten sich die Studierenden zusammen mit ihren Professoren Ulrich Huse und Dr. Rolf Jäger am späten Nachmittag wieder auf den Rückweg nach Stuttgart. Hinter ihnen lag ein lehrreicher Einblick in die moderne Welt des Druckens, der das in den Vorlesungen Gelernte praktisch vor Augen geführt und neue Erkenntnisse vermittelt hat.

 

(cm109; hg030)

 

08. Dezember 2016