Die kulturelle und gesellschaftliche Globalisierung

Die Grundlage der Globalisierung im kulturellen und gesellschaftlichen Bereich bildet wiederum der Fortschritt im Bereich moderner Telekommunikation, der schlussendlich in der Entwicklung der so genannten Informationsgesellschaft seinen Niederschlag findet.

Ein globales Informations- und Kommunikations-Netzwerk - namentlich das Internet, aber natürlich gehören hierzu auch alle anderen global bereitgestellten Medien der modernen Massenkommunikation wie Satellitenfernsehen etc. - verbindet heute die Kulturen und Gesellschaften der Länder der Welt über alle nationalstaatlichen und geographischen Grenzen hinweg.

Die früher herrschende nationalstaatliche Informations-Souveränität ist damit weitestgehend außer Kraft gesetzt, zumal es den meisten Staaten heutzutage auch im Interesse ihrer Volkswirtschaften ein Anliegen sein muss, mit der Entwicklung der modernen Kommunikation Schritt zu halten.

Die Informationsrevolution hebt Grenzen auf - nicht nur räumliche, sondern vor allem auch zeitliche Grenzen fallen. Ereignisse finden rund um die Welt in Echtzeit statt: sofort vermittelt und immer schneller behandelt. Ulrich Beck beschreibt das folgendermaßen: "Der ´zeitkompakte Globus` entsteht. Ereignisse verschiedener Weltgegenden und Bedeutung werden nun auf einer Zeitachse und nicht mehr auf vielen verschiedenen verortet".

Die Folgen dieser Entwicklung sind mannigfach, von den immensen (und staatlich nicht mehr kontrollierbaren) Finanzströmen auf der Suche nach besten Anlagemöglichkeiten bis hin zur weltweiten Anteilnahme etwa an Unglücksfällen wie dem Tod von Prinzessin Diana.

Neben dem natürlich im Sinne einer weltweiten Verständigung wünschenswerten Austausch der Weltkulturen sehen Kritiker aber durchaus auch Gefahren in der neuen globalen Verfügbarkeit und Verbreitung von medialen Inhalten und Informationen.

Man befürchtet eine Angleichung früher eigenständiger kultureller Traditionen und gesellschaftlicher Werte, vor allem unter dem mächtigen Einfluss exportierter amerikanischer Kultur und damit auch amerikanischer Weltanschauung. Schlagwort dieser Befürchtungen ist die "McDonaldisierung" der Welt. Damit ist auch die weltweite Standardisierung von Produktpaletten und die Verbreitung einer oberflächlichen "Pseudokultur" gemeint.

Mit Hilfe der Produkte der modernen Unterhaltungsindustrie propagieren Film und Fernsehen weltweit die gleichen Ideen und den gleichen Lebensstil, westliche Werte erreichen in zunehmendem Maße fremde Kulturkreise. Es stellt sich hierbei die berechtigte Frage, ob es überhaupt legitim ist, dass die westliche Welt versucht, ihre Werte und Moralvorstellungen auf andere Länder und Kulturen zu übertragen.
Zudem kann es in einer Welt, in der über offene Informationskanäle auch konkurrierende kulturelle Werte vermittelt werden, potentiell zu einer Verschärfung des Zusammenpralls verschiedener Kulturen kommen, in dem sich die Gegner die globalen Kommunikationsnetze in ihrem Sinne als Propagandasystem zunutze machen könnten. "Clash of civilizations" nennt das der Buchautor Samuel Huntington und sieht die Gefahren besonders im religiös-fundamentalistischen Bereich, verstärkt durch ethnisch bedingte Unterschiede und bereits bestehende ökonomische, soziale und politische Konflikte.

Die in den letzten Jahren intensiv diskutierte "multikulturelle Gesellschaft" ist ein weiterer Aspekt der kulturellen und gesellschaftlichen Globalisierung.
Migrationsbewegungen über den ganzen Globus führen Menschen unterschiedlicher Kulturen und aus den unterschiedlichsten geistigen und religiösen Traditionen an einem Ort zusammen. Globalisierung als Austausch der Kulturen mit allen Chancen und Risiken findet hier in direkter Kommunikation im alltäglichen Leben statt.