Globalisierung der Medien

Das Phänomen der Globalisierung macht natürlich auch vor den Medien nicht halt. Wie in vielen Bereichen der Betrachtung von Medien bzw. Mediensystemen muss differenziert werden zwischen Medien als Kulturgut und Medien als Wirtschaftsgut. Je nach ausgewähltem Blickwinkel gehört die Globalisierung der Medien in die ökonomische oder eben in die kulturell/gesellschaftliche Dimension. Durch ihre Leistungen und Funktionen sind Medien aber auch ein politischer Machtfaktor.

Medien transportieren Werte, Einstellungen, Gefühle, Welt- und Vorbilder mächtiger gesellschaftlicher Akteure. Medien sind aber auch eine sensible, labile und schnelllebige Industrie, die sich permanent ändernden wirtschaftlichen und politischen Bedingungen kreativ anzupassen hat. Die Position der Medien wird dann problematisch, sobald die aufgebauten Machtstrukturen für eigene, unternehmerische oder für politische Partialinteressen eingesetzt und gesellschaftliche Interessen gleichzeitig marginalisiert werden.

Da Globalisierung als Prozess nicht widerspruchsfrei ist und die Kopplung von Medienunternehmen mit den Systemen Politik, Wirtschaft und Kultur kaum nachgelassen hat, kommt es zu Regulierungen. So ist z.B. in Frankreich vorgeschrieben, wie viele französische Filme im Fernsehen auszustrahlen sind. Globalisierung hebelt nicht die Medienpolitik aus, ist aber ein Argument für viele, die gegen politische Eingriffe in das Mediensystem sind. Hier stellt sich die Frage nach der Zielsetzung der Medienpolitik.

Nationalstaatliche Politik verliert bei international agierenden Medienunternehmen zwar partiell an Einfluss, supranationale politische Akteure erhalten aber aufgrund der Umdefinition bzw. Verstärkung der Medien zum Wirtschaftsgut neue Kompetenzen. Zwar steht dem Einflussverlust auf nationalstaatlicher Seite kein gleichartiger Einflussgewinn bei den supranationalen Institutionen entgegen, eine Einflussnahme ist aber weiterhin möglich. Dies ist begründet in der Koppelung von nationaler und supranationaler Politik.

Globalisierung erfolgt nur in Teilbereichen der Medien und wird durch strategisch handelnde Akteure vorangetrieben. Dieser Vortrieb aber ist durch Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede gehemmt.

Im Bereich der Media-Agenturen beispielsweise kommt es zu Konzentrationen auf horizontaler / vertikaler und regional / lokaler Ebene. Konkret ist bei Werbekampagnen zu beobachten, dass es zu weltweit standardisierten Produkten kommt, die aber in der Form der Betonung lokaler Unterschiede bzw. Besonderheiten differenziert sind. Als erfolgsversprechende Strategie wird hier die 'glocalization' betrachtet. So geht Globalisierung mit Regionalisierung und Lokalisierung einher.

Die treffende Strategieentwicklung ist eine Sache. Weltweit operierende Media-Agenturen müssen sich aber auch mit allen Problemen der Bürokratisierung und den äußeren Formen der in jedem Land unterschiedlichen Regelungen über Werbung und Medien auseinandersetzen.

Globalisierung hat natürlich auch Auswirkungen auf den Markt für Nachrichten. Dem Begriff der Globalisierung begegnet man heute fast täglich in den Medien. Optimistische Anhänger des u.a. von Herbert Marshall McLuhan geprägten Begriffes des "globalen Dorfes" auf der einen Seite sehen in der Globalisierung die Chance eines unverzüglichen Zuganges jeden Bürgers zu einer unbegrenzten Zahl von Informationsquellen, welche den Planeten schrumpfen lässt. Dabei schüren besonders die neuen interaktiven Medien die Hoffnung auf eine grenzenlose Welt.
Globalisierung wird somit als verbindendes Element verstanden, als Konglomerat "[...] of trends and processes that transcend the boundaries of national states and ethnic communities, and that serve to bind together into common economic, political and cultural patterns the various populations into which the globe is at present divided."

Dagegen sehen skeptische Betrachter der Globalisierung auf der anderen Seite zwar eine quantitative Erweiterung der Möglichkeiten der Kommunikation und damit der Integration, aber keine qualitative Veränderung. Gerade auf der Ebene der großen Weltnachrichtenagenturen wird die Gefahr der Oberflächlichkeit gesehen aufgrund ihres größer werdenden Abdeckungsgebietes und der von ihnen zu berücksichtigenden vielfältigen Interessenspektren.

So erscheint die Globalisierung auf dieser einen Ebene als Homogenisierung und auf anderer Ebene als Zersplitterung und Wettbewerb.

Die Globalisierung der Medien ist also ein äußerst vielschichtiger, teils sogar widersprüchlicher Prozess. Es bleibt dabei festzuhalten, dass das Globalisierungspotential der Medienunternehmen größer ist, als das der Medienprodukte und, dass eine Einflussnahme sehr wohl notwendig und möglich ist, aber nicht länger in der bisher gewohnten Form erfolgen kann.