Ökonomische Globalisierung

Globalisierung ist in starkem Maße ein ökonomisches Phänomen.

Grundlage für die Globalisierung in diesem Bereich ist die Entstehung moderner Techniken der Kommunikation, des Handels und der Finanzierung bei gleichzeitiger Liberalisierung der außenwirtschaftlichen Beziehungen der Staaten untereinander. Im Sinne einer Weltwirtschaft gibt es natürlich schon seit langer Zeit weit über den Globus verteilte Teilnehmer am wirtschaftlichen Geschehen, die miteinander interagieren, bspw. über Handelsbeziehungen.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts vollzieht sich aber ein grundlegender Wandel in Qualität und Quantität dieser weltwirtschaftlichen Verflechtungen. Sogenannte "global player" treten auf die Bühne der Weltwirtschaft, Unternehmen also, die transnational bzw. transkontinental produzieren und agieren.

Außerdem hat sich im Vergleich mit der Welt vor zwanzig Jahren die Zahl der Teilnehmer am weltwirtschaftlichen Austausch nahezu verdoppelt. Hinzugekommen sind die Nachfolgestaaten der Sowjetunion und die ehemaligen Ostblockstaaten. Auch in Asien erwächst starke Konkurrenz. Nicht zuletzt China mit über 1 Milliarde Einwohnern wird in der ökonomischen Welt bald eine entscheidende Rolle spielen. Gleichzeitig breiten sich neue Technologien und wissenschaftlicher Fortschritt in einer global vernetzten Welt schneller aus als je zuvor und lassen den technologischen Vorsprung der traditionellen Industrieländer gegenüber den neuen Mitbewerbern schrumpfen. Der Konkurrenzdruck in der globalen Wirtschaft hat sich massiv erhöht, viele so genannte Entwicklungsländer haben ihre althergebrachte Rolle als Rohstofflieferant und Absatzmarkt längst abgelegt.

Eine genauere historische Einordnung und Beschreibung des Phänomens Globalisierung fällt nicht leicht, es können aber in der wirtschaftlichen Globalisierung grob vier Phasen unterschieden werden. Diese Phasen bauen tendenziell aufeinander auf, können aber auch durchaus simultan ablaufende Prozesse angesehen werden.

Die erste Phase ist die Globalisierung der Gütermärkte. Bereits seit den 50er Jahren wächst der Welthandel schneller als die Weltproduktion. Es gehen derzeit rund drei Viertel der grenzüberschreitenden Zahlungsvorgänge auf das Konto des klassischen Außenhandels.

Die Globalisierung der Produktion gilt als die zweite Phase der ökonomischen Globalisierung. In den 70er Jahren kam es unter dem Schlagwort der neuen internationalen Arbeitsteilung zunehmend zur Verlagerung standardisierter Aktivitäten aus den Industrieländern in ausgewählte Entwicklungsländer, dazu gehört also bspw. der Export von Produktionsarbeitsplätzen aus den klassischen Industriestaaten in Länder der so genannten Dritten Welt.

Darauf folgt die Phase der Globalisierung der Produktionssysteme. In den 80er Jahren erreicht die Globalisierung eine neue Qualität durch die zunehmende internationale Vernetzung von Produktionsprozessen und produktionsorientierten Dienstleistungen. Neue Produktions- und Kommunikationstechnologien ermöglichen es multinationalen Unternehmen, sich in weltumspannenden Netzwerken von Tochterunternehmen, Joint Ventures, strategischen Allianzen und anderen Kooperationsformen neu zu organisieren. Das Auslandsengagement der Unternehmen zeigt sich vor allem aber im raschen Wachstum der Direktinvestitionen.

Die letzte Phase sieht man in der Globalisierung der Finanzmärkte. Zu Beginn der 90er Jahre entwickelt sich die Mobilität des Finanzkapitals (Kredite, Anleihen, Aktien …) zur dynamischsten Komponente im Globalisierungsprozess. Nicht nur Produktionsunternehmen und Dienstleister zieht es auf internationale Märkte. Auch Kapitalanleger und Kreditnehmer drängen jenseits der nationalen Grenzen, um für ihr Geld möglichst hohe Renditen zu erzielen bzw. günstige Konditionen zu bekommen. Es hat sich dabei eine Art "virtuelle Ökonomie" (Beck) herausgebildet, in der immer weniger mit realen Waren gehandelt wird. Der Umfang der Finanzgeschäfte eines Tages ist inzwischen fünfzig- bis hundertmal höher als der Umfang des gesamten Welthandels des selben Tages. Im Zuge der Deregulierung im Bereich der weltweiten Finanzgeschäfte hat sich eine "Globalisierung der Spekulation" (Schmidt) in vorher nie gekanntem Maße herausgebildet, eine Entwicklung, die durchaus kritisch gesehen werden muss.

Der Prozess der Globalisierung hat jedoch noch lange nicht die gesamte Weltwirtschaft erfasst. Lediglich 20 Prozent der Güter und Dienstleistungen werden international gehandelt. Zudem sind gerade 30 Prozent der Weltbevölkerung in die Weltwirtschaft integriert. Weiterhin konzentrierte sich der Welthandel beispielsweise 1995 zu etwa 85 Prozent auf die Triade Nordamerika, Westeuropa und Asien. Die zentralen Akteure der ökonomischen Globalisierung sind dabei transnationale Konzerne. Diese sogenannten ‚global players' gelten als die ,,Motoren der Globalisierung" und wickeln etwa drei Viertel des Welthandels ab.