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Professor Bernward Hoffmann (1945-2015) - ein Nachruf

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Bernward Hoffmann (Foto: HdM)

Der Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule der Medien trauert um sein langjähriges Mitglied, Prof. Bernward Hoffmann.

Bernward Hoffmann wurde am 14. Oktober 1945 im niedersächsischen Norden geboren, wohin es die aus Aachen stammende Familie aufgrund der Kriegsereignisse verschlagen hatte. Nach dem Abitur in Aachen und dem Wehrdienst in Walldürrn studierte er Germanistik und Geschichte in Aachen und Heidelberg. 1971 legte er die Prüfung für den gehobenen Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken in Baden-Württemberg ab. Als Diplom-Bibliothekar an der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) in Stuttgart war er zwischen 1971 und 1979 einerseits im Benutzungsbereich tätig, andererseits im begleitenden Unterricht für die Anwärterinnen und Anwärter des gehobenen und höheren Bibliotheksdienstes.

Seine besondere Begabung im Bereich der Ausbildung zeigte sich rasch: Schon ab 1972 wurde er mit 50 % seiner Arbeitszeit als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der - damals bei der WLB angesiedelten - Bibliotheksschule Baden-Württemberg eingesetzt. Dazu kam 1976 ein Lehrauftrag an der Stuttgarter Fachhochschule für Bibliothekswesen. Nach dem Übergang der Beamtenausbildung an die Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung (Fachbereich Wissenschaftliche Bibliotheken und Dokumentation) wirkte Hoffmann dort von 1980 bis 1984 als Lehrkraft für besondere Aufgaben, danach in gleicher Funktion an der Fachhochschule für Bibliothekswesen bzw. der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen (HBI). 1995 wurde er zum Professor (C2) an der HBI berufen, 2001 zum Professor (C3) ernannt.

Prof. Hoffmann war vor allem als Koryphäe für Bibliographie (später “Informationsressourcen”) und Fachinformation bekannt. Zu seinen Fachgebieten gehörten Information Retrieval und Informationsvermittlung, Patentinformation und Technische Regelwerke sowie Spezialbibliotheken. Diese Bereiche haben sich im Laufe der vier Jahrzehnte, in denen er sie in Ausbildung und Lehre vertrat, ungemein stark gewandelt. Bernward Hoffmann hat alle diese Entwicklungen intensiv verfolgt und seinen Unterricht immer “up to date” gehalten. Dabei wusste er auch trockene Themen eindrücklich zu präsentieren. Einem Jahrgang blieb im Gedächtnis, wie er ihnen zunächst den Aufbau der gedruckten Deutschen Nationalbibliographie “eintrichterte” - um dann am Ende der Stunde ein Bibliographie-Heft zu nehmen, es durchzureißen, sich darauf zu stellen und zu sagen: “Das braucht man nicht mehr, demnächst gibt es die Bibliographie nur noch online!”

Die Studierenden wurden von Prof. Hoffmann regelmäßig mit einer Vielzahl von Informationen versorgt - die Zahl der in seinen Lehrveranstaltungen verteilten Kopien ist legendär. Aber vor allem war es ihm wichtig, sie zu eigener Beschäftigung mit den Themen und zu eigenem Weiterlesen (z.B. in Fachzeitschriften) anzuregen, ebenso wie zum Besuch von Fachveranstaltungen und zum Eintritt in einen Berufsverband. Er wollte die Absolventinnen und Absolventen nicht nur “berufstauglich” machen, sondern sie dazu befähigen, das Berufsfeld aktiv mitzugestalten. Eine wichtige Rolle im Hoffmann’schen Lehrkonzept spielten auch Exkursionen und Studienreisen mit Studierenden.

Auch bei der Weiterentwicklung der Ausbildungs- und Studiengänge sowie in der akademischen Selbstverwaltung war Bernward Hoffmann engagiert. So war er langjähriges Mitglied im Prüfungsausschuss für den gehobenen Bibliotheksdienst und auch bei der Ausarbeitung von Lehrplänen für die Umstellung der verwaltungsinternen Ausbildung auf ein Fachhochschulstudium beteiligt. Als Mitglied der “Expertengruppe Gehobener Dienst” der bayerischen Kommission für Aus- und Fortbildungsfragen arbeitete er an Empfehlungen für die Ausbildung von Diplom-Bibliothekaren in Bayern mit. An der Hochschule der Medien war Hoffmann Studiengangleiter für den Diplom- sowie den ersten Bachelorstudiengang (Bibliotheks- und Medienmanagement) und über viele Jahre Praktikumsbeauftragter im Bereich Wissenschaftliche Bibliotheken. Darüber hinaus war er Mitglied in der Studienkommission, im Fakultätsrat und im Senat.

Auch für den - später im BIB aufgegangenen - Verein der Diplom-Bibliothekare an Wissenschaftlichen Bibliotheken (VdDB) - war Hoffmann aktiv: 1972 trat er dem Berufsverband bei; von 1974 bis 1984 war er Mitglied und dann auch Vorsitzender der Kommission Ausbildung und Beruf (später “Kommission für Aus- und Fortbildung”). Von 1988 bis 1992 engagierte er sich im Vorstand. In diesen Funktionen war er auch an der Vorbereitung der Bibliothekartage beteiligt; von 1987 bis 1992 betreute er außerdem den VdDB-Infostand auf der Messe.

Bernward Hoffmann hat viele Generationen von Studierenden an der HdM und ihren Vorgängerinstitutionen geprägt. Die Studierenden waren es auch, die immer im Mittelpunkt seines unermüdlichen Arbeitens standen. “Ihm lagen alle Studenten am Herzen und er hat sich auch für uns als Menschen interessiert”, fasst es eine Absolventin zusammen. So war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, sich bei jedem neuen Jahrgang in kürzester Zeit sämtliche Namen einzuprägen. Auch mit ihren Anliegen und Problemen konnten Studierende immer zu ihm kommen; viele besaßen deshalb ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihm. Noch beim Eintritt in seinen Ruhestand im Februar 2011 machte er den Studierenden ein Abschiedsgeschenk, indem er eine geplante studentische Exkursion nach Leipzig großzügig finanziell unterstützte.

Ein charakteristischer Wesenszug von Bernward Hoffmann war seine ausgeprägte Bescheidenheit. Es war ihm nachgerade zuwider, wenn Aufhebens um seine Person gemacht wurde. Noch während seiner schweren Krankheit dachte er stets an andere und kaum an sich selbst.

Bernward Hoffmann liebte die Natur; gemeinsam mit seiner Frau unternahm er zahllose Wanderungen. In den letzten Jahren seines Lebens war ihm dies leider aufgrund seines gesundheitlichen Zustands nur noch eingeschränkt möglich. Am 18. Oktober 2015 ist Bernward Hoffmann - wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag - in Stuttgart verstorben. Wir werden ihn nicht vergessen.



Kontakt:
Prof. Heidrun Wiesenmüller

26. Oktober 2015