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Überraschungssieger beim "Buchcasting": Dostojewskis "Schuld und Sühne"

Als Begleitprogramm zur Vorlesung "Literatur und Medien" führte Prof. Susanne Krüger mit 50 Erstsemestern ein "Buchcasting" durch. Diese beliebte Form der Buchpräsentation wird heute in vielen Öffentlichen Bibliotheken mit Schülern in allen möglichen Variationen veranstaltet. Manuela Schuler stellte Dostojewskis "Schuld und Sühne" so begeisternd als tiefschürfenden "Thriller" vor, dass sie die meisten Stimmen erhielt, sicher auch weil ihre Buchausgabe graphisch sehr gut gestaltet war. Den 2. Platz belegte "Jesus von Texas" von DBC Pierre, vorgestellt von Lisa Weber und Nummer 3 war "Klang der Zeit" von Richard Powers, präsentiert von Maren Falk.

In der Vorlesung gab es insgesamt 4 Runden mit jeweils 12 Kurzvorstellungen. Das Besondere am "Buchcasting" besteht darin, dass ein Buch häppchenweise präsentiert wird: zuerst wird nur der Titel vorgelesen und das Publikum darf darüber abstimmen, durch welchen Titel es sich am meisten angesprochen fühlt. Im zweiten Durchlauf wird das ganze Titelblatt gezeigt, im dritten ein markanter Satz aus dem Buch vorgelesen und erst in der letzten Runde stellt jeder das Buch kurz und knackig vor. Die jeweiligen Abstimmungsergebnisse werden zusammengezählt und ein Siegerbuch gekürt.

Manuela Schuler stellte Dostojewskis "Schuld und Sühne" so begeisternd als tiefschürfenden "Thriller" vor, dass sie die meisten Stimmen erhielt, sicher auch weil ihre Buchausgabe graphisch sehr gut gestaltet war.

Lesegewohnheiten von Studierenden

Die Auswahl der vorgestellten Bücher lässt gewisse Rückschlüsse auf die Lesegewohnheiten von Studierenden zu: An erster Stelle liegen eindeutig Thriller und Krimis - auf den ersten Blick bei dem überproportional von Frauen belegten BIB-Studiengang vielleicht erstaunlich. Science Fiction wird eher von männlichen Studierenden gelesen. Unterhaltungsliteratur und Fantasy steht noch vor den eigentlich "literarischen" Titeln, wobei auffällt, dass aus studentischer Sicht eben auch "Schuld und Sühne" ein Thriller ist. Der Trend geht zum "Genre-Leser". Literatur als sprachliches Kunstwerk ist ein Genre unter anderem.

Zur Diskussion um "E" und "U"-Literatur ein Beitrag von unserer Preisträgerin Manuela Schuler:

"Für mich erfüllt Literatur vor allem den Zweck, zum Nachdenken anzuregen. Dies kann meiner Meinung nach sowohl Hochliteratur als auch Unterhaltungsliteratur bewirken. Als Beispiel möchte ich hier folgendes anführen: Wenn man nun Hochliteratur als qualitativ hochwertig ansieht und dementsprechend auch daraus folgt, dass sie den Leser ethisch "verbessert" und "bildet", wie erklärt man sich dann die Reaktion vieler Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht? Leider finden viele einfach keinen persönlichen Zugang zu Goethes oder Schillers Werken. Bilden kann Literatur jedoch nur dann, wenn sie vom Leser verstanden bzw. angenommen wird. Könnte es also teilweise nicht sinnvoller sein, mit diesen sich der Hochliteratur verweigernden Schülern einen - in den Augen vieler Literaturwissenschaftler - "primitiven" aktuellen Unterhaltungsroman zu lesen, der z.B. typische Jugendprobleme anspricht? Die Unterscheidung in E- und U-Literatur ist in meinen Augen längst nicht mehr möglich, da die Grenzen fließend sind. Die Beurteilung nach Qualität ist immer subjektiv geprägt, so wie auch z.B. auch der Begriff der "Schönheit" individuell vollkommen verschieden ausgelegt wird. Was von einem Leser als verstörend empfunden wird, löst beim anderen Leser Faszination und Begeisterung aus. So gesehen liegt die Beurteilung des "qualitativ Hochwertigen" oftmals beim Leser und nicht unbedingt beim Literaturkritiker, wobei dieser selbstverständlich Anregungen geben kann."

 

 



Kontakt:
Prof. Susanne Krüger
Telefon: 0711 25706-175
E-Mail: krueger@hdm-stuttgart.de

31. Juli 2014