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Fortbildung an der HdM: Bibliotheken und Qualitätsmanagement

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„Auch Gutes kann besser werden!“ war das Motto einer gelungenen Fortbildungsveranstaltung, die am 7. Juli in der Wolframstraße stattfand: „Ich bereue keinen Kilometer, den ich zurückgelegt habe!“, resümierte eine aus Hamburg angereiste Teilnehmerin.

Die gemeinsam vom Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement und dem Verein Deutscher Bibliothekare (Regionalverband Südwest und Landesverband Bayern) veranstaltete und von Dr. Klaus-Rainer Brintzinger (Universitätsbibliothek Tübingen) moderierte Fortbildung beschäftigte sich mit dem Thema Qualitätsmanagement, das in Bibliotheken noch längst nicht dieselbe Rolle spielt wie in der Wirtschaft.

Zertifizierung nach ISO 9001

Nach einer kurzen Einführung von Prof. Cornelia Vonhof (HdM) wurden in fünf Referaten nicht weniger als vier unterschiedliche Ansätze vorgestellt. Fraglos der bekannteste davon ist die Zertifizierung nach ISO 9001, die anhand von zwei Beispielen beleuchtet wurde: Dr. Alwin Müller-Jerina (Stadtbibliothek Neuss) berichtete über die gemeinsame ISO-Zertifizierung von sechs Öffentlichen Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen (Dormagen, Erkrath, Leichlingen, Krefeld, Neuss und Wesel), Carolin Becker schilderte den Weg zum ISO-Zertifikat an der Bibliothek der Technischen Universität München. In beiden Fällen werden die Audits vom TÜV durchgeführt, für den der Einsatz im Bibliotheksbereich übrigens etwas durchaus Neues war.

83 ganz konkrete Standards für Kunst- und Museumsbibliotheken

Während das Qualitätsmanagement beim ISO-Verfahren auf eher formale Weise geprüft wird, hat die Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken (AKMB) einen Katalog von derzeit 83 ganz konkreten Standards für ihre Mitglieder (häufig One-Person-Libraries) aufgestellt, darunter z.B.: „Die Bibliothek ist während der Öffnungszeiten auch telefonisch erreichbar. Außerhalb der Öffnungszeiten ist ein Anrufbeantworter geschaltet, der das Angebot des Rückrufs am nächsten Werktag enthält.“ Als Auditoren fungieren, wie Martin Zangl (LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Münster) erläuterte, eigens dafür geschulte Kolleginnen und Kollegen aus Kunst- und Museumsbibliotheken. Auch am Ende dieses Verfahrens steht ein Zertifikat, das vom Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin vergeben wird.

Selbstbewertung in Form einer systematischen Stärken-Schwächen-Analyse

Auf einem umfassenden und ganzheitlichen Verständnis von Qualität beruht das Modell der European Foundation of Quality Management (EFQM). Dieses ist die Basis eines von Prof. Cornelia Vonhof (HdM) vorgestellten Pilotprojekts in der Region Stuttgart: In Zusammenarbeit mit dem HdM-Forschungsschwerkpunkt BEO (Bibliotheksmanagement, Evaluation und Organisationsentwicklung) und der Stuttgarter Fachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen erproben derzeit sieben Öffentliche Bibliotheken das Verfahren. Von zentraler Bedeutung dabei ist die Selbstbewertung in Form einer systematischen Stärken-Schwächen-Analyse; eine anschließende Zertifizierung (in diesem Fall durch die HdM) ist möglich, aber nicht zwingend.

„Qualitätsentwicklung durch kollegiale Beratung“

Einen Weg ganz ohne Zertifikat schilderte abschließend Petra Hätscher von der Bibliothek der Universität Konstanz: Im Projekt „Qualitätsentwicklung durch kollegiale Beratung“ haben sich insgesamt zehn Universitätsbibliotheken zusammengeschlossen, um sich in ausgewählten Bereichen gezielt gegenseitig zu beraten. Dafür wurden Gruppen von zumeist drei Partnern gebildet, die vorab Unterlagen austauschen, sich dann gegenseitig besuchen und anschließend konkrete Empfehlungen formulieren.

Lebhafte Diskussionen und fachlicher Austausch in den Vortragspausen

Ebenso vielfältig wie die Herkunft der Referentinnen und Referenten war auch das Publikum: Unter den 50 Teilnehmern waren große und kleinere Hochschulbibliotheken genauso vertreten wie Öffentliche Bibliotheken, Fachstellen, Spezial- und Behördenbibliotheken – sowie natürlich Studierende und Lehrende der HdM. Sowohl im Plenum als auch in den Pausen kam es zu ergiebigem fachlichen Austausch und lebhaften Diskussionen. Im Mittelpunkt des Interesses standen dabei naturgegebenermaßen Fragen des Aufwands für das Qualitätsmanagement (der jedoch zumeist schwer zu beziffern ist) und der Akzeptanz unter den Mitarbeitern. Hier besteht in der Tat die Gefahr, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Qualitätsmanagement-Maßnahmen als Kontrolle ihrer Arbeitsleistungen missverstehen könnten. Umso wichtiger ist es, alle Beteiligten auf dem Weg ‘mitzunehmen’ und innerhalb der jeweiligen Bibliothek ein durchgängiges Bewusstsein für Qualität zu schaffen. Deutlich wurde im Verlauf der Veranstaltung außerdem, dass Qualitätsmanagement zwei durchaus unterschiedliche Seiten haben kann: Zum einen geht es um Imagegewinn – sowohl beim Unterhaltsträger als auch bei den eigenen Kunden – zum anderen um die konkrete Verbesserung von Abläufen und Dienstleistungen der Bibliothek. Beides muss sich jedoch nicht ausschließen.

Die Vortragsmaterialien stehen in Kürze auf der Website des VDB zur Verfügung.

Dies war bereits die zweite Veranstaltung, die in Kooperation zwischen dem VDB und der HdM durchgeführt wurde; weitere gemeinsame Projekte sind geplant.

Kontakt
Prof. Heidrun Wiesenmüller
Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement
Tel: 0711 25706-188
E-Mail: wiesenmueller@hdm-stuttgart.de



Kontakt:
Prof. Heidrun Wiesenmüller
E-Mail: wiesenmueller@hdm-stuttgart.de

11. Juli 2008