Siebdruck
Grundgedanke des Technologischen Praktikums war der Druck von Mikroschriften im Siebdruck unter dem Einsatz verschiedener Gewebearten. Dafür mussten die Studenten zuerst einmal ein Siebdruckgewebe suchen, mit dessen Hilfe man Schriften in einer Größe von etwa 1 pt (1 Punkt = 0,3527 mm) immer noch lesbar drucken kann. Nach Gesprächen mit Fachleuten aus der Branche zeigte sich schnell, dass der Einsatz von Edelstahlgeweben Erfolg versprechend ist: Die Drähte dieser Gewebe haben einen Durchmesser von 18 bis 25 μm, so dass selbst kleinste Strukturen präzise druckbar sind. Die Studenten mussten neben der Auswahl der Gewebeart auch die Filmherstellung, Rahmenbespannung, die Siebdruckschablone, deren Auftrag auf den Schablonenträger und deren Belichtung sowie die beeinflussenden Druckparameter in ihrer Planung berücksichtigen.
Batman erhält Farbe und Struktur
Um das Ganze auch künstlerisch umzusetzen, sollte die Mikroschrift in ein Plakat mit siebdrucktypischen Ausprägungen, wie sie etwa durch den Einsatz von Effektlacken oder hohen Schichtdicken realisiert werden können, integriert werden. Unter dem Motto „Versteckte Botschaften" entschieden sich die Studierenden schließlich für das Comic-Motiv „Batman", das ihnen genügend Freiraum für die Umsetzung aller geplanten Stilmittel ließ. Nachdem das Motiv ausgewählt war, erstellte das Team aus dem Bild eine druckfertige Datei. Die Mikroschrift kam in Form des Original Batman-Logos auf der Brust der Comicfigur zum Einsatz, in welches dann ein Teil eines Original-Batman-Drehbuchs, die Namen aller Teilnehmer und Betreuer sowie ein Dank an Unterstützer und Sponsoren des Projekts eingefügt wurden.
Zahlreiche Herausforderungen
Beim endgültigen Druck des Plakats haben die Studierenden mit Farbverläufen, optischen Aufhellern, Silberfarbe, UV-Strukturlack und fluoreszierenden Farben experimentiert. Um die Mikroschrift schließlich sichtbar zu machen, musste der entsprechende Bereich mit einem Schneideplotter ausgeschnitten werden. Der Druck der Mikroschrift stellte das Team zwar noch vor eine Reihe von Herausforderungen, doch am Ende wurde das Ziel, eine kleinstmöglich lesbare Schrift im Siebdruckverfahren herzustellen, erreicht. Sogar Schriftgrößen bis zu 0,75 Punkt konnten reproduzierbar gedruckt werden. „Die Studenten haben ein künstlerisch schönes und ein technisch sehr interessantes Druckprodukt hergestellt. Durch das Zusammenspiel mit der Mikroschriftkomponente stellt es ein ganz besonderes Endergebnis dar", so Projektbetreuer Bernhard Michl.
Ein besonderes Druckverfahren
Der Siebdruck, dem im Studiengang Druck- und Medientechnologie ein Grundlagenpraktikum und das „Technologische Praktikum" sowie eine eigene Vorlesung gewidmet ist, nimmt aufgrund seiner hohen Schichtaufträge eine gewisse Sonderstellung unter den Druckverfahren ein. Daher wird er oft für High-End Veredelungen und vor allem für funktionale Drucke (etwa „Printed Electronics") eingesetzt. „Auch wird das Verfahren heute zunehmend für Glas-und Keramikveredelungen eingesetzt", erzählt Gunter Hübner, Professor für Siebdruck an der HdM. „Die Ausstattung der HdM im Bereich Siebdruck von der Druckformherstellung bis zum Druck sucht weltweit ihresgleichen", so Hübner weiter. Die Studierenden können an allen Anlagen von der Siebbespannung, der automatischen Siebbeschichtung, der Kontaktkopie bis hin zu den sechs unterschiedlichen Druckmaschinen selbst Hand anlegen. Für die Begutachtung der Druckergebnisse stehen entsprechende Mikroskopiereinrichtungen zur Verfügung.
Siebdruck-Forschung
Zuvor wird in den Lehrveranstaltungen für das theoretische Know-how gesorgt. Die Vorlesungsinhalte reichen von den Grundprinzipien des Verfahrens über die Druckformherstellung bis hin zu den Raffinessen des Druckprozesses. Auch in der Forschung werden immer neue Anwendungen für den Siebdruck gefunden. So werden an der HdM derzeit Antennenstrukturen für die Automobilindustrie gedruckt, an im Siebdruck hergestellten Energiespeichern (Batterien und Akkumulatoren) geforscht und auf dem Sektor „Energy Harvesting" versucht, thermoelektrische Generatoren zu drucken.
Unter www.hdm-stuttgart.de/drucktechnik erfahren Interessenten mehr über den Studiengang. Jedes Semester werden rund 55 Anfängerplätze angeboten. Bewerbungsschluss für den Studienstart zum Wintersemester 2010/2011 ist der 15. Juli.
VERÖFFENTLICHT AM
11. Mai 2010
KONTAKT
Dr.-Ing. Gunter Hübner
Lehrbeauftragter
Print Media Technologies
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