Der Trend geht zur Personalisierung
Am 20. April 2023 wurde zum ersten Mal der Stuttgarter Moderationspreis vom Institut für Moderation (imo) an der Hochschule der Medien (Hdm) verliehen. Die Auszeichnung zeigt: Soziale Netzwerke gewinnen in der Berichterstattung an Bedeutung. Daneben hat sich auch die Rolle des Moderators und der Moderatorin verändert. Die Persönlichkeit steht mehr im Vordergrund.
Stuttgarter Moderationspreis
(Fotos: Laura Poluschkin)
Als "historisches Ereignis" bezeichnete Ingo Zamperoni, Tagesthemenmoderator und HdM-Honorarprofessor, die Verleihung des ersten Stuttgarter Moderationspreis. Dieser wurde am 20. April 2023 an sechs Moderatorinnen und Moderatoren vergeben. Ins Leben gerufen wurde die Auszeichnung vom Institut für Moderation (imo) an der HdM.
Journalistische Preise gibt es viele. Doch was hebt den Stuttgarter Moderationspreis von anderen Auszeichnungen ab? Dieser Preis stelle allein die Moderation in den Vordergrund, erklärte Prof. Stephan Ferdinand, Leiter des imo an der HdM. Bei anderen Auszeichnungen würden die Gewinner und Gewinnerinnen hausptsächlich nach redaktionellen Motiven ausgewählt.
Dass die Rolle des Moderators wichtig ist, das weiß Ingo Zamperoni bestens. Moderatoren und Moderatorinnen schaffen es, eine Bindung zu ihrer Hörerschaft aufzubauen und stärken dadurch das Vertrauen in die Medien, betonte er. Sie seien das Gegengewicht zu Fake-News.
Politik auf Instagram
Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern waren einige Journalistinnen und Journalisten, die ihre Inhalte über die sozialen Netzwerke ausspielen. So auch Nina Poppel, die mit ihrem Format „Nini erklärt Politik" den Sonderpreis Baden-Württemberg mit nach Hause nehmen konnte. Über sogenannte Reels, Kurzvideos auf der Plattform Instagram, bringt die Journalistin vor allem jüngeren Menschen politische und gesellschaftliche Themen näher. Als während der Corona-Krise immer mehr Falschnachrichten die Runde machten, beschloss Poppel, etwas dagegen zu tun und gründete ihren Kanal.
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Die Moderatorin Walerija Petrova hat sich auf ihrem YouTube-Kanal "Brust Raus", der zum SWR gehört, des Themas angenommen. In dem Video hat sie sich kritisch mit der neuen Technologie auseinandergesetzt. Dafür erhielt sie den Preis in der Kategorie "Präsentation, Sprache und Innovation in der Moderation". Seitdem sie das Video aufgenommen habe, sei bereits viel in dem Bereich passiert, erzählt Petrova. Man müsse sich mit dem Thema auseinandersetzen und Regeln aufstellen.
Podcasts räumen ab
Auch Podcasts haben sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Medienformat entwickelt. Mit ihrem ARD-Podcast "Alles ist anders. Krieg in Europa" beleuchten Alina Braun und Alexander Moskovic den Ukraine-Krieg. Für diese Arbeit erhielten die Medienschaffenden den Preis in der Kategorie "Journalistische Qualität in der Moderation". Für beide ist es ein sehr persönliches Thema. Braun hat einen russlanddeutschen Migrationshintergrund, Moskovics Eltern sind jüdische Kontingentflüchtlinge aus Russland. Mit dem Beitrag wollen die beiden auch Vorurteile gegenüber der russlanddeutschen Community ausräumen. Es stimme nicht, dass alle Russlanddeutschen auf der Seite Putins stehen, erklärt Braun.
Podcasts gibt es nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Bei diesen Formaten ist es eine hohe Kunst, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen - und genau das hat Tim Wiese in seinem Podcast "Kakadu: Was passiert, wenn meine Eltern sich trennen?" geschafft. Dafür konnte er den Preis in der Kategorie "Public Value in der Moderation" abräumen. Es sei wichtig, die Meinung von Kindern zu akzeptieren, so der Preisträger.
Ehrenpreis für Wieland Backes
Keinen offiziellen Preis, aber eine "Besondere Erwähnung" gab es für den ARD-Moderator Martin Schmidt für seinen Bericht zum AfD-Parteitag. Wieland Backes, ehemaliger Nachtcafé-Moderator, Honorarprofessor der HdM und Gründungsdirektor des imo, erhielt einen Ehrenpreis. Auch er nehme einen Wandel in der Medienlandschaft wahr. Moderatoren seien immer mehr zu Identifikationspersonen herangewachsen, die Personalisierung habe zugenommen, sagte Backes.
Amelie Pyta