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Trendbarometer Kreativwirtschaft 2015

Reale und virtuelle Orte der Kooperation von Kreativschaffenden in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg ist im europäischen Vergleich eines der Länder mit der höchsten Innovationskraft und hat sich auch gerade deshalb zu einem bedeutenden Standort der Kreativwirtschaft entwickelt. Kreative Köpfe finden hier durch ein wirtschaftlich erfolgreiches und sowohl menschlich als auch kulturell vielfältiges Umfeld ausgezeichnete Voraussetzungen für ihr Schaffen. Bereits jetzt arbeiten in den elf Teilbranchen etwa 230.000 Menschen in rund 31.000 Unternehmen. Mit einem Umsatz von rund 24 Milliarden Euro leistet die Kultur- und Kreativwirtschaft zudem einen strategisch wichtigen Beitrag zur Gesamtwirtschaft.

Zur Studie

Im vierten Trendbarometer Kreativwirtschaft Baden-Württemberg 2015 wurden aufbauend auf den Erkenntnissen der drei vorangegangenen Studien der Reihe aktuelle Herausforderungen für Kreativschaffende mit dem Schwerpunkt auf die Umsetzung von Kooperationen vertieft. Zusammenfassend sind die Kernpunkte aus dem Fazit der Studie nachfolgend dargestellt.

Professionalisierung der Kooperationen

Die Zusammenarbeit mit Partnern ist für Kreativschaffende wirtschaftlich notwendig und wird auch inhaltlich angestrebt. Sie stellt aber auch eine stetige Herausforderung dar. Die Grundlagen für erfolgreiche Kooperationen, insbesondere der Aufbau von Vertrauen und die Schaffung kooperationsförderlicher Strukturen und Infrastrukturen sind in auftragsbezogenen Partnerschaften eine Daueraufgabe. Die Aufgabenverteilung während gemeinsamer Projekte, die Bestimmung von Regeln und die Einhaltung gemeinsamer Standards erfordern ein hohes Maß an Kommunikation, Vertrauen und Kompromissbereitschaft. Dies bestätigt sich auch durch die große Anzahl von Kreativunternehmen, die mit ständigen bzw. festen Partnern kooperieren und oftmals auf die Formalisierung von Regeln verzichten. Dennoch lässt die Zahl spontan einbezogener Partner auf ein hohes Maß an Flexibilität und allgemeiner Kooperationsbereitschafts schließen. Aktuell sehen die Befragten als größte Herausforderung geeignete Kooperationspartner zu finden und einen Nutzen aus den entstandenen Netzwerken zu generieren.

Raumüberwindung

Kooperationspartner aus Baden-Württemberg und Deutschland bilden zwar weiterhin die Basis für die Unternehmen der Kreativbranchen in Baden-Württemberg, dennoch gewinnen internationale Kontakte und Kooperationen an Bedeutung. Unabhängig davon, erfordern Kooperationen und persönliche Kontakte stetige Pflege um eine konstruktive Zusammenarbeit zu gewährleisten (Kontaktarbeit). Die Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien ist dabei ein wertvolles Instrument, da sich die gemeinsame Arbeit zeitlich und räumlich flexibel erledigen lässt.

Kooperationen brauchen professionelle Infrastrukturen

Besonders in bestimmten Phasen während bereits laufender Kooperationen sehen die Befragten einen erhöhten Nutzen in der Verwendung informationstechnischer Plattformen. Die Aussicht das Informationen und Projektdaten für jeden Beteiligten zu jeder Zeit zugänglich sind wird als Chance gesehen. Für die Anbahnung von Kooperationen ist der persönliche Kontakt nach wie vor wichtiger und informationstechnische Plattformen spielen dabei kaum eine Rolle. Durch die verstärkte Nutzung informationstechnischer Plattformen erwarten die Befragten vor allem eine Verbesserung hinsichtlich des Projektmanagements durch ein zentrales Dokumentenmanagementsystem und auch Kalenderfunktionen die Abstimmungsprozesse vereinfachen sollen. Auf der anderen Seite sehen die Befragten Risiken beim Thema Datenschutz. Dabei sehen sie nicht allein Angriffe durch Hacker die es auf Daten von Kunden oder auf Projektdaten abgesehen haben, sondern auch die Veruntreuung von Daten durch andere Nutzer als Gefahr.

Kreativzentren - mehr als ein attraktives Raumangebot

Kreativzentren bieten den Nutzern die Möglichkeit mit Menschen und Unternehmen verschiedenster Art in unmittelbarer Umgebung zu kooperieren oder sich auszutauschen. Der persönliche Kontakt ist für die Anbahnung von Kooperationen für die meisten Kreativen unabdingbar. Besonders der Austausch von Wissen, die gegenseitige Inspiration und der Aufbau von Netzwerken sind den Befragten in gleichem Maße wichtig wie die günstigen Raummieten. Gerade beim Thema Sichtbarkeit sehen die Befragten durch die Nutzung eines gemeinsamen Standorts die Möglichkeit ein gemeinsames Image als Kreativstandort zu schaffen. Darin sehen sie eine Lösung für das Problem das eigene Unternehmen in den Fokus eines größeren Kundenkreises zu bringen. Für den Standort eines Kreativzentrums gilt den Befragten dessen infrastrukturelle Anbindung als entscheidender Faktor. Dabei sind sowohl die Erreichbarkeit von Einrichtungen des öffentlichen Personennahverkehrs wie auch die digitale Anbindung durch ein leistungsfähiges Breitbandnetz von zentraler Bedeutung. Zur Ausstattung sollten laut der Teilnehmer zudem Räumlichkeiten für Besprechungen und die Begrüßung von Kunden gehören.

Reale und virtuelle Orte der Kooperation verbinden

Die Befragungsergebnisse des Trendbarometer 2015 bestätigen, dass zur Unterstützung erfolgreicher Kooperationen sowohl reale als auch virtuelle Orte der Kooperationen genutzt werden. Dabei sind die Nutzungsaspekte vorwiegend strategisch zu bewerten, rein ökonomische Vorteile allein reichen nicht aus. Hieraus lassen sich klare Anforderungen und auch Gestaltungshinweise an die Umsetzung realer Orte der Kooperation wie Kreativzentren oder Co-working Spaces ableiten. Darüber hinaus stärken die Kreativzentren die Sichtbarkeit der Kreativschaffenden im Markt und können auch markenbildend wirken. Die Digitalisierung ermöglicht einerseits die Entwicklung neuer Leistungsprofile und öffnet den Zugang zu neuen Märkten. Aber auch in den Unternehmen sowie in der kooperativen Zusammenarbeit sind digitale Innovationen ein wichtiger Baustein zur Professionalisierung der Zusammenarbeit. Die virtuellen Räume der Kooperation werden von den Studienteilnehmern als sehr wichtig eingestuft. Dennoch bestehen noch viele Unsicherheiten (z. B. Datenschutz) und Ängste (z. B. fachliche Überforderung, hoher Zeit- und Kostenaufwand). Hier können praktische Leitfäden und Arbeitshilfen einen Beitrag leisten, die Potenziale besser zu erschließen. Zusammenfassend ist aber eine Offenheit hinsichtlich neuer realer und virtueller Instrumente in der Kooperationsarbeit erkennbar, die den Freiraum für die eigentliche Kreativarbeit schaffen soll.

Die Studie wurde von Prof. Dr. Martin Engstler, Lutz Mörgenthaler und Prof. Holger Nohr im Auftrag des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden]Württemberg an der HdM durchgeführt. Befragt wurden Kreativen aus allen Teilbereichen der baden-württembergischen Kreativwirtschaft.

Seit Januar 2016 bilden das Institut für Kreativwirtschaft (IKW) und das Institut für qualitative Medien- und Innovationsforschung (IQ) gemeinsam den Forschungsleuchtturm "Creative Industries and Media Society" im Institut für Angewandte Forschung (IAF) an der Hochschule der Medien (HdM).

 


Autoren: Engstler, Martin / Mörgenthaler, Lutz / Nohr, Holger
ISBN: 9783668337367
Seiten: 70
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: GRIN Verlag
Ort: München

Weiterführende Links:
Download E-Book (pdf) bzw. Buchbestellung beim GRIN-Verlag


Autoren

Name:
Prof. Dr. Martin Engstler  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Creative Industries, New Work (Coworking, Innovation Labs), Service Innovation, Sustainable Services & Urban Revitalisation, Change Management, Hybrid Project Management
Funktion:
Dekan
Lehrgebiet:
Dienstleistungsmanagement, Service Engineering, Innovationsmanagement, Organisation, Change Management, Digitale Transformation, Projektmanagement, Kreativwirtschaft
Studiengang:
Wirtschaftsinformatik und digitale Medien (Bachelor, 7 Semester, Zulassung bis SS 2014)
Fakultät:
Fakultät Information und Kommunikation
Raum:
I121, Nobelstraße 8 (Nobelstraße 8)
Telefon:
0711 8923-3172
Martin Engstler

Eingetragen von

Name:
Prof. Dr. Martin Engstler  Elektronische Visitenkarte


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