CONMEDIA
Der erste Griff am Morgen geht zum Handy, wir sind ständig online, die Informationsflut erschlägt einen förmlich: Vom Algorithmus gesteuert wird die Filterblase, in der sich Mediennutzende bewegen, immer kleiner. „Auch in der Politik ist Social Media schon längst angekommen", stellt Laura Grabowski fest, die die Veranstaltung mit Luisa Bleich moderiert. Beide absolvieren neben ihrem Masterstudium das Qualifikationsprogramm Moderation am Institut für Moderation (IMO) der HdM.
Politik auf Social Media
Landtagspräsidentin Muhterem Aras begrüßt die Gäste, darunter auch 50 Abgeordnete des Landtags. Im Gespräch mit den Moderatorinnen betont sie die Vorteile der Sozialen Medien für die Politik. „Im Idealfall gehen wir dorthin, wo die Menschen sich aufhalten", so Aras. Das sei in vielen Fällen auf Social Media, wo Politikerinnen und Politiker sie direkt erreichen können. So gebe es auch Themen, auf die Politikerinnen und Politiker erst über diese Plattformen aufmerksam würden.

Doch nicht alles Politische auf Social Media ist so positiv. Gerade Verschwörungserzählungen und Fake News stoßen in den auf den Plattformen auf Nährboden. Denn nicht alle Betreiber löschen konsequent derartige Inhalte, erzählt Natascha Hetzel, die zu diesen Themen an der Universität Hohenheim forscht. Negative Inhalte würden von den Algorithmen außerdem in besonderem Maße aufgegriffen und verbreitet, was beim "Negative Campaigning" in der Politik eine große Rolle spielt, so Kerria Drüppel. Die Masterstudentin der Universität Hohenheim forschte im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu "Negative Campaigning" während des Bundestagswahlkampfs 2021.

Dass die meisten Menschen in den Sozialen Medien aktiv sind, zeigt auch eine spontane Umfrage unter den Gästen im Landtag. Täglich eine bis drei Stunden verbringt der Großteil auf Social Media und konsumiert dort auch politische Inhalte. Dieser Konsum kann aber schnell einseitig werden, unterstützt vom Algorithmus. Dann bleibt jeder in seiner eigenen Filterblase und gesellschaftspolitische Diskussionen führen zu keinem Ergebnis. Wie beispielsweise der Streit um die „Genderdebatte", den die Studierenden in kreativer Weise auf der Fläche vor dem Landtag bildlich darstellen: Zwei Menschen unterschiedlicher Meinung dazu treffen dort aufeinander, beide von ihrer Filterblase eingeschlossen, die die Studierenden mit einem Wasserlaufball sichtbar machten. So merkt man schnell, dass es zu keinem Konsens kommen kann, wenn niemand auch die andere Seite bedenkt.
Der Weg in die Filterblase und wieder hinaus
Filterblasen umgeben uns nicht nur online immer und überall. „Auch unser Freundeskreis ist zum Beispiel eine Filterblase", sagt Vera Bauer, Journalistin und YouTuberin. Ihre Erfahrungen auf der Social Media-Plattform TikTok zeigen, wie leicht es ist, in eine Filterblase zu geraten und wie schwer es sein kann, diese wieder aus eigenem Antrieb zu verlassen. Die Algorithmen der Plattform sind so programmiert, dass sie nur Inhalte vorschlagen, die zu bereits konsumierten Inhalten passen.
Diesen Prozess nutzte der Blogger Christian Buggisch bewusst aus und berichtet dem Publikum von seinem Experiment nach den Präsidentschaftswahlen in den USA 2016: Auf Facebook trainierte er den Algorithmus so, dass er immer mehr und immer extremere rechtspopulistische Inhalte angezeigt bekam. Ein Jahr lang war er in dieser Blase unterwegs und teilte seine Erfahrungen auf seinem Blog.
Journalismus auf Social Media - Geht das?

Die CONMEDIA
Die CONMEDIA ("content in media") ist eine Eventreihe, die in jedem Semester von rund 30 Studierenden aus den Studiengängen Medienwirtschaft (Bachelor) und Unternehmenskommunikation (Master) der HdM in einem interdisziplinären journalistischen Transferprojekt konzipiert und organisiert wird. Ziel der Veranstaltung ist die inhaltliche Aufbereitung und anschließende mediale Präsentation eines gesellschaftspolitisch relevanten Themas. Betreuer sind die HdM-Professoren Stephan Ferdinand und Eckhard Wendling. Die Aufzeichnung der CONMEDIA ist jederzeit über den YouTube-Kanal des Landtags Baden-Württemberg abrufbar.
Isabell Gritzka
VERÖFFENTLICHT AM
24. Januar 2023
KONTAKT
Bettina Opifanti, Tina SchnitzlerStudentische Ansprechpartnerinnen
