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Was genau ist Erasmus for young entrepreneurs?

Vor Kurzem haben wir euch eine Auflistung an die Hand gegeben um zu sehen, was die EU für die Gründungskultur macht. Heute wollen wir uns genauer anschauen, was das dort erwähnte „ERASMUS for Young Entrepreneurs" ist

Vor Kurzem haben wir euch eine Auflistung an die Hand gegeben um zu sehen, was die EU für die Gründungskultur macht. Heute wollen wir uns genauer anschauen, was das dort erwähnte „ERASMUS for Young Entrepreneurs" ist. Dafür haben wir mit Annika Gold vom bw-i gesprochen, die in Baden-Württemberg für das Programm verantwortlich ist. Das Interview führte Violetta Fasulo - natürlich remote.

1. Stell doch bitte dich und deine Arbeit kurz vor.

Ich bin Annika und arbeite für Baden-Württemberg International. Seit etwas über einem Jahr betreue ich unter anderem das Erasmus for Young Entrepreneurs Projekt. Mir macht die Projektarbeit sehr viel Spaß, da mein Alltag aus dem Bewerben des Projekts bis hin zur Betreuung der TeilnehmerInnen besteht. Außerdem ist es sehr spannend, aus erster Hand von neuen Projektideen zu erfahren und im besten Fall zu sehen, wie sich die Idee im Laufe des Austauschs weiterentwickelt.

2. Was genau ist Erasmus for Young Entrepreneurs?

Erasmus for Young Entrepreneurs ist ein Projekt, das von der EU aufgelegt wurde, um das Unternehmertum in Europa zu fördern. Es ist eine Möglichkeit, als Gründunginteressierte/r für ein bis sechs Monate bei einer/einem erfahrenen UnternehmerIn im Ausland zu hospitieren. Das Ziel des Austauschs ist, dass die/der JungunternehmerIn gemeinsam mit ihrem/seinem MentorIn an der eigenen Geschäftsidee weiterarbeitet und gleichzeitig in Projekten der erfahrenen Unternehmerin /des erfahrenen Unternehmers mitarbeitet

3. Wer kann da mitmachen?

In dem Projekt haben wir zwei Zielgruppen, die JungunternehmerInnen, die ins Ausland gehen möchten, und die erfahrenen UnternehmerInnen in Deutschland, die gerne eine/n JungunternehmerIn aufnehmen möchten.

In die Zielgruppe der sogenannten New Entrepreneurs zählen Interessierte, die sich überlegen zu gründen, aber auch GründerInnen, die weniger als drei Jahre Erfahrung in der Leitung eines Unternehmens haben. Als Gegenstück, dem Host Entrepreneur, qualifiziert man sich, indem man nachweislich mehr als drei Jahre Erfahrung in der Unternehmensführung hat.

Geht das auch für Selbstständige?

Ja, auch Selbständigkeit zählt als ‚Unternehmererfahrung‘, man darf also im Programm teilnehmen.

Wie sieht es mit Studierenden aus, sind sie auch antragsberechtigt?

Studierende sind antragsberechtigt, so lange sie ein Gründunginteresse zum Beispiel über einen Businessplan nachweisen können. Der Austausch selbst kann aber leider nicht als Praxissemester angerechnet werden.

4. Wie weit müssen sie mit ihrer Idee/Gründung sein?

Man reicht eine Onlinebewerbung inklusive Lebenslauf und Businessplan ein. Für den Businessplan gibt es keine Seitenzahlvorgaben, aber man sollte sich über ein paar Kernthemen Gedanken machen. Die wichtigsten Themen für uns sind: Wie sieht der Markt für das Produkt aus? Wie könnte es vermarktet werden? Und wie sieht es mit einer möglichen Finanzierung aus?

5. Was können Jungunternehmer*innen von Erasmus for Young Entrepreneurs erwarten?

Kurz gesagt: Eine individuelle Mentoring-Erfahrung im Ausland. Da kein klassisches Auslandspraktikum gefördert werden soll, sind viele Komponenten des Austauschs eine Verhandlungssache zwischen den beiden Unternehmerinnen/Unternehmern- beispielsweise die Dauer des Aufenthalts, wie viele Stunden pro Woche an welchem Projekt gearbeitet werden soll und natürlich die Planung der Projekte an sich. Im Idealfall hat der New Entrepreneur am Ende des Austauschs seine Geschäftsidee weiterentwickelt, neue Fähigkeiten erworben und einen Einblick in den Alltag eines Geschäftsführers erhalten.

6. Gibt es eine Betreuung während der Zeit im Ausland? Was passiert zum Beispiel, wenn ich mit dem gematchten Unternehmen nicht zurechtkomme?

Ich arbeite als sogenannte Intermediary Organisation (IO) was bedeutet, dass ich deutsche JungunternehmerInnen auf dem Weg ins Ausland betreue, aber auch die nach Deutschland einreisenden New Entrepreneurs unterstütze. Wir IOs sind dafür zuständig, bei allen Anliegen der AustauschpartnerInnen zu unterstützen. Sollte es also während des Austauschs zu Problemen kommen, kann man sich direkt an die Kontaktstelle vor Ort wenden, und wir versuchen zusätzlich aus der Ferne zu unterstützen und zu vermitteln. Sollte das Zusammenarbeiten nicht möglich sein, dann kann man den Austausch natürlich auch vorzeitig beenden.

7. Wie sieht die generelle Unterstützung währenddessen aus und gibt es auch finanzielle Unterstützung?

Die IOs unterstützen bei jedem Schritt in der Vorbereitung und während des Austauschs.

Wie bei Erasmus Programmen üblich, gibt es eine monatliche Auszahlung an den New Entrepreneur. Die Höhe der Zahlung richtet sich nach dem jeweiligen Land und rangiert zwischen 580 und 1.100 Euro. Ein New Entrepreneur, der nach Deutschland kommt, erhält zum Beispiel 830 Euro. Die Beträge sind als Aufwandsentschädigung für Reisekosten und monatliche Miete gedacht.

8. Welche Sprachfähigkeiten sollten Interessierte mitbringen?

Die Bewerbung an sich wird auf Englisch eingereicht. Generell ist es gut, wenn man den Arbeitsalltag auf Englisch bestreiten kann. Falls das nicht der Fall sein sollte, gibt es auch Austauschmöglichkeiten nach Österreich oder mit einem deutschen Host, die/der im Ausland lebt.

9. Was für Erfahrungen hast du mit Outgoings, also Gründer*innen gemacht, die im Ausland waren und nun wieder zurück sind?

Bis jetzt haben wir überwiegend positives Feedback erhalten. In einigen Fällen sind sogar langfristige Kooperationsprojekte zwischen den beiden UnternehmerInnen entstanden. Eine Jungunternehmerin im Bauingenieurwesen übernimmt zum Beispiel regelmäßig Projektaufträge von ihrem Host.

Manchmal kommt der New Entrepreneur nach dem Austausch aber auch zu dem Ergebnis, dass die Unternehmensidee nicht umsetzbar ist. Das ist auch ein Ziel des Programms; den angehenden Unternehmern eine Testmöglichkeit zu geben, bevor sie ins kalte Wasser springen.

Mich persönlich hat es gefreut, dass einige der New Entrepreneurs mit einem gestärkten Selbstbewusstsein zurückgekehrt sind. Entweder, weil sie nun vollkommen von der eigenen Idee überzeugt sind oder erfolgreich viel Verantwortung tragen durften.

10. Gib uns doch ein paar Backstage-Einsichten: Wie werden die Gründer*innen mit den Unternehmen gematcht? Und wie erfolgt die Länderauswahl?

Jeder Entrepreneur gibt mit seiner Bewerbung automatisch ein Profil ab, das dann in unsere Datenbank eingestellt wird. New Entrepreneurs können diese Profile nach verschiedenem Interesse filtern, zum Beispiel nach Branchen und Ländern, aber auch eine Stichwortsuche ist möglich. Wenn einem ein Profil gefällt, macht man ein sogenanntes Proposal und bekundet damit Interesse. Im nächsten Schritt lernen sich die beiden UnternehmerInnen dann über einen Videocall kennen. Wenn die beiden Seiten arbeitsbezogen und persönlich zusammenpassen, kann der gemeinsame Austausch geplant werden. Wir empfehlen in der ersten Suche erst einmal Länder unabhängig zu filtern und das Wissen oder Fähigkeiten, die man erwerben möchte, in den Vordergrund zu stellen.

11. Was bedeutet Corona für das Programm aktuell? Gibt es da schon Überlegungen, wie das Programm aussehen kann?

Das Programm läuft weiter, aber natürlich mit Einschränkungen. Wir haben momentan noch aktive Austauschprojekte, die vor dem Corona-Ausbruch gestartet sind und nun aus der Ferne weiterlaufen: Entweder über verschiedene Onlinetools im Austauschland oder auch von Deutschland aus. Neue Austauschprojekte können schon mal organisiert werden, wir müssen mit dem Start allerdings warten, bis die jeweiligen nationalen Einreisebeschränkungen aufgehoben werden. Wir sind zudem verpflichtet, eine zweiwöchige Quarantänephase miteinzuplanen.

12. Wenn jetzt jemand nach dem Lesen Lust hat, da mit zu machen, wie sollte er/sie vorgehen?

Wenn ihr euch sofort anmelden möchtet, könnt ihr das online unter: https://www.erasmus-entrepreneurs.eu/ . Dort findet ihr auch einige Erfahrungsberichte und eine Anleitung zur Anmeldung.

Wenn ihr Fragen zu dem Programm oder schon konkrete Austauschideen habt, könnt ihr euch gerne direkt bei mir melden per-E-mail an annika.gold@bw-i.de oder telefonisch: 0711/22787 41 (Mobil: 01727615835)

 

 

VERÖFFENTLICHT AM

16. Juni 2020

KONTAKT

Violetta Fasulo

E-Mail: Fasulo@hdm-stuttgart.de

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