Können Sie bitte Ihren Arbeitsalltag schildern und was Ihre Aufgaben sind?
Hartmut Rösch: Die vielen, meist selbst verschuldeten Zoom-Konferenzen und Task-Forces sorgen für viereckige Augen nach Feierabend und interessante Träume in der Nacht. Kurze Abstimmungen im Tagesgeschäft, die vor Corona wie selbstverständlich auf Zuruf oder auch zwischen Tür und Angel stattfanden, müssen nun mühsam übers Internet organisiert werden. Technische Probleme sind manchmal echte Zeitfresser. Und wer spielt mit mir Tischkicker? Wenn ich gegen mich selbst spiele, gewinne ich wenigstens, manchmal sogar fünf zu null. Aber weshalb hebt das nicht die Stimmung?
Trotzdem machen wir das Beste aus der Situation. beim Daily, um 9:30 sind alle am Start, die Stimmung ist nach wie vor gut. Man lernt Katzen, Vögel, Bären und Hunde der Home-Offiziellen kennen und lieben und freut sich auf das Workout mit Nisha jeden Dienstag und Donnerstag. Dennoch sehne ich die Zeit herbei, wenn man im Großraumbüro beim Telefonieren wieder kaum sein eigenes Wort versteht. Wer hätte das vor sechs Wochen für möglich gehalten?
Was hat sich durch Corona verändert und wie gehen Sie damit um?
Magdalena Weinle: Bis vor kurzem war es unsere Hauptaufgabe, Studierende für eine Gründung zu begeistern, zu befähigen und sie auch bis zum Markteintritt mit Rat und Tat zu begleiten. Jetzt sorgen wir auch dafür, dass genau jene, die unmittelbar vor der Gründung stehen oder sie vor kurzem gewagt haben, in der aktuellen Situation nicht den Mut verlieren. Als “bunte Truppe” mit einer sehr breit gefächerten Expertise, auch in Sachen Krisenberatung, ist das Start-up Center hier prima aufgestellt.
Wie sieht Ihre Planung für die nächsten Monate aus?Johanna Kutter: Solange Unklarheit in Bezug auf weitere oder wiederholte Kontaktsperren besteht, denken wir für die nächsten Monate immer in zwei Szenarien und planen jede Maßnahme, jede Kick-Off-Veranstaltung oder jedes Projektmeeting sowohl in rein virtueller Form als auch in guter alter “analoger” Manier. Zum 1. April ist unser großes Projekt “EINS” gestartet, das in Kooperation mit der Universität Stuttgart die Zahl, Qualität und Nachhaltigkeit von innovationsbasierten Gründungen am Universitäts- und Hochschulstandort Stuttgart signifikant steigern will. Zu Projektbeginn dreht sich nun erst einmal viel um Konzeption, Strategie und Onboarding des Teams, weshalb die Einschränkungen sich nicht allzu negativ auf unsere Planung auswirken.
Hannah Schneider: Im Moment planen wir den weiteren Ausbau unseres studienbegleitenden Zertifikatsprogramms “Skills for Innovation”, das Bachelorstudierenden gezielt innovative und unternehmerische Kompetenzen vermittelt und diese mit einem Zertifikat im Abschlusszeugnis ausweisen lässt. Das Programm ist in die Studiengänge integriert und funktioniert ähnlich wie ein Studienschwerpunkt – insbesondere in Zeiten wie diesen, merken wir, wie wichtig es ist unsere Studierenden in innovativem und unternehmerischem Denken auszubilden – um Probleme als Chancen zu begreifen. Ziel ist es, das Zertifikatsprogramm ab dem Wintersemester für alle Studiengänge anzubieten, deshalb planen wir für die nächsten Monate das Profiling der Studiengänge und setzen uns mit den Dekanen zum Audit der Curricula zusammen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie und wie meistern Sie sie?
Dorothee Mathes: In unserem Accelerator Sandbox haben wir tatsächlich von einem auf den anderen Tag von einem Präsenzprogramm auf ein Online Programm umstellen müssen. Das ist für die Referenten (und auch die Teilnehmer!) größtenteils eine neue Herausforderung und fordert ihre Flexibilität. Die Didaktik und die Interaktion in einem Webinar sind einfach nicht zu vergleichen mit Präsenzworkshops. Für uns bedeutet die Umstellung ein Mehr an Koordinationsaufwand, Absprachen und Betreuung. Aber schon das erste Webinar lief problemlos und inzwischen sind wir routiniert.
Nisha Munzig: Die Anzahl der Crowdfunding-Beratungsanfragen ist in letzter Zeit enorm gestiegen. Dies bedarf gerade jetzt eine gute Koordination und ein offenes Ohr für die Anliegen der Gründer. Auch wenn im Moment nicht ganz klar ist, ob gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Crowdfunding-Kampagne ist, kann die aktuelle Phase für eine ordentliche Vorbereitung und Planung genutzt werden. Wir haben unsere Beratungen in die digitale Welt verlegt und nutzen Plattformen wie Zoom, um die Gründer bestmöglich zu unterstützen.
Auf was achten Sie im Moment besonders?
Lisa Lang: Derzeit achten wir vor allem darauf, durch gute und regelmäßige Kommunikation für unsere Sandbox-Teams und natürlich auch alle anderen Gründer und Interessenten da zu sein. Bei der Sandbox organisieren wir daher regelmäßige Online-Meetings der Teams untereinander, aber auch gemeinsam mit uns, um den aktuellen Stand zu besprechen und zu schauen, welche Aufgaben wir trotz der derzeitigen Situation in Angriff nehmen können. Und natürlich zeigen wir auch auf unseren Social Media Kanälen, dass wir weiterhin für alle Interessenten da sind.
Maurice Galanos: Die aktuelle Situation ist nicht nur für Großkonzerne eine besondere Herausforderung, sondern ebenso für Gründer, Soloselbstständige und KMU’s. Über unsere Social Media-Kanäle streuen wir Informationen und themenbezogene Fachartikel, wie diese in der aktuellen Situation unterstützung erhalten können. Zudem machen wir auf Events aufmerksam, welche aus gegebener Situation auf digitaler Ebene stattfinden. Neben diesen ernsten Themen verfassen wir unter anderem Artikel mit Tipps und Tricks wie man sich im Home Office eine kurze Auszeit gönnen kann oder was man in Zeiten von Social Distancing lernen oder backen kann. Zudem gibt es von uns Podcastempfehlungen für das Wochenende mit dem Themenschwerpunkt Startup. Es wird noch viel passieren, vorbeischauen lohnt sich also. Das Social Media Zahnrädchen rattert ununterbrochen weiter.
Wie Sehr sind Sie von der aktuellen Situation betroffen (Auch, dass fast keine Studierenden im Semester anwesend sein werden), wie äussert sich das und wie gehen sie damit um?
Veljko Sekelj: Es ist für einen Community Manager auf jeden Fall eine ungewöhnliche Situation, aber Not macht erfinderisch – gefühlt sehe ich meine Kollegen jetzt viel öfters per Kamera als ich das je davor gemacht habe Es werden auch neue spannende Veranstaltungen und Events für die (virtuelle) Zukunft geplant.
Emma Eckstein: Als Eventmanagerin bin ich natürlich stark von der aktuellen Situation betroffen. Aber sie gibt mir auch die Möglichkeit, mich mehr auf die konzeptionelle Seite von Events zu konzentrieren und neue Formate zu entwickeln. Außerdem habe ich eher die Zeit mich auch weiteren beruflichen Interessen zu widmen, da ich in anderen Aufgabengebieten, wie beispielsweise die Einführung eines CRM-Systems, mitwirken kann.
Was denken Sie persönlich über die Situation – sind sie eher optimistisch eingestellt oder haben Sie zukunftssorgen?
Violetta Fasulo: Uns geht es in Deutschland verhältnismäßig gut, dementsprechend sind wir tendenziell optimistisch eingestellt. Natürlich verschließen wir die Augen nicht vor den Herausforderungen, vor die unsere Gesellschaft gestellt wird, jedoch ist Schwarzmalerei nicht angebracht. Wenn wir hingegen mit unseren Projektpartnern z.B. aus Mexiko oder Italien sprechen, sehen wir, dass sie dort vor großen Problemen stehen. Das macht uns natürlich betroffen. Wir merken dabei auch, wie wichtig der internationale Zusammenhalt ist und dass der Austausch untereinander und das gegenseitige Bestärken eine Art mentaler (und aktuell der einzig mögliche) Support ist.
Kristina Coric: Wir sind auf jeden Fall optimistisch eingestellt und sehen die aktuelle Situation als Chance. In der “Zwangspause” versuchen wir alle unsere bestehenden Formate zu optimieren und darüber hinaus neue Netzwerk-Konzepte auszuarbeiten. Dadurch werden wir ideal darauf vorbereitet sein, wenn unsere Netzwerkveranstaltungen, wie z.B. das TeamUp, das Startup Weekend oder die Generation Media Startup sowie unsere Innovationsstudios wieder live stattfinden. Zukünftig wollen wir gründungsbegeisterte Studierende noch besser vernetzen und ihnen vielfältige Möglichkeiten anbieten – sowohl on- als auch offline.
Was fehlt aktuell am dringendsten im Vorratsschrank?
Kristina Coric: Es fehlt nichts, im Supermarkt gibt es alles zu kaufen.
Magdalena Weinle: Nichts fehlt. Und was zu viel gekauft wurde, wird demnächst gespendet.
VERÖFFENTLICHT AM
23. Juni 2020