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Studie: Pandemie und MINT-Lernrückstände

Das MINT-Nachwuchsbarometer analysiert jedes Jahr aufs Neue den Stand der MINT-Bildung in Deutschland. In diesem Jahr ging es vor allem um die Auswirkungen der Coronapandemie und die Digitalisierung. MINT ist eine Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der Studienfächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die folgenden Abschnitte bieten eine kleine Zusammenfassung hochschulrelevanter Punkte des MINT-Nachwuchsbarometers 2022, das am 27. April 2022 veröffentlich wurde

MINT­-Studienfächer sind unter den Studien­anfängerinnen und ­-anfängern weiter­hin sehr beliebt: 37 Prozent entscheiden sich für ein MINT­-Studium. Nur die Rechts-­, Wirtschafts-­ und Sozialwissenschaften ziehen zusammen noch mehr Schulabsolventinnen und ­-absolven­ten an. Differenziert man nach Geschlecht, sind Männer in den MINT-­Studiengängen weiterhin in der Überzahl, Frauen machen nur rund ein Drittel aller MINT-­Erstsemesterstudierenden aus.

 

Distanzlehre und Pandemiebedingter Digitalisierungsschub 


Die Coronapandemie hat zu einer ver­mehrten Nutzung digitaler Plattformen und Tools in der schulischen und uni­versitären Bildung geführt. So fand die Lehre an den Hochschulen seit dem Sommersemester 2020 weitgehend digital statt. Öffnungsversuche von Hochschulen im Wintersemester 2021/ 2022 wurden zum Jahres­wechsel aufgrund der steigenden Inzidenzen wieder zurückgenommen. Insofern blieb es auch im zweiten Jahr der Pandemie an den meis­ten Standorten beim digitalen Distanzlernen. 


Das MINT-Nachwuchsbarometer 2021 zeichnete auf Basis einer Studie der Universität Konstanz und des Deutschen Zentrums für Hochschul­- und Wissenschaftsforschung (DZHW) bereits ein überwiegend positives Bild des digitalen Lernens an den deutschen Hochschulen. Diese gute Be­wertung der digitalen Lehre setzt sich auch im zweiten Jahr der Pandemie fort.

 

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat 2021 fast 6.000 Masterstudierende in den Fächern Ma­thematik, Informatik und Physik von über 100 Hochschulen zur Situation der Hochschul­lehre befragt. Drei Viertel der Befragten be­werten demnach das Krisenmanagement ihrer Hochschule mit der Note "sehr gut" oder "gut". Die Abfrage bezieht sich vor allem auf das Infor­mationsmanagement und die Erreichbarkeit von Kontaktpersonen an der Hochschule. Neben der durchweg positiven Bewertung der digitalen Lehrformate werden jedoch auch zwei grundsätzliche Problembereiche sichtbar: Nur die Hälfte der Befragten ist mit dem Aus­tausch der Studierenden untereinander zufrie­den; zudem fühlt sich nur die Hälfte der Master­studierenden in den Lehrveranstaltungen gut motiviert. Erstsemester­ sowie Austauschstudie­rende von Bachelorstudiengängen wurden nicht befragt. Gerade für sie kann der fehlende Aus­tausch deutlich schwerwiegender sein, da sie pandemiebedingt kaum persönliche Kontakte zu Mitstudierenden auf dem Campus knüpfen konnten.

 

Präsenzlehere nach der Pandemie?


Nach der Pandemie ist nicht vor der Pandemie: MINT-Studierende wünschen sich keine Rückkehr zur reinen Präsenzlehre. Bei den Informatik­studierenden ist die Ablehnung mit 94 Prozent am größten (CHE­-Befragung). Eine rein digitale Lehre wünschen sich hingegen nur die wenigsten der Befragten. Beliebt sind bei den MINT­-Studierenden vor al­lem kombinierte Formate wie Blended Learning, Präsenzphasen mit digitalen Elementen sowie hybride Formate. Letztere erlauben den Studie­renden zugleich eine Teilnahme in Präsenz so­ wie virtuell. Blended Learning ist eine Mischung aus digitalem, kollaborativem Lernen in Distanz- und Präsenzphasen im Klassen- bzw. Seminarraum. Anders als im Flipped Classroom werden die Distanzphasen von den Lehrenden begleitet.


Studierende können im Flipped Classroom doppelt so viel lernen wie im traditionellen Unterricht - wie der Bericht herausstellt. Flipped Classroom kehrt die klassische Unterrichtssituation um: Studierende erarbeiten selbstständig neue Inhalte zu Hause, während die Vorlesung zur Vertiefung und Diskussion der erarbeiteten Themen dient. Aktuelle Studien internationaler Bildungsforscherinnen und ­-forscher belegen die positi­ven Effekte der Flipped­-Classroom-­Methode im naturwissenschaftlichen Unterricht. Beide Meta­analysen aus dem Jahr 2021, die vor allem Stu­dien aus den USA und eine Studie aus Deutsch­land berücksichtigen, bescheinigen dem Flipped Classroom eine hohe Wirksamkeit beim erfolg­reichen Lernen im naturwissenschaftlichen Un­terricht. Schülerinnen und Schüler ebenso wie Studierende, die mit der Methode des Flipped Classroom unterrichtet wurden, erreichen dem­nach mehr als doppelt so hohe Kompetenzzu­wächse wie traditionell unterrichtete.

 

Abschlüsse

 

Rund ein Drittel der jährlichen Hochschulab­schlüsse in Deutschland wurden 2020 in einem MINT­-Fach erreicht. Im internationalen Ver­gleich nimmt Deutschland mit dieser Quote ei­nen Spitzenplatz ein. Der Anteil der Frauen liegt unter den MINT­ Absolvierenden bei 30 Prozent. Seit 2016 nimmt die Zahl der Absolventinnen zwar gering­fügig, aber kontinuierlich über alle MINT­-Fächer hinweg zu.


Was ist das MINT Nachwuchsbarometer?


Das MINT Nachwuchsbarometer ist ein bundesweiter Trendreport. Der Bericht sammelt und kommentiert die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zur Nachwuchssituation im MINT-Bereich von der schulischen Bildung bis zur beruflichen Ausbildung und zum Studium. Durch das Monitoring zentraler Indikatoren liefert der Bericht empirisch fundierte Erkenntnisse zu aktuellen Entwicklungen und Handlungsfeldern in der MINT-Bildung sowie Hinweise auf Faktoren und Motive, die die Studien- und Berufswahl junger Erwachsener beeinflussen. Diese Metastudie bezieht sich auf 35 nationale und internationale Studien und Befragungen, wie unter anderem der CHE-Befragung.

 

Das MINT Nachwuchsbarometer wird von acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Joachim Herz Stiftung gemeinsam herausgegeben und vom IPN - Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik erstellt. Der kompakte Überblick liefert eine fundierte Entscheidungshilfe für die Verantwortlichen in Bildung, Politik und Wirtschaft und trägt so zu einer nachhaltigen Stärkung der MINT-Situation in Deutschland bei.

 

- Lea Wünsch

 

Bild Screenshot via https://www.acatech.de


Kontakt:
Carolin Hilleke
Telefon: 0711 8923 2037
E-Mail: hilleke@hdm-stuttgart.de

Weiterführende Links:
Studie MINT Nachwuchsbarometer 2022
MINT auf Mission

20. Mai 2022