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Drei auf einen Streich – ein Besuch beim Zwischenbuchhändler Umbreit

Transportwanne für Barsortimentsware
Transportwanne für Barsortimentsware
Kommissionierung im Presse-Grosso
Kommissionierung im Presse-Grosso
Blick in die Remissionsbearbeitung (Fotos: Renata Bulatova)
Blick in die Remissionsbearbeitung (Fotos: Renata Bulatova)

Am 4. Juni 2013 besuchten 21 Mediapublishing-Erstsemester zusammen mit ihrem Prof. Ulrich Huse die Umbreit GmbH & Co. KG in Bietigheim. Das Unternehmen agiert sowohl als Pressegrossist als auch als Barsortiment und Verlagsauslieferung und unterhält zudem einen Büchersammelverkehr.


Umbreit ist aber nicht nur ein vielseitiger Dienstleister, sondern auch ein Familienunternehmen mit langer Tradition und einer Philosophie: Neben guten und stabilen Kundenbeziehungen und dem Engagement in Berufs- und Fachverbänden legt das Unternehmen sehr viel Wert auf ein harmonisches und familiäres Betriebsklima. So fasst beispielsweise auch die Geschäftsleitung mit an, wenn es im Weihnachtsgeschäft eng wird, und hilft, die blauen Wannen zu befüllen.

Das Ziel des Pressegrossisten, der 4500 Titel von 120 Verlagen führt, ist die optimale Belieferung von Presseerzeugnissen und Non-Press-Produkten. Um diesem Ziel gerecht zu werden, arbeiten etwa 90 Mitarbeiter in Wareneingang, Auslieferungshalle, Nachlieferungslager und Remissionsabteilung. Umbreit hat das Alleinbelieferungsrecht für die Region Nordwürttemberg, die eine Fläche von 6.202 qkm umfasst – ein Privileg und eine große Aufgabe zugleich, denn „selbst jeder kleine Bäcker“, so Sandra Haag von der Grosso-Kundenbetreuung Innendienst, muss in diesem Gebiet beliefert werden.

Starke Nummer 3 unter den Barsortimenten

Das Barsortiment Umbreit steht hinter dem Markführer Koch, Neff und Volckmar (KNV) und dem zum Herz-Konzern gehörigen Barsortiment Libri an dritter Stelle. Aufgrund der Ausweitung der Titelanzahl – inzwischen über 400 000 Titel – musste 2002 ein zusätzlicher Gebäudekomplex angebaut werden. Das Barsortiment stellt das „Hintergrundlager des Bucheinzelhandels“ dar, den es über Nacht mit Ware beliefert. Um das Sortiment stets aktuell zu halten, informieren sich die Mitarbeiter regelmäßig in zahlreichen abonnierten Zeitungen und Zeitschriften über Bücher, Trends und angesagte Themen.

Verlagsauslieferung und Büchersammelverkehr

Die Verlagsauslieferung (VA) von Umbreit umfasst nur 20 kleine, hauptsächlich christlich geprägte Verlage. Die bestellten Waren werden, ohne Fördertechnik, per Hand gesammelt und gepackt. In Stoßzeiten, z. B bei Erscheinen von Novitäten, kann es schon einmal vorkommen, dass Mitarbeiter aus dem Barsortiment aushelfen müssen. Seinen Kunden bietet Umbreit im VA-Bereich vor allem individuelle Betreuung und bedarfsgenauen Service.
Der Büchersammelverkehr bündelt die Bestellungen einer Buchhandlung bei unterschiedlichen Verlagen und liefert diese dann gesammelt aus. Dadurch können z. B Portokosten und Packmaterial eingespart werden. Nimmt eine Buchhandlung den Büchersammelverkehr in Anspruch, so muss das im Börsenblatt für die betroffenen Verlage angekündigt werden.

Strukturwandel und Herausforderungen

Der Strukturwandel der Branche, vor allem durch die digitale Entwicklung, geht auch an dem Familienunternehmen nicht spurlos vorüber. So versucht Umbreit z. B. durch die Diversifizierung in Richtung Non-Book- und Non-Press-Produkte sowie durch die Erweiterung seines Dienstleistungsportfolios durch die neue Tochterfirma G. Umbreit Zentrale Dienste GmbH, weitere Kunden zu akquirieren und an sich zu binden. Auch mit der seit 2009 zum Unternehmen gehörenden Tochterfirma Petersen Buchimport, die in erster Linie Bahnhofs- und Flughafenbuchhandlungen mit fremdsprachiger Literatur versorgt, ist es Umbreit gelungen, seinen Kundenstamm erfolgreich auszuweiten.
Ein weiterer Grund für den schrumpfenden Markt ist die rückläufige Bevölkerung, speziell die sinkende Kinderzahl, die – so Geschäftsführer Clemens Birk – besonders stark im Schulbuchgeschäft spürbar werde.

„Der Buchhandel lebt von Vielfältigkeit“

Um die Vielfältigkeit im Buchhandel zu bewahren und zu fördern, beliefert Umbreit, anders als KNV oder Libri, bewusst keine großen Buchhandelsketten wie Thalia oder Hugendubel. Die Unterstützung solcher Filialisten durch die Belieferung zu Vorzugskonditionen führe nur zu einer weiteren Expansion der Ketten und fördere damit das Aussterben kleinerer Buchhandlungen, so Clemens Birk. Da diese Buchhandlungen aber das Fundament für das Barsortimentsgeschäft darstellen, ist es das erklärte Ziel von Umbreit, diese zu schützen.
Die Mediapublishing-Studierenden waren angenehm überrascht, wie offen der Umbreit-Geschäftsführer über die Probleme des Strukturwandels sprach und dem Branchennachwuchs so einen realistischen und authentischen Einblick in die aktuellen Herausforderungen des Zwischenbuchhandels gewährte. (Juni 2013; lk61)

17. Juni 2013