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Transmedia Storytelling - Eine Chance für die Verlagsbranche in Zeiten des Wandels

»Transmedia Storytelling – Chancen durch Wandel!?« – so lautete der verheißungsvolle Titel des Verlagspodiums am 8. Dezember 2011. Der Studiengang Mediapublishing lud dazu Gäste aus Berlin ein. Thomas Zorbach, Geschäftsführer der Agentur vm-people und Julia Marquardt, Projektmanagerin und Mediapublishing-Alumna, boten einen spannenden Einblick in eine innovative Vermarktungsmöglichkeit für Bücher.

vm-people-Geschäftsführer Thomas Zorbach gibt Einblicke in neue Wege aus dem Bereich des Marketing (Foto: hk)

Unkonventionelle Wege im Marketing

Die Agentur vm-people bietet Unternehmen neue Möglichkeiten, um potenzielle Kunden von ihrem Portfolio zu begeistern. Dazu nutzen sie virales Marketing, Transmedia Storytelling sowie Social Media Management. Das Unternehmen entstand aus der Idee heraus, Gespräche über Produkte gezielt auszulösen und wie einen Virus zu verbreiten.

»Virales Marketing« ist der Fachbegriff für Mundpropaganda, den »heiligen Gral des Marketing«. Lange dachten Marketer, Mundpropaganda ließe sich nicht gezielt auslösen. Heute gilt das Virale Marketing jedoch als äußerst effektiv, da 80 Prozent aller Kaufentscheidungen von Freunden und Bekannten eines Käufers beeinflusst werden (laut DSAF 2011).

Besonders wirkungsvoll ist auch Transmedia Storytelling – die Kunst, eine Geschichte über mehrere Medien hinweg zu erzählen. Anders als bei der 360-Grad-Kommunikation werden nicht die gleichen Inhalte über verschiedene Medien verbreitet – durch die Bedienung verschiedener Kanäle schaffen Marketingspezialisten ein Gesamtkunstwerk.

Bücher sind ein dankbares Produkt für Transmedia Storytelling, da sie von Natur aus eine Geschichte zu erzählen haben. So nutzten die Verlage PONS, Carlsen, S. Fischer und HOFFMANN UND CAMPE sowie der Sortimenter Thalia die Kompetenzen von vm-people. PONS beispielsweise entwickelte ein Nachschlagewerk über die deutsche Rechtschreibung. Sich mit einem solchen Produkt neben dem Duden auf dem Markt zu behaupten, stellte natürlich eine große Herausforderung dar. Eine kostenlose Online-Plattform namens »PONS.eu – das Sprachenportal« sollte PONS als Marke auf dem Gebiet der deutschen Rechtschreibung vorab etablieren. Aber wie bringt man ein solch trockenes Sujet wie die deutsche Rechtschreibung ins Internet? Blogger, die als Deutschprofis darauf angewiesen sind, richtig zu schreiben, wurden auf die Online-Plattform aufmerksam gemacht. Das geschah so raffiniert, dass sie das Bedürfnis hatten, darüber zu bloggen. So fungierten sie als Multiplikatoren und PONS war in aller Munde.

 

True Fans – die neue Messgröße für den Erfolg

Kevin Kelly, Gründer des Technologie-Magazins WIRED, hat das neue Fan-Bild auf den Punkt gebracht: Autoren, die mit dem Schreiben ihren Lebensunterhalt verdienen wollen, müssen nicht zwangsläufig einen Bestseller erschaffen. Entscheidend ist es, echte Fans zu gewinnen. Diese akzeptieren höhere Preise, verzeihen Fehler, verteidigen das Produkt gegenüber Kritikern. Sie betreiben Mundpropaganda und werden somit zu wichtigen Wachstumstreibern.

 

Alice-Effekt – das weiße Kaninchen klopft an

Ziel des Transmedia Storytelling ist es, die Fans in die Geschichte eintauchen zu lassen, sodass sie wie Alice in einem Kaninchenbau verloren gehen. Sebastian Fitzek beispielsweise, Thriller-Autor  zahlreicher Bestseller wie »Der Seelenbrecher«, öffnet in seinen Büchern »Eingangstüren in multimediale Erlebniswelten«. Der Leser findet in seinem Buch ein gelbes Post-it, auf dem ein Link notiert ist. Hinter diesem verbirgt sich ein Fanforum, auf dem sich inzwischen ein reger Austausch zu den Büchern und Events des Autors entwickelt hat.

Fitzek selbst sieht sich als Mittelpunkt seines eigenen Erzählkosmos und lässt bewusst Nähe zu. Zur Premiere des aktuellen Romans erschien er in Patientenkostüm und Rollstuhl mit Hannibal-Lecter-Maske. Dieser Auftritt fungierte als Auftakt zu einer »Experience«, bei der seine Fans herausfinden durften, ob ihr Lieblingsautor durch sein Schreiben wahnsinnig wurde.

Die Referenten des Verlagspodiums vermittelten durch diese und weitere eindrucksvolle Projektbeispiele einen gelungenen Einblick in die noch unkonventionelle Marketingstrategie des Transmedia Storytelling. (11.12.2011; er018 und sl072)

11. Dezember 2011