Diese Website verwendet nur technisch notwendige Cookies. In der Datenschutzerklärung können Sie mehr dazu erfahren.

Zum Hauptinhalt springen
Logo, Startseite der Hochschule der Medien

Zwischenbuchhandel im Umbruch – zu Besuch bei Umbreit

Besichtigung des Wareneingangs
Besichtigung des Wareneingangs
An der Packstraße (Fotos: uhu)
An der Packstraße (Fotos: uhu)

Am 9. Juni 2015 besuchten die Erstsemester des Studiengangs Mediapublishing mit Prof. Ulrich Huse die ›G. Umbreit GmbH und Co. KG‹ in Bietigheim-Bissingen. Die Studierenden wurden vom Geschäftsführer Thomas Bez, der das Familienunternehmen mittlerweile in der vierten Generation führt, herzlich begrüßt. Nach einem kurzen Vortrag zur Unternehmensgeschichte begann der Rundgang durch das Barsortiment.

Die Geschichte des Grosso-Unternehmens, das 1912 in Stuttgart gegründet wurde, verzeichnet zwei große Umbrüche: die Wiederaufbauphase nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die gegenwärtige Neuaufstellung des Geschäfts. Mit der Fusion des Teilbetriebs Presse-Grosso mit zwei anderen Unternehmen dieser Branche hat Umbreit im Frühjahr 2015 seine Eigenständigkeit als Presseversorger aufgegeben. Gleichzeitig kooperiert die Umbreit-Verlagsauslieferung künftig in einem Joint Venture mit der Brockhaus/Commission in Kornwestheim.

Perfektionierte Logistik für 400 000 Titel

In kleinen Gruppen folgten die Studierenden dann den logistischen Abläufen des Barsortiments. Zuerst ging es in den Wareneingang, wo die bestellte Ware ankommt, registriert und in gelben Wannen mit Hilfe des Computers nach Gewicht, Größe und Menge an einen freien Lagerort transportiert wird. Es herrscht das Prinzip der chaotischen Lagerhaltung – das heißt, dass nicht inhaltliche Kriterien (Verlag, Autor oder Genre), sondern allein logistische Überlegungen über den Lagerplatz entscheiden.

In der Lagerhalle des Barsortiments erlebten die Studierenden an verschiedenen Stationen, wie die Kommissionierung der Ware erfolgt. Auf Station eins befinden sich die Nonbook-Artikel, also buchaffines Zubehör wie DVDs, Kalender und ähnliches. Auf Station zwei lagern sogenannte Schnelldreher und Saisonartikel in Nachschubregalen. In den kleineren Regalen in den hinteren Reihen liegen die sogenannten Museumstitel, von denen nur wenige Exemplare pro Jahr verkauft werden und die daher auch nur in geringen Stückzahlen vorrätig sind. 

Im Lager des Barsortiments Umbreit befinden sich ständig rund 3,5 Mio. Exemplare, die sich auf 400 000 Titel verteilen und auf einer Fläche von drei Fußballfeldern gelagert werden. Die von den Buchhandlungen eintreffenden Bestellungen werden zunächst in der Leistandzentrale bearbeitet, wo die zugehörigen Lieferscheine in Form eines Deckblatts plus Etiketten gedruckt werden. Jede (jetzt blaue) Wanne erhält einen Umbreit-Karton und einen solchen ›Pickzettel‹: Die Ware wird dann in der Packstraße, die insgesamt 1,3 km lang ist, Station für Station manuell in die Kartons gepackt und am Ende vollautomatisch herausgehoben und verschlossen. So laufen 700 fertige Pakete pro Stunde vom Band, die dann vom System dem richtigen Zielort für den Versand zugeordnet werden. Die Auslieferung der Pakete erfolgt schließlich über Nacht, so dass sie morgens vor Ladenöffnung in den Buchhandlungen sind. Umbreit bedient täglich 1 200 Kunden.

Abschlussdiskussion mit Thomas Bez

Nach der aufschlussreichen Führung konnten die Studierenden ihre offenen Fragen dem geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Bez stellen, die dieser ebenso ausführlich wie verständlich beantwortete. Auf die Frage, ob Umbreit wie seine Konkurrenten die Titelzahl weiter aufstocken werde, erklärte er, dass nicht die Zahl der Titel entscheidend sei, »sondern die schnelle Lieferung. Hierbei ist Spezialisierung auf Fachgebiete und Nischen wichtiger und vor allem rentabler«. Thomas Bez äußerte sich außerdem kritisch zur Digitalisierung des Marktes: »Niemand verdient heute mehr etwas daran.« Ein Grund dafür sei, dass die ohnehin preiswerteren E-Books oft illegal kopiert werden, was die Umsätze weiter schmälert. Die Branche befinde sich in einem großen Umbruch – und niemand könne sicher voraussagen, wer die Gewinner und wer die Verlierer sein werden … 

(lf030)

16. Juni 2015