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»Päckles packen könnet alle!« – Was eine Verlagsauslieferung eigentlich den ganzen Tag so macht

Bei der Führung durch die Verlagsauslieferung (Foto: uhu)
Bei der Führung durch die Verlagsauslieferung (Foto: uhu)

»Pakete packen können alle.« Klingt logisch, stimmt aber gar nicht, wie jetzt auch die Erstsemester des Verlagsstudiengangs Mediapublishing wissen, die am 26. Januar 2016 die Verlagsauslieferung Brockhaus/Commission besucht haben. Das Unternehmen gehört hinter den Branchenriesen VVA, Sigloch und KNO VA mittlerweile zu den zehn großen Dienstleistern der Branche – wozu die Fusion mit der Verlagsauslieferung Umbreit Mitte 2015 erheblich beigetragen hat.

Die Brockhaus/Commission (kurz: BroCom), vor fast 190 Jahren in Leipzig gegründet und heute in Kornwestheim bei Stuttgart ansässig, wird von Matthias Heinrich und Joachim Bachmann geführt. Seit der Übernahme der Auslieferungstätigkeit von Umbreit in Bietigheim arbeitet BroCom mit 160 Partnerverlagen zusammen, deren Programme auf 52 000 Palettenplätzen gelagert werden. Das sind aktuell ca. 122 000 verschiedene Artikel - von Büchern über Kalender bis zu Werbemitteln - bzw. 1,2 Millionen einzelne Produkte.  

Smarte Logistik und große Herausforderungen

Nach der Führung von BroCom-Logistikleiter Christian Weihing durch das Lager konnten die Studierenden die Theorie aus den vorherigen Vorlesungen leichter nachvollziehen - und  auch die praktischen Probleme des Alltags: Was bedeutet es, wenn die Bestellmengen zwischen einem Buch und bis zu 100 000 Exemplaren eines Titels schwanken? Wie lassen sich die Anforderungen der Großkunden wie Amazon mit denen der mittleren und kleinen stationären Buchhandlungen sowie der Endkunden so vereinbaren, dass alle mit dem Lieferservice zufrieden sind? Eine einzige Zahl macht die Dimension des Geschäfts deutlich: Zwischen 8 und 35 Paletten à 130 Kilogramm gehen täglich allein zu Amazon. »Kein Verlag kommt mehr ohne Amazon aus«, erklärt Matthias Heinrich.

»Doch wie genau bewerkstelligt BroCom das alles?«, fragten sich die Studierenden. Neben Büchern aus nahezu allen Bereichen müssen auch Musikalien (Noten) sowie Werbemittel aller Art (von Schokobonbons bis zur Schubkarre) ausgeliefert werden. Kommt ein LKW von der Druckerei, so werden die Paletten in die Novitätenhalle gebracht, also die Halle für Neuheiten. Dort wird die Ware überprüft, ihr Volumen und Gewicht erfasst und zum Einlagern bereitgestellt. Eingelagert wird entweder im Handlager, in dem die Mitarbeiter per Hand die Waren kommissionieren, oder in den Hochregallagern mit bis zu 12 Meter hohen Regalen. »So eine Lagerhalle kann eine sechsstellige Summe kosten, dazu kommen noch 80 000 Euro für einen Hochregalstapler«, erklärt Christian Weihing und fügt augenzwinkernd hinzu: »Und die Staplerfahrer bekommen fast genauso viel Gehalt wie die Geschäftsführer.« Denn sie tragen große Verantwortung und arbeiten nach engen Zeitvorgaben. Außerdem muss jeder Staplerfahrer einen ›Bergsteigerschein‹ machen - für den (seltenen) Fall, dass er sich einmal aus höchster Höhe abseilen muss, falls die Technik versagt. Den hat auch Matthias Heinrich gemacht: »Zum Glück nur einmal«, wie er sagt.

Zuverlässigkeit und Service als Erfolgsgaranten

Den Vor- und Nachmittag eines Arbeitstages wird kommissioniert. Hier wird am meisten Hand angelegt. Denn die Technik, die beim Verpacken der Bücherpakete zum Einsatz kommt, soll die Mitarbeiter nur unterstützen. Deshalb darf ein Paket nicht mehr als 15 Kilogramm wiegen - schließlich muss es ja auch in der Buchhandlung noch einmal angefasst werden. Ab 16 Uhr wird dann ausgeliefert. 640 000 Sendungen verlassen die Verlagsauslieferung pro Jahr, das sind auch 640 000 Gelegenheiten, etwas zu vergessen oder etwas Falsches einzupacken oder an den Falschen zu schicken. Damit das nicht geschieht, müssen alle Prozesse optimal gesteuert werden: »Logistik ist eben Hardcore Wissenschaft«, betont Weihing zum Abschluss.

Doch mit Einlagern und Ausliefern wird man nicht reich, deshalb bietet BroCom noch weitere Dienstleistungen an, die von den Verlagen gern angenommen werden. Dazu gehört zum Beispiel die digitale Auslieferung. Hierbei muss der Verleger nur entscheiden, welches seiner Bücher auch als E-Book vertrieben werden soll. Die Digitalisierung und Distribution übernimmt dann BroCom, erklärte abschließend Hans-Werner Serwe, verantwortlich für Vertrieb und Partnermanagement. Weitere Dienstleistungen sind die Honorar- und Lizenzabrechnung sowie - ganz neu - das Angebot an die Verlage, das BroCom-Vertreterteam zu nutzen.

Eine Verlagsauslieferung zu sein bedeutet eben weit mehr als nur »Päckles zu packen«! (mk250)

 

01. Februar 2016