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Amalthea – Neues wagen, die Tradition pflegen

Die Amalthea-Verlagsleiterinnen Dr. Carmen Sippl und Dr. Brigitte Sinhuber-Harenberg mit den HdM-Professoren Stefan Schmid und Ulrich Huse
Die Amalthea-Verlagsleiterinnen Dr. Carmen Sippl und Dr. Brigitte Sinhuber-Harenberg mit den HdM-Professoren Stefan Schmid und Ulrich Huse
Unverfälschtes Ringstraßen-Flair: Zu Gast im Salon des Verlags (Fotos: jk144)
Unverfälschtes Ringstraßen-Flair: Zu Gast im Salon des Verlags (Fotos: jk144)

Am letzten Programm-Tag der Exkursion besuchten die Stuttgarter Mediapublisher den Amalthea Signum Verlag. Es war zwar die letzte Veranstaltung, aber auch eine, die man nie vergessen wird: Die Räumlichkeiten des Verlags sind etwas ganz Besonderes, ebenso wie die Verlagsleiterinnen und das Verlagsprogramm.

Seit 1962 befindet sich der Verlag in den Räumen am Heumarkt, die ein spezielles Flair haben: Hier wohnte früher Friedrich Freiherr von Schmidt (1825–1891), ein bekannter Architekt der Wiener Ringstraßenzeit. Unter dem 16-armigen Kronleuchter nahmen die Studierenden auf Stühlen, die mit grünem Samt bespannt waren, Platz und wurden von der Verlagsleiterin Dr. Carmen Sippl und von Dr. Brigitte Sinhuber-Harenberg, ihrer Vorgängerin und verlegerischen Beirätin, auf das Herzlichste empfangen. Die beiden Verlegrinnen stellten die Schwerpunkte des Verlags – österreichische Geschichte und Biografien – vor, ergänzten, dass jedes der Bücher auch als E-Book erscheint, und verwiesen darauf, dass einige ihrer Autorinnen und Autoren Kultstatus hätten. Für diese postet der Verlag auch in den Social Media.

»Man muss Bestseller machen!«

Eigentümer des Amalthea Signum Verlags und der Münchner Partnerverlagsgruppe Langen Müller Herbig sowie des KOSMOS Verlags in Stuttgart ist die Familie Fleissner. Der Amalthea Signum Verlag hat sieben Mitarbeiter und publiziert 15–20 Neuerscheinungen pro Halbjahr. Dienstleister übernehmen Grafik, Herstellung und Druck. Lektorat, Presse und Vertrieb sind im Haus angesiedelt.

Die Zielgruppe ist bürgerlich, nicht ganz jung, kulturell und populär-historisch interessiert. Der klassische österreichische Leser höre nicht auf zu lesen und schätze gut ausgestattete Bücher, erklärte Brigitte Sinhuber-Harenberg. Er sei älter und habe genügend Zeit. Der österreichische Buchhandel präsentiere die Bücher des Verlags sehr gut, da er viele große Namen biete. Trotzdem sind die Verlegerinnen immer auf der Jagd nach neuen Themen – denn die Konkurrenz schlafe nicht und dränge in den lukrativen Markt.

Die aktuelle Herausforderung liegt laut Sippl in der Verjüngung der Autorenstamms, da viele der  etablierten Erfolgsautoren des Amalthea Signum Verlags bereits ein respektables Alter erreicht hätten: »Wir haben seit zehn Jahren die gleiche Auflagenhöhe und auch unsere Themen, sogar teilweise unsere Autoren, sind immer noch dieselben.« Die Leser schätzten diese Beständigkeit, doch müsse man sich die Frage stellen, was in zehn Jahren gelesen werde. Sinhuber-Harenberg ergänzte: »Es kommt darauf an, auch weiterhin Bestseller zu machen!«

Vom Mehrwert der Bücher

Die Zielsetzung des Verlags besteht laut Sippl darin, traditionsreiche Geschichten für eine neue Generation neu zu erzählen. Jubiläen/Jahrestage (aktuelles Beispiel: 150 Jahre Ringstraße) dienen als Aufhänger und können für effektive Presseaktivitäten genutzt werden. Wenn letztere und die Beziehungen zum Buchhandel stimmen, könne man ein Buch bekannt machen.

Die Verlagsleiterinnen sind bestens vernetzt in der Wiener Gesellschaft; das bedeutet aber auch, dass sie jeden Abend unterwegs sind – manchmal sogar auf mehr als einer Veranstaltung. Sinhuber-Harenberg sieht die überschaubaren Dimensionen Österreichs diesbezüglich als Vorteil, weil die Medien nicht so stark aussieben müssen wie in Deutschland und daher über einzelne Ereignisse eher berichten könnten.

Die Verlegrinnen zeigten sich offen für neue Themen ... außer vielleicht gegenüber Pornografie. Zwar gebe es immer wieder Überraschungen wie Shades of Grey, doch müsse nicht jedem Trend hinterher laufen. Wichtig sei, erläuterte Sippl, dass neue Autoren sich in der Verlagsfamilie wohlfühlen können, und das erfordere eine gewisse Homogenität. Wenn dann das Buch noch einen Mehrwert biete, etwas, was es von anderen Angeboten unterscheide, sei es bei Amalthea richtig. Wenn man sich daran halte, müsse man vor der Zukunft keine Angst haben.

(ss343 / cm085)

19. Mai 2015