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Über den Dächern von Berlin – Besuch bei der taz

Ein weiterer Exkursionstermin führte eine unserer beiden Mediapublishing-Gruppen zur taz. Dort erhielten wir tiefe Einblicke in die Arbeit der bekanntesten linksliberalen Tageszeitung Deutschlands.

 

Der Besuch begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Andreas Marggraf, einem der beiden Geschäftsführer:innen des taz Verlags. Zusammen saßen wir im großen Konferenzraum, in dem wenige Stunden zuvor die tägliche Redaktionssitzung stattfand. Nachdem alle Studierenden die aktuelle Ausgabe der taz erhalten haben, stellte Marggraf das Unternehmen vor und informierte in einem interaktiven Gespräcs über die Aktivitäten des Verlags, insbesondere über die Entstehung der unabhängigen Tageszeitung, die Digitalisierung und die Herausforderungen bei der Neugewinnung und Bindung der Leser:innenschaft. 

Eine besondere Geschichte

Zu Beginn berichtete Marggraf über die besondere Gründungsgeschichte des taz Verlages. Dessen Wurzeln gehen unter anderem auf den bekannten »Tunix-Kongress« linker Gruppen im Januar 1978 zurück. Die taz gründete sich im Anschluss als bewusst linksliberale Zeitung, um auch dieses Meinungsspektrum und verschiedene unterrepräsentierte Minderheiten auf dem deutschen Pressemarkt ausreichend abzubilden. Seit April 1979 erscheint die taz nun werktäglich im vergleichsweise kleinen, aber handlichen »Berliner Format«.

 

Anfangs war die taz noch als Kollektiv ohne Chefredaktion organisiert, welche erst einige Jahre später eingeführt wurde. Eine weitere Besonderheit ist die besondere Finanzierungsstruktur der taz, die seit Beginn der 90er Jahre auf einer Genossenschaftsstruktur fußt, die grundsätzlich allen interessierten Personen offensteht und die dazu dient, die publizistische Unabhängigkeit lösgelöst von den Schwankungen des Tagesgeschäfts zu wahren.

 

Das Selbstverständnis der taz

Bis heute versteht sich die taz als linksalternative Tageszeitung, jedoch ohne eindeutig festgelegte linke Richtung. Vielmehr legt sie Wert auf linken Meinungspluralismus und fördert innerhalb der Redaktion intensive Diskussionen in der täglichen Konferenz, die sich auch im veröffentlichten Meinungsbild niederschlagen. Letztlich lebe die Zeitung davon, dass es unterschiedliche Meinungen gebe und auch die taz-Leserschaft aktiv an den Diskussionen teilnehme, berichtet Marggraf. Ein weiteres Merkmal, auf das viel Wert gelegt werde, sei der tägliche "taz-Moment" auf Seite Eins, der traditionell einen besonderen Einstieg in die tägliche Berichterstattung mit raffinierten Titeln und Wortspielen – eben einem besonderen Moment – bietet.

Lang gelebte Digitalisierung

Die taz zählt zu den deutschen Zeitungen, die sich bereits – ab Mitte der 90er Jahre – intensiv mit dem Internet und dessen Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen auseinandersetzt. So hat die taz bereits sehr früh besondere, auch freiwillige Zahlmodelle (»taz zahl ich«) entwickelt, die den Lesegewohnheiten ihrer Leser:innenschaft entgegenkommt. Seit Ende der 2010er Jahre beschäftigte sich der taz-Verlag unter dem Namen »Szenario2022« auch mit der Möglichkeit, künftig die Print-Ausgabe komplett einzustellen und nur noch in digitaler Form zu erscheinen.

 

Auch wenn es noch nicht so weit ist, so hat die taz in den letzten Jahren ihre E-Paper-Angebote und Online-Präsenz stetig weiter ausgebaut und ergänzend verschiedene Formate wie Podcasts eingeführt. Besonders erfolgreich ist der »Bundestalk«, in dem bis zu vier Redaktionsmitglieder regelmäßig über aktuelle Themen diskutieren. Bei der Entwicklung neuer Produkte gehe es immer auch darum, die Leser:innenschaft beim Umstieg in die zunehmend digitale Mediennutzung mitzunehmen. Dabei seien aber auch Fragen der eigenen Klimabilanz zu klären, die nicht nur in Bezug auf Print-Ausgaben ein Thema seien, sondern genauso digitale Angebote betreffe, vor allem soweit Nutzungen nicht rein stationär erfolgen.

 

Die Berliner Skyline

Nachdem ersten Gesprächsteil, in dem wir bereits viel Interessantes über die Taz erfahren konnten, genossen wir während einer kleinen Pause auf der Dachterrasse des noch recht neuen und architektonisch beeindruckenden taz-Gebäudes die schöne Aussicht auf die Berliner Skyline. Anschließend fand noch eine ausführliche und angeregte Frage- und Diskussionsrunde statt, in der die vorherigen Themen vertieft und Überlegungen und Gedanken zum Zeitungsleseverhalten, zur Diversität, Digitalisierung und Klimabilanz geteilt wurden.

 

Für uns Mediapublishing-Studierende war es ein weiterer spannender Teil unserer Exkursion. Der Pressemarkt befindet sich in großen Umbrüchen und der taz-Verlag zeigt sich dabei als sehr innovations- und zukunftssorientiert. Dies lässt gespannt auf die Pressebranche und den Journalismus der kommenden Jahre blicken.

 

Julia Gramlich