Diese Website verwendet nur technisch notwendige Cookies. In der Datenschutzerklärung können Sie mehr dazu erfahren.

Zum Hauptinhalt springen
Logo, Startseite der Hochschule der Medien

Tropen: Trends setzen, anstatt ihnen zu folgen

Am dritten Tag unserer Exkursion verschlug es uns am Morgen nach Berlin-Kreuzberg zum Tropen Verlag, einem der ersten deutschen Independent Verlage, der 1996 von Michael Zöllner gegründet wurde. Seit 2008 ist Tropen ein Imprint von Klett-Cotta, der ein möglicherweise urbaneres, jüngeres Programm mit einem Fokus auf gesellschaftlich-politische Themen, bietet.

Wir sprechen mit Lena Stöneberg aus dem Lektorat, die uns erzählt, dass ein großer Fokus auf feministischen Themen und schreibenden Frauen liegt. Das kleine Team aus etwa fünf Mitarbeitenden ist ebenfalls hauptsächlich weiblich besetzt. Eine Besonderheit ist, dass das Team in Berlin hauptsächlich für das Lektorat zuständig ist und ansonsten die Abteilungen von Klett-Cotta aus Stuttgart nutzt.

Frau Stöneberg berichtet, dass eine zentrale Aufgabe im Lektorat der Tropen das Lesen von Manuskripten sei – aber auch das Scannen von Konkurrenztiteln. Dennoch umfasst der Alltag im Lektorat noch mehr. So müssen intern die anderen Abteilungen von den neuen Titeln überzeugt und für diese begeistert werden, es finden Strategiesitzungen mit Abteilungsleitenden statt, in denen Erscheinungstermin, Cover, sowie Marketing- und Kommunikationsziele thematisiert werden. Es werden Klappentexte geschrieben und Cover beurteilt. Nicht zuletzt geht es bei Tropen auch um die Zusammenarbeit mit Übersetzer*innen von international akquirierten Titeln.

Auch über das Thema Projektakquise und Programmplanung sprechen wir. "Programmplanung ist eine Kunst", teilt uns Frau Stöneberg hierzu mit, denn ein gutes Programm muss von vorne bis hinten interessant sein, um auch den Buchhandel für das neue Angebot zu begeistern.

Bei Tropen besteht das Programm aus neun Novitäten pro Halbjahr, darunter drei Krimis, die auch finanziellen Puffer bieten sollen und drei Sachbücher, die feministische, politische und aktuelle Debatten abbilden. Gerade befindet sich Tropen in der Planungsphase für das Frühjahrsprogramm 2024.

Wir erfahren von Frau Stöneberg zudem noch etwas über den Werdegang als Lektor*in. Für den Beruf sei ein Literaturstudium von großen Vorteil (Literaturwissenschaften / Germanistik o.ä.), ebenso wie die Kenntnis von mehreren Sprachen (z.B. Schwedisch, um Neuerscheinungen gleich im Original bewerten zu können). Auf dem deutschen Markt sind dabei vor allem skandinavische Sprachen, aber natürlich auch Französisch und Englisch besonders wichtig. Nach dem Studium folgt normalerweise ein Volontariat von knapp anderthalb Jahren. Erst danach ist im Normalfall eine Stelle als Junior Lektorin möglich. Es ist kein einfacher Werdegang bis ins Lektorat, betont Frau Stöneberg, aber die Arbeit sei es am Ende definitiv Wert.

Das kleine Büro in Berlin verlassen wir schließlich am Mittwochmittag, ausgestattet mit einigen neuen Büchern, die wir mitnehmen durften und vielen spannenden Gedanken und Einsichten in den Tropen Verlag und sein Wirken.

 

Rebekka Hatzenbühler