Eingestaubt? Von wegen!

Nachhaltigkeit in der Buchbranche

von Katharina Michalewicz

Immer mehr Unternehmen passen ihre Produktionsverfahren an, um nachhaltige Produkte anbieten zu können. Doch wie sieht das in der Buchbranche aus? Einer Branche, der oft nachgesagt wird, eingestaubt zu sein.
Eingestaubt? Von wegen! Moderne Verlagsarbeit kann nachhaltig und klimaneutral sein. Wie das gelingt, erzählt Charlotte Stiefel, die Gründerin des neunmalklug verlag.

 
Abb. 1: Logo des neunmalklug verlags auf der Homepage
Charlotte hat Mediapublishing an der HdM studiert. Die Idee für den eigenen Verlag kam ihr nach dem Studium, als sie ihrer kleinen Nichte ein Buch schenken wollte. »Ich fand kein Bilderbuch für die Kleinsten, das meinen inzwischen hohen Ansprüchen an eine nachhaltige und ungiftige Herstellung erfüllte«, erzählt Charlotte. Zu dieser Zeit war sie auf der Suche nach einem Job und recherchierte viel über Nachhaltigkeit. Dabei stieß sie auf das Cradle to Cradle® Verfahren, bei dem in Kreisläufen produziert und alle Inhaltsstoffe biologisch abgebaut oder wiederverwendet werden.
Charlotte beschloss daraufhin, selbst Bücher zu verlegen und sie nach diesem Verfahren produzieren zu lassen. So gründete sie 2014 den neunmalklug verlag. Im Jahr 2017 wurde er als eine GbR angemeldet und Charlottes ehemalige Kommilitonin Sarah Roller stieg in den Verlag mit ein. Seitdem führen sie ihn gemeinsam umfassend ökologisch. Für die tägliche Arbeit werden beispielsweise nachhaltige Büromaterialien verwendet. Das Geld wird bei einer ökologischen Bank verwaltet und auch sonst wird beim Strom- und Rohstoffverbrauch auf Nachhaltigkeit geachtet.

 
Abb. 2: Charlotte (links) und Sarah (rechts) beim Brainstorming in der Natur. © Black Deer Photography

Am tollsten findet es Charlotte, Erfolg mit dem zu haben, was sie tut. Sie lernt jeden Tag etwas Neues dazu und bildet sich weiter, vor allem auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Dort gibt es ständig Entwicklungen und neue Ansätze. Während des Studiums hat sie viel Wissen angesammelt, das ihr bei der Verlagsgründung geholfen hat und ihrer täglichen Arbeit zugute kommt, z.B. im Bereich Gestaltung, Satz und Herstellung.
Flexible Arbeitszeiten und Selbstständigkeit genießt Charlotte sehr. Aber natürlich muss bei einem eigenen Verlag auch darauf geachtet werden, wie mit den Finanzen umgegangen wird und wofür sie eingesetzt werden. Es ist nicht leicht, sich als kleiner Verlag in der Branche und am Markt zu etablieren, aber mit viel Ausdauer, kreativen Ideen und Herzblut kann es gelingen. Charlotte würde sich jederzeit wieder dafür entscheiden, auch wenn sie mit ihrem heutigen Wissen einiges anders machen würde als 2014.
Seither hat sich im Bereich der Nachhaltigkeit einiges in der Buchbranche getan. »Gerade bei Kinderbüchern könnte es aber noch mehr sein«, findet Charlotte. Ihrer Meinung nach werden noch zu viele schadstoffbelastete Rohstoffe eingesetzt, weil vor allem auch viel in China gedruckt wird. Sie sieht noch viel Verbesserungspotenzial für die Verlage. »Dazu müsste auch einfach weniger produziert werden.«

 
Abb. 3: Ein nachhaltig produziertes Kinderbuch aus dem neunmalklug verlag © Black Deer Photography

Es gibt viele Wege, sich nachhaltig in der Buchbranche zu engagieren. Charlottes Tipp: »Einfach hartnäckig sein und immer wieder nachfragen, warum man dies und jenes nicht nachhaltig produzieren kann.« Oft sind in den Verlagen fehlendes Wissen oder unzureichende Erfahrungen mit nachhaltigen Produktionsverfahren ein Grund dafür, dass nicht nachhaltig produziert wird. Hier sind kreative Ansätze genauso gefragt wie das Interesse für nachhaltige Themen.
An der HdM gibt es viele Möglichkeiten, sich im Studium mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen – entweder im Rahmen von Vorlesungen oder bei Veranstaltungen.
Die Buchbranche ist also alles andere als eingestaubt. Es schlummert viel Potenzial im Bereich Nachhaltigkeit, der in den nächsten Jahren vermutlich noch stärker in den Fokus rücken wird.
Charlotte und Sarah zeigen, dass man mit einem nachhaltigen Verlag Erfolg haben kann. Man muss sich nur trauen, etwas auszuprobieren. Denn so können sich viele neue Gelegenheiten bieten, beruflich etwas zu machen, das einem am Herzen liegt.

Egal, ob man nach dem Mediapublishing-Studium einen eigenen Verlag gründen, dort arbeiten oder sich anderweitig in der Branche engagieren will – für alle, die Lust auf eine spannende und nachhaltig bleibende Branche haben, ist Mediapublishing genau das Richtige!