Arbeitssituationen und Kooperationen in der Kreativwirtschaft
Prof. Dr. Martin Engstler, Institut für Kreativwirtschaft, Hochschule der Medien Stuttgart
Das Institut für Kreativwirtschaft (IKW) an der Hochschule der Medien erforscht die ökonomische Bedeutung, die Rahmenbedingungen und die Erfolgsfaktoren der Kreativwirtschaft sowie deren Wechselwirkungen mit anderen
Industriezweigen. Mit dem Trendbarometer Kreativwirtschaft Baden-Württemberg hat das IKW seit dem Jahr 2012 eine jährliche Studienreihe etabliert, die Trends und Herausforderungen sowie jährlich wechselnde Maßnahmenschwerpunkte
bei Kreativschaffenden aller Teilbranchen der Kreativwirtschaft erhebt. So standen die besondere Arbeitssituation von Kreativschaffenden und die Ausgestaltung erfolgreicher Kooperationen innerhalb der Kreativwirtschaft und darüber
hinaus im Mittelpunkt des Trendbarometers Studie 2014.
Kreative arbeiten anders
Die Arbeitssituation der Kreativen ist häufig durch atypische Beschäftigungsverhältnissen sowie durch eine hohe Flexibilität der Arbeitsgestaltung gekennzeichnet. Bereits im Trendbarometer 2013 wurde die Bedeutung der Bewahrung
ihrer persönlichen Work-Life-Balance als wichtige Herausforderungen von den Studienteilnehmern der zumeist jungen und kleinen Unternehmen genannt. Rund 44 Prozent nannten diesen Aspekt sogar als die zweitwichtigste unternehmerische
Herausforderung. In der Umfrage 2014 wird diese Fragestellung nun als Schwerpunktthema vertieft. Dabei zeigt sich, dass lediglich 23 Prozent der Kreativschaffenden bei der Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben
Verbesserungsmöglichkeiten sehen. Es scheint als hätten sich die Kreativschaffenden mit ihrer Arbeitssituation, die keine klare Abgrenzung zum Privatleben aufweist, abgefunden und diese akzeptiert. Hauptursache dieser besonderen
Arbeitssituation ist, dass Kreativität nicht nach Stundenplan kommt und geht (57%) und, dass zu spät eingereichte bzw. dringliche Kundenaufträge (44%) erledigt werden müssen, egal an welchem Wochentag bzw. zu welcher Tageszeit.
Hinzu kommt, dass 50 Prozent häufig und 43 Prozent zumindest hin und wieder unter starkem Zeitdruck ihre Leistung erbringen müssen. Die Kreativschaffenden sind - wie alle auftragsorientierten Dienstleister - termingetrieben und
müssen sich an die Prozesse ihrer Dienstleister und Auftraggeber anpassen.
Erfolg basiert auf Kooperationen
Die Ergebnisse des zweiten Schwerpunkts der Studie, Kooperationen in der Kreativwirtschaft, zeigen, dass 69 Prozent der Kreativen mit anderen Unternehmen der gleichen Branche und 15 Prozent mit Unternehmen anderer Wirtschaftszweige
in Zusammenarbeit stehen. Ein Grund hierfür ist die kleinteilige Unternehmensgröße der vielfach jungen Kreativunternehmen, die eine Kooperation zur Sicherung des Unternehmenserfolgs bedingt. Erfolgreiche Kooperationen zeichnen sich
bei 87 Prozent der Befragten durch die Ergänzung der eigenen Kompetenz und bei 61 Prozent durch den Zugewinn an Know-how aus. Die Ergänzung personeller Kapazität ist für 37 Prozent ein zusätzlicher Erfolgsfaktor von einer
Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, gefolgt von verschiedenen Aspekten der Reduktion unternehmerischer Risiken (23%). Diese erfolgreichen Kooperationen basieren auf dem regelmäßigen Austausch in Form von Meetings (68%) und
Meetings auf Leistungsebene (65%). Damit wird dem direkten persönlichen Dialog eine hohe Bedeutung zugemessen.
Fazit
Der Erfolg der Kreativbranchen basiert auch in Zukunft auf einer intensiven Kooperationstätigkeit. Dies hat aber auch seinen Preis: die damit verbundene Kontaktarbeit steht bei vielen Kreativschaffenden einer
ausgewogenen Work-Life-Balance entgegen.
Das Creative Industries Lab steht jederzeit unseren Studierenden als Gruppenarbeitsraum zur Verfügung.