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WI International: Manuel aus Almeria im Interview

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Ich bin vor anderthalb Jahren abgereist und mindestens einmal pro Woche erinnere ich mich an alles, erzählt Manuel Romero Yélamos, Student aus Almería, Spanien. Manuel verbrachte im Sommer 2019 sein Auslandssemester bei uns an der HdM im Minor Programm des Studiengangs Wirtschaftsinformatik und digitale Medien.

Vor seiner Ankunft befürchtete Manuel, dass ein Studium an einer deutschen Hochschule sehr hart werden würde, da der Deutsche Stereotyp seiner Meinung nach „sehr hart" sei. „Die Deutschen werden Dir nicht sagen, wann Du gut bist, aber sie werden es Dich wissen lassen, wann Du schlecht bist."

 

Allerdings wurde er positiv überrascht von seinem Aufenthalt an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Er beschreibt sein Auslandssemester an der HdM als „superprofitabel" und schwärmte im Interview förmlich von dem guten Gleichgewicht zwischen Workload und Freizeit sowie von der Praxisnähe des Studiengangs. Auch von den Kursen und Lehrenden und natürlich von Stuttgart selbst war er schwer begeistert. Manuel ist sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben und einen deutschen Mini-Abschluss in Business Analytics erlangt zu haben, der ihm in seiner Karriere „neue Türen" öffnet. Auf die Frage hin, wie ihm die Kurse gefallen haben, antwortete er, dass einige der Lehrenden, mit denen er an der HdM zu tun hatte, „großartig" waren und zu den besten gehörten, die er in seiner Karriere erleben durfte.

 

Beim Thema Big Data-Kurs berichtete Manuel in seinem Interview vom Machine-Learning-Programm und den Schwierigkeiten, die er und seine Teammitglieder bei der Bearbeitung des Projektes hatten. Den Ratschlag, den die Gruppe daraufhin vom Dozenten erhielt, ist Manuel bis heute in Erinnerung geblieben. "Wenn Sie versuchen, einen Nagel einzuschlagen, und er geht nicht rein, wechseln Sie das Werkzeug." Damit veränderte sich der Blickwinkel der Gruppe total und sie fanden eine geeignete Lösung, um das Projekt erfolgreich zu Ende zu bringen.

 

Im Interview spricht Manuel auch über das ERASMUS+-Stipendium, seine Unterkunft und über die verschiedensten Freizeitaktivitäten in und um Stuttgart. Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihm das Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen sowie die Museen von Mercedes-Benz und Porsche. Generell sagt der junge Spanier, dass er jedem Studierenden einen Auslandsaufenthalt an der HdM nur empfehlen könne.

 

Hier kommt Ihr zum original Interview auf Spanisch: Interview Incoming Manuel, Almería (UAL)

 

Interview mit Manuel aus Almeria (Übersetzung):

Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Studienaufenthalt im Ausland und insbesondere im Bereich der Medien zu absolvieren?
Das Studium an einer deutschen Hochschule ist ein sehr guter Nachweis für den Lebenslauf. Ein Professor der HdM (Peter Lehmann) kam in unseren Kurs "Datenstruktur und Algorithmen II" und sprach mit uns über seine Universität und die Möglichkeit, einen Minor in Business Analytics (eine Art Mini-Abschluss) zu erhalten.

Jetzt, wenn ich mein Studium beende, werde ich sagen können, dass ich einen IT-Abschluss und einen deutschen Abschluss in Business Analytics habe. Mein Aufenthalt war wie ein normaler Erasmus+-Aufenthalt (man besteht die Fächer), aber man bekommt auch einen Bonus. Ich dachte, es sei eine sehr gute Gelegenheit, da es ein Abschluss ist, der mir in Zukunft Türen öffnen kann.

 

Was haben Sie von Ihrer Erfahrung mit Erasmus+/Zielland/Hochschule erwartet und wie war es wirklich?
Ich dachte, dass es an einer deutschen Universität sehr hart sein würde, aber nein. Der Ansatz ist ein sehr praktischer und es werden kontinuierlich Evaluierungen der Kurse durchgeführt. Das Arbeitsniveau ist hoch, aber man hat trotzdem noch Freizeit. Wenn man sich dort in Arbeitsgruppen trifft, verbringt man sechs Stunden am Stück an der Hochschule. Vielleicht ist das zu viel, aber das Gute daran ist, dass es uns Studierenden am Ende viel freie Zeit lässt.

 

Würden Sie anderen Studierenden einen Auslandsaufenthalt empfehlen?
Ja, absolut. Unser Koordinator an der UAL ist Professor Fernando Bienvenido. Er hat mir und einem anderen Freund mit unseren Papieren sehr geholfen. Diese mussten noch vor Erhalt des Stipendiums ausgefüllt werden. Da er auch Peter kennt, weiß er, wie die Abläufe an der HdM aussehen und gibt vorab viele Ratschläge. Er kennt sich sehr gut mit den Strukturen und der Organisation eines Auslandsaufenthalts aus und hat mir beim Ausfüllen der Papiere geholfen und dort auch vorab einen Fehler behoben, den ich gemacht hatte. Aufgrund dieser Erfahrungen betrachte ich ihn nicht nur als Lehrer, sondern auch als Freund, und wir schreiben von Zeit zu Zeit über WhatsApp (immer unter Wahrung des Respekts). Wenn Sie an diesem Reiseziel interessiert sind, können Sie ihm sicher schreiben und Ihre Fragen stellen.

 

Wie viel Geld haben Sie durch Ihr Stipendium erhalten? War es ausreichend? War es günstig oder teuer?
Ich erhielt 500 Euro im Monat und es schien, als ob es auf den Cent genau berechnet worden wäre, denn so viel kosteten mich die Wohnung (316 Euro) und das Essen. Die Lebensmittel kosten dasselbe und es gibt einige günstigere Dinge in Deutschland. Die Miete einer gewöhnlichen Wohnung außerhalb kostet mehr als 1200 Euro. Daher ist das Wohnheim zu bevorzugen. Darüber hinaus ist die Zimmerreservierung (falls gewünscht) bei der Aufnahme in den Minor inbegriffen.

Kurz gesagt, ist das Leben als Studierender in Stuttgart günstiger als in Almería. Nicht nur wegen des Wohnheims. So kostet zum Beispiel die Fahrt von der Universität oder dem Wohnheim zum Zentrum 2,60 Euro, für Universitätsstudenten ist sie jedoch kostenlos.

Man muss aber dennoch einen Teil der Ersparnisse verwenden oder die Eltern um Hilfe bitten. Nach Absolvierung des Kurses an der HdM war ich in Litauen und das war teurer als in Deutschland.

 

In welcher Sprache haben Sie Ihren Unterricht abgehalten? War es schwer, sich daran zu gewöhnen?
Alle Kurse waren auf Englisch, mit Ausnahme des Deutschkurses. Dies ist ein Pflichtkurs auf A1-Niveau (man erhält ein Zertifikat, wenn man das Fach bestanden hat). Das Gute ist, dass meine Lehrerin sehr gut Spanisch sprach. Es ist sehr lustig, denn als wir sie auf Englisch nach etwas fragten, entgegnete sie, warum wir nicht auf Spanisch gefragt haben.

 

Welche Kurse/Lehrer haben Ihnen am meisten/am wenigsten gefallen?
Von meinen fünf Lehrern (den Deutschkurs nicht mitgezählt) waren drei großartig und gehörten zu den besten, die ich in meiner Karriere kennengelernt hatte.

Beim Big Data-Kurs haben wir mit einem sehr interessanten maschinellen Lernprogramm gearbeitet. Dieser Lehrer sagte mir etwas, an das ich mich noch erinnere: "Wenn Sie versuchen, einen Nagel einzuschlagen und er geht nicht rein, wechseln Sie das Werkzeug"; er hat es mir auf Deutsch hinterlassen, sodass ich nicht wirklich weiß, wie ich es übersetzen soll. Wir steckten in einem Projekt fest, aber wir wandten den Rat an, fingen von null an und konnten es dann beinahe sofort fertigstellen.

Peter ist großartig und konzentriert sich sehr auf die kontinuierliche Evaluierung. In der mündlichen Prüfung (3 von 5 Fächern sind mündliche Prüfungen) stellte er mir nur ein paar Fragen.

Und der Business-Englisch-Lehrer war eine wahre Freude. Er hat eine Menge Energie. Man merkt, dass er ein Mann ist, der viel gereist ist und weiß, wie man mit Menschen aus anderen Ländern umgeht.

 

Was hätten Sie anders gemacht, bevor Sie Erasmus+ verließen/von Erasmus+ zurückkehrten?
Vielleicht hätte ich ein bisschen mehr Englisch geübt. Ich bin mit einem genehmigten B2-Level gegangen, aber dann trifft man Leute von anderen Orten und es dauert einen Monat, bis man sich daran gewöhnt hat. Es ist eine Zeit, die man in Beziehungen investiert.

Ich hätte auch gerne mehr Kontakt zu den Menschen, die ich getroffen habe gehalten. Leider habe ich ihn verloren, was aber natürlich passiert.

 

War es schwierig, eine Unterkunft zu finden? Welchen Rat würden Sie Ihren Kommiliton*Innen geben?
Überhaupt keine Ratschläge, die HdM empfiehlt eine Unterkunft am Filderbahnplatz. Dies ist ein Wohnhaus, das in Stockwerke unterteilt ist und innerhalb des Stockwerks haben Sie einen ziemlich großen Raum. Der Raum kann verschlossen werden. Die Wohnung hat eine Dusche für je drei Studierende und eine Küche für 6, aber ich hatte nie Probleme. Es ist möglich, mit deutschen Studierenden dort zusammenzuleben. Es fühlte sich an, als wären wir alle eine große ERASMUS Familie, man konnte keine Unterschiede erkennen, dass es deutsche Studierende waren. Mit einigen von ihnen stehe ich noch immer in Kontakt.

Als Tipp würde ich sagen, dass man die Wohnung sauber hält, um den Hausmeister (Gebäudeverwalter) bei Laune zu halten. Ansonsten war alles in Ordnung, es ist ein großartiger Ort zum Leben.

 

Wie ist die Atmosphäre an Ihrer Gasthochschule und an Ihrer Heimatuniversität?
Die HdM ist eine Hochschule, die sich auf Computer sowie auch auf Design und Fotografie konzentriert, es gibt also Studierende aller Art.

Auf der anderen Seite sind die meisten deutschen Studierenden etwas verschlossen, obwohl die Erasmus-Gemeinschaft sehr freundlich ist. Es gibt viele internationale Studierende. Die Deutschen studieren viel, aber sie feiern auch gerne und viel.

Die Hochschule ist von Häusern umgeben, in denen Studenten wohnen. Die HdM organisiert auch Feste im reinsten amerikanischen Stil. Sie bauen Bühnen für Konzerte auf und viele Unternehmen kommen, um für die Veranstaltung zu werben und sie zu sponsern.

 

Welche Aktivitäten würden Sie in Ihrer Zielstadt empfehlen?
Ich empfehle Ulm, dort steht die höchste Kathedrale der Welt. Man verbringt 20 Minuten mit Treppensteigen, aber es ist toll.

In Stuttgart empfehle ich im 2. Quartal den Besuch des Frühlingsfestes, der Frühlingsversion des Oktoberfestes. Es ist wie ein Straßenfest in Almería, aber mit vielen Essensständen (Currywurst usw.) und mit Attraktionen, die hier nicht erlaubt sind. Ebenfalls empfehle ich das Bier. Auch für diejenigen, die sonst keinen Alkohol trinken. Es gibt nur eine Möglichkeit: ein 1-Liter-Krug für 10 Euro.

Auch den Besuch des städtischen Schwimmbads kann ich empfehlen. Der Eintritt ist günstig und das Schwimmbad ist ein richtiger Badepark mit vielen Rutschen und verschiedenen Pools.

Das „Wuba" ist eine Bar für und von Studenten, die donnerstags geöffnet ist. Es befindet sich im Erdgeschoss eines der Studentenwohnheime und ist sehr schön. Auch die verschiedenen Mottofeiern kann ich empfehlen, alle sind durch das jeweilige Motto motiviert, sich von oben bis unten zu verkleiden.

Das Mercedes-Benz- und das Porsche-Museum sind fantastisch, auch wenn man eigentlich keine Autos mag.

Beim Schokoladenhersteller Ritter Sport kann man das Museum an der Fabrik besuchen oder direkt im Geschäft riesige Mengen von Schokolade kaufen.

Am Stadtrand von Stuttgart im Wald liegt der Fernsehturm. Für 5 Euro kann man mit dem Aufzug hinauffahren und die Aussicht genießen, welche sehr beeindruckend ist!

Der Hauptplatz der Stadt ist der Schlossplatz. Dort trifft man sich zum Trinken (das ist legal) und zum Picknick oder Kartenspielen. Hier werden auch oft Bühnen aufgebaut und es gibt Konzerte. Wir sahen Bob Dylan: Er gab ein Konzert in einem Palast und wir lagen draußen und konnten zuhören.

Schließlich gibt es in diesem Gebiet freitags einen Flohmarkt. Es gibt Sachen aus zweiter Hand und es ist sehr interessant, dorthin zu gehen und ein paar billige Souvenirs mitzunehmen. Ich habe viele alte deutsche Tickets gekauft.

Ein weiterer Ort, den ich empfehle, ist das Teehaus, welches von Bäumen umgeben ist und einen Aussichtspunkt hat, von dem aus man die ganze Stadt sehen kann. Viele Menschen gehen dorthin, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Es gibt dort noch viel mehr zu sehen und nahe gelegene Städte zu besuchen, aber zum Schluss möchte ich noch den Killesberg hervorheben. Einen riesigen Park mit vielen Gärten, Lamas und Ziegen. Es gibt auch einen kleinen Zug, der durch den Park fährt. Der Spiralturm am Killesberg ist nicht zu übersehen und eine beeindruckende Attraktion. Er besteht vollständig aus Metall und steht auf einer Stelle, der Rest wird von Stahlseilen gehalten und wenn man oben auf ihm steht (40,4 Meter) kann man bei Wind gut merken, wie er sich bewegt, obwohl er natürlich völlig sicher ist.

 

Welche Auswirkungen hat diese Erfahrung auf Ihr Leben gehabt?
In Bezug auf meine berufliche Karriere ist es eine superprofitable Erfahrung. Ich hatte bereits einige Vorstellungsgespräche, in denen ich nach meinem in Deutschland erworbenen Wissen gefragt wurde. Das A1-Sprachniveau ist auch eine Möglichkeit, sich zu motivieren, die Sprache noch besser zu beherrschen. Denn Deutschland ist eine sehr gute Arbeitsplatzoption.

Auf persönlicher Ebene hat es mir sehr gefallen, es hatte eine sehr positive Wirkung, auch wenn ich es sehr vermisse. Ich bin vor anderthalb Jahren abgereist und mindestens einmal pro Woche erinnere ich mich an alles.

Eine Sache, die ich mitgenommen habe (und von der Fernando mir erzählt hat) ist, dass die Deutschen Ihnen nicht sagen werden, wann Sie gut sind, aber sie werden Ihnen sagen, wann Sie schlecht sind. Das macht Sie hart.

Es ist auch eine Möglichkeit, herauszukommen und das Nest zu verlassen. Man sieht, wie das Leben dort ist. Sie sind ganz anders als wir, sie nehmen es sehr ernst. Sie wissen, wann sie arbeiten und wann sie sich entspannen müssen. Sie sind die Besten im Arbeiten und Feiern, sie wissen beides sehr gut zu kombinieren.

 



Weiterführende Links:
Original Interview mit Manuel auf spanisch
Akademisches Auslandsamt an der Hochschule der Medien

30. November 2020