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Digitale Transformation Universitätsklinikum Tübingen: Konzeptentwicklung und Prototyp digitaler Ärzt:innen-Patient:innen Kommunikation

In diesem Sommersemester arbeiteten Studierende aus der Fakultät 3 der Hochschule der Medien (HdM) und der Universität Hohenheim aus dem Lehrstuhl Ökonomik und Management sozialer Dienstleistungen des Instituts für Health Care und Public Management Hand in Hand.

 

Verankert war das Projekt beim Universitätsklinikum Tübingen (UKT) im Rahmen des Projekts Teletransplant, welches durch Prof. Dr. Dr. Martin Holderried (Geschäftsführer und Chief Medical Information Officer (CMIO) Zentralbereich Medizin) & PD Dr. Martina Guthoff (Geschäftsführende Oberärztin Innere Medizin IV) vertreten wurde.

Ziel des Projekts war es, einen Digitalisierungsprozess für das Erstaufklärungsgespräch für Patientinnen und Patienten im Kontext von Nierentransplantationen auf den Weg zu bringen.

Die vier gemischten Studierendenteams entwickelten aus Sicht der jeweils vorgegebenen Anspruchsgruppe Prototypen für die digitale Transformation des Erstaufklärungsgesprächs. Dabei handelte es sich um die folgenden Zielgruppen: Patientinnen und Patienten, Angehörige und medizinisches Fachpersonal.

 

Zunächst stellten die Teams der Zielgruppe Patient:innen ihre Lösungen vor. Mittels Fachliteratur und Interviews mit der Zielgruppe fanden die Teams heraus, dass ihre Zielgruppe ein großes Bedürfnis nach Sicherheit hat. Differierend waren die Aussagen der befragten Personen hinsichtlich des Umfangs an Informationen und ob diese digital oder analog zur Verfügung gestellt werden sollten. Einig waren sich die Teams darin, dass die bereitgestellten Informationen leicht zugänglich, verständlich und barrierefrei sein müssen.

 

Beide Teams setzten als Lösung auf ein Web-Portal mit eigenen Log-ins sowie umfassenden Informationssammlungen. Eines der Teams entwickelte zusätzlich eine analoge Broschüre mit Sammelmappe, in diese alle wichtigen Papiere eingefügt werden können.

 

Die erarbeiteten Mock-ups für die Online-Portale der beiden Gruppen zeigten dem Publikum eindrucksvoll, wie digitalisierte Erstaufklärungsinformationen individualisierbar den Erkrankten zur Verfügung gestellt werden können. Nach dem Log-in der Patient:innen wurde zunächst abgefragt, welcher Umfang und Art der Informationen (Text, Video, Infografiken) gewünscht sind. Außerdem erarbeiteten die Teams zahlreiche Features wie ein integriertes Wörterbuch für Fachbegriffe, die Möglichkeit, unklare Textstellen zu markieren, um diese bei einem Besprechungstermin noch einmal mit den behandelnden Ärzt:innen zu besprechen, ein FAQ-Bereich sowie eine digitale Checkliste über den Prozess von der Aufklärung bis zur Operation oder ein Quiz am Ende, um zu rekapitulieren, ob alle Informationen korrekt verstanden wurden.

 

Natürlich gewährten die Studierenden dem Publikum auch einen Blick in die Zukunft. Wie könnten die Web-Portale weiterentwickelt werden und welche Features würden für eine Erweiterung noch Sinn machen. Im Anschluss an die Präsentationen der ersten beiden Teams entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen Krankenhauspersonal, Dozierenden und Studierenden, bei dem viele tolle Blickwinkel und Denkanstöße für eine Weiterentwicklung gesetzt wurden.

 

Das nächste Team hatte sich mit der Nutzergruppe der Angehörigen auseinandergesetzt und auch deren Bedürfnisse durch Interviews ermittelt. Ihr Mock-up eines Web-Portals präsentierte die Gruppe eindrücklich mit Hilfe eines Rollenspiels. Dabei spielten sie an einem konkreten Beispiel mit Lukas, dem Sohn einer Nierentransplantationspatientin, den Prozess einer Nierentransplantation durch und zeigten auf, was Angehörige in dieser Lage beschäftigt und wie diese über das Portal zum einen wichtige Informationen erhalten sowie einen Überblick bekommen, wie sie den Patient:innen mit konkreten Maßnahmen beistehen können. Dabei wurde deutlich, dass die Bedürfnisse der Erkrankten und der Angehörigen sich in vielen Punkten sehr nah sind.

 

Die letzte Gruppe hatte sich mit den Bedürfnissen des Fachpersonals innerhalb des Transplantationsprozesses beschäftigt. Auch dieses Team führte Interviews mit dem Fachpersonal (Ärzt:innen und Pfleger:innen) und wertete anhand dieser die jeweiligen Bedürfnisse der Zielgruppe aus. Die Bedürfnisse des Fachpersonals waren dabei eindeutig eine effiziente Nutzung der Zeit mit den Erkrankten, der solide Aufbau von Wissen bei den Patient:innen sowie eine einfache Bedienung des zu nutzenden Tools.

 

Die Studierenden entwickelten für die Erkrankten einen Lernpfad auf Basis der Informationen und Bedürfnisse des Fachpersonals. Die Lehrinhalte wurden in verschiedene Module eingeordnet und nach jedem dieser Module steht eine Zusammenfassung zur Verfügung, in der Kernaussagen optisch herausgestellt werden. Außerdem steht den benutzenden Personen am Ende eines jeden Moduls ein Fragefeld zur Verfügung. Zum Abschluss des Lernpfads erfolgte eine Abfrage des Wissensstandes mittels eines Multiple-Choice-Tests. Dies dient zum Auffangen von Missverständnissen und bietet dem Arzt einen Überblick über den aktuellen Wissensstand der Patient:innen. Außerdem haben Quizze jeweils eine positive Wirkung auf den Lernerfolg. Dem ärztlichen Fachpersonal soll es möglich sein den Fortschritt des jeweiligen Lernpfades einzusehen. Außerdem werden ihnen die Fragen aus dem Fragefeld direkt zugestellt.

 

Nach den Präsentationen gab es von Dozierenden und den Vertretern des UKT erst einmal viel Lob für die Studierenden. Alle Stakeholder des Projekts waren sehr zufrieden und lobten die anschaulichen und durchdachten Ergebnisse, die in der kurzen Zeit entstanden waren, ausdrücklich.

 

Auch die Studierenden selbst hatten für das Projekt viel positives Feedback, nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den beiden Hochschulen und dem UKT funktionierte reibungslos, die Studierenden freuten sich sehr darüber, an einem „realen“ Projekt zu arbeiten. Eine Studentin sagte, dass es sich gut anfühle, wenn man etwas Nachhaltiges geschaffen hat und damit einen Prozess am UKT anstoßen konnte.

 

Auch im folgenden Wintersemester wird es wieder ein Folgeprojekt mit dem Universitätsklinikum Tübingen geben, diesmal ohne die Universität Hohenheim. Im Wintersemester werden die Prototypen aus dem Sommersemester dann weiterentwickelt und zu einem Portal zusammengeführt, welches den Bedürfnissen aller Anspruchsgruppen gerecht wird.

 

02. September 2022