Nation Brand Germany
Images of Past and Present
"Made in Germany": Das war einmal ein negativ konnotiertes "Brandzeichen" im eigentlichen Wortsinne. Am Ende des 19. Jahrhunderts markierten damit britische Hersteller die minderwertigen Importwaren aus deutscher Produktion. Doch mittelfristig erwiesen sie sich damit einen Bärendienst: Die Warenproduktion wurde besser, die deutsche Industrie setzte auf Präzision - und verwendete das Label "Made in Germany" künftig als stolzes Markenzeichen für Qualität. Es entwickelte sich zu einem Erkennungszeichen für Deutschland insgesamt. Ein frühes Beispiel für "Nation Branding", wie sich unschwer argumentieren lässt.
HdM-Professor Oliver Zöllner macht die Geschichte von "Made in Germany" zum Aufhänger für einen Blick auf Deutschland als Marke, der in der zweiten Auflage des maßgeblichen Lehrbuchs "Nation Branding: Concepts, Issues, Practice" von Keith Dinnie erschienen ist. BMW, Mercedes, Porsche, Siemens und SAP, so macht Zöllner klar, sind sicherlich "national brands", nationale Marken, die auch zur Markenbildung von Deutschland insgesamt beitragen. Doch ist damit auch stets eine Gefahr für die "nation brand" verbunden, etwa wenn Volkswagen plötzlich für verfälschte Abgaswerte steht oder die Lufthansa für streikbedingte Unzuverlässigkeit - und damit Deutschland weniger vertrauenswürdig erscheint und letztlich weniger kompetitiv wird. Ebenso ist beim "nation branding" auch immer die Geschichte eines Landes mitzudenken, im Falle Deutschlands die in der öffentlichen Wahrnehmung auch im Ausland sehr dominante nationalsozialistische Diktatur (und bei Firmen wie beispielsweise Volkswagen deren Verstrickung darin). Diese Aspekte prägen das Image und den Markenkern des Landes. Dieser ist somit stets in Gefahr, negativ besetzt zu werden.
Doch hat es Deutschland in den letzten Jahren durchaus geschafft, teilweise ein neues Image zu kreieren und sich auch als Marke neu zu positionieren: etwa mit der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 (mit viel Glück dem guten Wetter geschuldet - und wer weiß, welchen Umständen sonst noch) oder mit Berlin als neuer Hipster-Kapitale (nicht zuletzt wegen der relativ günstigen Lebenshaltungskosten und billigen Flugtickets). Deutschland ist gerade sehr en vogue. Aber dies sind möglicherweise kurzfristige Trends, die schnell auch wieder umschlagen können, so Zöllner am Ende seines kurzen Beitrags.
An der Hochschule der Medien lehrt Oliver Zöllner den Masterkurs "Public Diplomacy and Nation Branding". Keith Dinnie ist einer der führenden Berater und Autoren zum Thema "Nation Branding".
Erschienen in:
Nation Branding: Concepts, Issues, Practice (2nd ed.)Auf den Seiten: 100-101
Autoren: Zöllner, Oliver
Hrsg.: Dinnie, Keith
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Routledge
Ort: London; New York
Weiterführende Links:
Buchbeschreibung des Verlages mit weiterführenden Links
Autoren
- Name:
- Prof. Dr. Oliver Zöllner
- Forschungsgebiet:
- Digitale Ethik, Empirische Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Public Diplomacy
- Funktion:
- Professor
- Lehrgebiet:
- Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Digitale Ethik, Public Diplomacy, Nation Branding, Hörfunkjournalismus
- Studiengang:
- Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
- Fakultät:
- Fakultät Electronic Media
- Raum:
- 216, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
- Telefon:
- 0711 8923-2281
- Telefax:
- 0711 8923-2206
- E-Mail:
- zoellner@hdm-stuttgart.de
- Homepage:
- https://www.oliverzoellner.de
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