Musikkonsum, Distinktion und Szenekultur
Analyse der Identitätsbildung in einer jugendlichen Szene am Beispiel der elektronischen Musik
Musik ist mehr als nur ein ein ästhetisches Vergnügen. Musik ist auch soziales, auf andere Menschen bezogenes Handeln. Musikalische Szenekulturen stellen komplexe Systeme dar, die ihren Mitgliedern, aber auch Außenstehenden eine Vielzahl von Rollen und Werten vermitteln. Im Kern stehen oft Fragen der Identität und das Aushandeln von Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit. Die Erforschung solcher vielschichtiger Prozesse ist in den Cultural Studies seit den 1970er-Jahren etabliert; zu nennen sind hier etwa die Studien von Dick Hebdige (1979), Sarah Thornton (1995) oder Ben Malbon (1999). Dominik Schatz hat sich in seiner Bachelorarbeit im Studiengang Medienwirtschaft daran gemacht, den Zusammenhang von "Musikkonsum, Distinktion und Szenekultur" zu erforschen. Am Beispiel der "Subkultur", die sich um die elektronische Musik (Rave usw.) gebildet hat, untersucht er, wie sich innerhalb dieser Szene Prozesse der Identitätsbildung gestalten.
Im ersten Teil seiner Studie geht Dominik Schatz unter Berücksichtigung der Fachliteratur zu Identitätsforschung, Erkenntnistheorie und der Soziologie der Frage nach, welche Faktoren den (Musik-) Geschmack prägen und welche sozialen Funktionen dieser erfüllt. Hier steht vor allem - im Sinne Pierre Bourdieus - der Geschmack und das Wissen um die Musik als Distinktionsmerkmal wie auch als kulturelles Kapital im Mittelpunkt. Mit Rückgriff auf Sarah Thornton wird der musikalische Geschmack anschließend als "subkulturelle Ressource" eingeführt. Diese Betrachtungen werden nachfolgend auf die Szene der elektronischen Musik übertragen. Um die bestehenden Theorien explorativ zu erweitern und ggf. zu bewerten, führte Schatz fünf nicht-standardisierte narrative Interviews durch. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Anhänger der elektronischen Musik keine konkreten Vorstellungen von ihrer Rolle für die Gesellschaft haben. Dies führt einerseits dazu, dass bestehende Bedeutungssysteme abgelehnt werden, andererseits aber die Wahrung von ökonomischen und anderen persönlichen Interessen Distinktionsbestrebungen hervorruft: Man will sich abgrenzen, will nicht "Mainstream" sein. Von den sozialen Faktoren abgesehen, zeigt sich zudem die Möglichkeit einer alternativen Selbstwahrnehmung, die durch das Umfeld des Musikkonsums und die physischen Reize der elektronischen Musik begünstigt wird.
Zum Download der Studie:
Schatz, Dominik (2013): Musikkonsum, Distinktion und Szenekultur. Analyse der Identitätsbildung in einer jugendlichen Szene am Beispiel der elektronischen Musik. Stuttgart, Hochschule der Medien: Bachelorarbeit.
Weiterführende Literatur:
Hebdige, Dick (1979): Subculture: The Meaning of Style. London, New York: Methuen.
Klein, Gabriele (1999): Electronic Vibration. Pop Kultur Theorie. Hamburg: Rogner & Bernhard.
Malbon, Ben (1999): Clubbing. Dancing, Ecstasy and Vitality. London, New York: Routledge.
Thornton, Sarah (1995): Club Cultures. Music, Media and Subcultural Capital. London, New York: Routledge.
Autoren: Schatz, Dominik
Seiten: 90 S. + Anhang (Dokumentation)
Weiterführende Links:
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- Dominik Schatz
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